Keine Hinweise auf Zunahme von Angriffen auf Kirchen

"Tatort Kirche"?!

Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gibt es in Deutschland keine Hinweise auf eine Zunahme von Angriffen auf Kirchen - anders als etwa in Frankreich und in den USA. Aber auch in Deutschland gebe es Angriffe, so das Blatt weiter.

Autor/in:
Gottfried Bohl
Symbolbild: Überwachungskamera an einer Kirche / © pixinoo (shutterstock)
Symbolbild: Überwachungskamera an einer Kirche / © pixinoo ( shutterstock )

Als Beispiele nennt sie unter anderem die Attacke vom Sonntag auf einen Priester in einer katholischen Kirche in Berlin sowie Fälle von Vandalismus und Aufbrüche von Opferstöcken.

Lutz Dettmer vom Versicherungsdienst Ecclesia zählt laut der Zeitung fast alle evangelischen sowie eine große Zahl katholischer Kirchen zu seinen Kunden. In Deutschland und Österreich gibt es nach seinen Angaben "keine statistischen Auffälligkeiten und auch keine Sprünge in den Schadensfällen". Allerdings beobachte er, dass es weniger Schadensfälle gebe in Regionen mit höherer Kirchenbindung: "Wo die Einwohner kirchenferner sind wie in Ostdeutschland, verzeichnen wir mehr Fälle."

Wie verbreitet Übergriffe auf Kirchen in Deutschland tatsächlich sind, lässt sich nach Angaben der Zeitung kaum verlässlich beziffern.

Die Evangelische Kirche in Deutschland zum Beispiel verfüge nicht über bundesweite Zahlen und wisse auch nichts von Landeskirchen, die entsprechende Statistiken führen. Auch die Polizei habe keine bundesweiten Zahlen.

Zahlen der Landeskriminalämter ausgewertet

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hatte im Frühjahr Zahlen der Landeskriminalämter ausgewertet. Danach liegt die Gesamtzahl der Diebstähle und Einbrüche in Kirchen seit 2010 jährlich immer über der 2.000er-Marke. Der bisherige Höchstwert wurde 2015 mit 2.598 Delikten verzeichnet. Hinzu kommt allerdings eine Dunkelziffer polizeistatistisch nicht erfasster Fälle, weil die Bundesländer unterschiedliche Grenzen beim Sachwert und damit der statistischen Erhebung ausweisen.

In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel, so die Zeitung weiter, werde die "Tatörtlichkeit Kirche" seit zwei Jahren gesondert in der Statistik des Landeskriminalamts geführt. Die Zahl der Kirchendiebstähle habe hier 2018 bei 795 und 2019 bei 778 Fällen gelegen. Die Zahl der Sachbeschädigungen sei von 400 auf 356 zurückgegangen. Zudem sei bekannt, dass die Zahl der Kirchendiebstähle im Zeitraum 2010 bis 2015 im Schnitt bei 720 gelegen habe.

Kunstexperte sieht stärkere Bedrohung von Kirchen

Nach Einschätzung des Kunstexperten der katholischen Bischofskonferenz, Jakob Johannes Koch, sind Kirchen in Deutschland derzeit stärker von kriminellen Übergriffen bedroht als noch vor zehn Jahren. Vandalismus an religiösen Stätten habe in Deutschland "krass zugenommen - krass nicht nur im Ausmaß, sondern auch in der Qualität", schrieb er im Februar in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz".

Koch verwies dabei auf Jesuskind-Diebstähle aus Weihnachtskrippen, eingeworfene Kirchenfenster und beschädigte Gipfel- und Grabkreuze.

Die Grundmuster vieler Beschädigungen innerhalb und außerhalb von Kirchengebäuden scheinen laut Koch nicht "blindwütige", sondern "ideologisch zielgerichtete Motivationen widerzuspiegeln". Der Experte forderte die Ermittler auf, bei solchen Tatmustern genauer hinschauen und auch die psychischen Folgen solcher Attacken für viele Christen im Blick zu behalten.


Nachgestellter Einbruch in eine Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Nachgestellter Einbruch in eine Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA