DOMRADIO.DE: Wer war denn alles bei diesem Hearing dabei? Auch Vertreter des Vatikans?
Daniela Hottenbacher (Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend / BDKJ): Mit dabei war Schwester Nathalie Becquart, die Untersekretärin der Weltsynode. Sie hat uns ihre Eindrücke der Bischofssynode mitgebracht. Außerdem waren Gudrun Sailer von Vatican News und eine junge Jugendverbandlerin, Pauline Erdmann, vom BDKJ aus München und Freising mit dabei.
DOMRADIO.DE: Frauen in der Kirche war das große Thema. Da geht es um Gleichberechtigung. Inwiefern ging es auch um die Frage, ob Frauen zu den Weiheämtern zugelassen werden?
Hottenbacher: Das war natürlich auch ein Part, weil wir sehen, dass sich die Gesellschaft gerade wandelt und Frauen das Bedürfnis und das Gefühl haben, dass sie ein Recht haben, die Weihe zu empfangen und weiterzugeben. Das war für junge Vertreterinnen ein sehr wichtiges Thema.
In den Aussagen des Vatikans wird das gerade sehr offen gelassen. Wir wissen aber aus dem Abschlussdokument der Weltsynode, dass der Heilige Geist überall, wo er wirkt, nicht aufgehalten werden kann. Deswegen sehen wir, dass es vielleicht nochmal eine gute Diskussion in den kommenden Jahren geben könnte.
DOMRADIO.DE: Wie ist Ihr Eindruck vom Reformwillen im Vatikan? Bewegt sich da irgendwas?
Hottenbacher: Momentan bewegt sich noch sehr wenig. Wir hoffen aber, dass es mit Papst Leo vielleicht in kleinen Schritten die einen oder anderen Wege weiter nach vorne gibt mit Blick auf die Öffnung des Weiheamts, aber auch dafür, dass Frauen mehr Führungspositionen und Führungsrollen in der Kirche übernehmen können.
DOMRADIO.DE: Die Rolle der Frauen in der Kirche ist in Deutschland ein Thema, über das viel diskutiert wird. Ist denn auf anderen Kontinenten wie zum Beispiel Afrika die Stellung der Frau in der Kirche auch so ein großes Thema wie bei uns?
Hottenbacher: Sie sind noch nicht so weit. Da sind wir in Europa und gerade in Deutschland mit unserem Synodalen Weg in den letzten Jahren sehr viele Schritte weiter vorangegangen. Als Weltkirche sehen wir aber das Problem, alle Menschen auffangen zu können.
Da wäre dann aber die Frage, ob man in verschiedenen Regionen nicht auch schon mal Sachen anpassen kann, weil die Gesellschaft dort eine andere Dimension hat und die Kirche eigentlich die Zeichen der Zeit aufgreifen sollte.
DOMRADIO.DE: In dieser Woche in Rom wird zum Fest der Jugend viel gefeiert. Wie erlebt der BDKJ das, vor Ort gerade dabei zu sein?
Hottenbacher: Diese Vielfalt an Nationen, an jungen Menschen, die in Frieden zusammenkommen, ist einfach schön zu beobachten. Es gibt gemeinsames Singen. Es sind jetzt 500.000 junge Menschen aus aller Welt hier.
Wenn man sich die Weltjugendtage und jetzt diese Zeit hier in Rom anschaut, gibt es kein anderes vergleichbares Event, wo junge Menschen friedlich und ohne Wettkampfgedanken zusammenkommen.
Das Interview führte Julia Reck.