Overbeck vergleicht Missbrauch mit Ablasshandel

Systemische Übel

Was haben der Missbrauchsskandal und der Ablasshandel gemeinsam? Nach Worten des katholischen Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck stellten beide die Glaubwürdigkeit der Kirche immens in Frage. "Dieser Skandal bleibt bohrend", sagte er am Sonntag.

Bischof Franz-Josef Overbeck bei der zweiten Synodalversammlung / © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner (SW)
Bischof Franz-Josef Overbeck bei der zweiten Synodalversammlung / © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner ( SW )

"Schon länger frage ich mich, ob dieser Skandal nicht heute eine ähnliche Rolle spielen könnte wie der Ablassskandal, der im Hochmittelalter die Reformation ausgelöst hat", sagte Overbeck laut Manuskript in der Hamburger Hauptkirche Sankt Petri. 

Prophetische Warnzeichen

In beiden Fällen offenbare das, was zunächst wie ein Randphänomen erscheine, tiefere Probleme und systemische Übel. Als Beispiele nannte der Bischof den Umgang mit Macht, Probleme des Verhältnisses zwischen Geistlichen und Laien und die Frage nach dem Verhältnis der Geschlechter.

Die leeren und geschlossenen Kirchen in den Anfangswochen der Corona-Pandemie erschienen Overbeck eigenen Worten zufolge wie ein prophetisches Warnzeichen. "So könnte es bald aussehen, wenn wir uns nicht einer tiefgreifenden Reform unterziehen." Betroffen sei vor allem die katholische Kirche. Aber auch andere christliche Kirchen seien von dieser Entwicklung nicht weit entfernt.

Zurück zu Orten der Kontemplation 

Nach Overbecks Vorstellung müssen die Kirchen mehr zu Orten der Kontemplation, der Begegnung, des Gesprächs und des Mitteilens der Erfahrung von Glauben werden. Schwerpunkte des Christentums der Zukunft seien in der Regel keine territorialen Pfarreien und Gemeinden mehr, sondern vor allem "Zentren von Spiritualität, von geistlicher Begleitung, von Erfahrungsräumen im Glauben", erklärte der Bischof.

Gottesdienst zum Reformationstag

Der Gottesdienst wurde von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Hamburg organisiert. An der Feier wirkte auch die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs mit. Am 31. Oktober gedenken Protestanten der Reformation. Im Jahr 1517, einen Tag vor Allerheiligen, hat der Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) in 95 Thesen die damalige Ablasspraxis der Kirche kritisiert.


Werbeplakat für Ablässe zum Unterhalt des Kölner Doms um 1517 / © UB Köln (KNA)
Werbeplakat für Ablässe zum Unterhalt des Kölner Doms um 1517 / © UB Köln ( KNA )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema