Supermarkt-Initiative warnt vor Folgen eines Discounter-Preiskriegs

Billig um jeden Preis ist nicht umsonst zu haben

Bei den Discountern tobt seit Anfang des Jahres eine Preisschlacht: Bereits zum dritten Mal wurden bei Aldi und Penny seit Januar für zahlreiche Produkte die Preise herabgesetzt. Ein Kampf, der auf Kosten der Arbeitnehmerer in Deutschland und in den Entwicklungsländern geht, warnt die "Supermarkt-Initiative". Eine aktuelle Studie belegt den Vorwurf.

 (DR)

"Billig um jeden Preis ist nicht umsonst zu haben", warnt Marita Wiggerthale, Agrarexpertin von Oxfam Deutschland. Wenn die Discounter die Lieferanten knallhart im Preis drücken, hätten darunter die Arbeiter/innen in den Herstellerländern zu leiden. "Die Näherinnen in Bangladesh und China oder die Arbeiter/innen in den Exportplantagen für Bananen, Ananas oder Kaffee verdienen dann noch weniger und ihre Arbeits- und Menschenrechte werden weiter verletzt", so Wiggerthale.

Und auch die Arbeitnehmer/innen in den Discountern bekämen die Folgen eines aggressiven Preiskampfs zu spüren. "Überstunden werden verlangt, aber nicht bezahlt", beklagt Uwe Woetzel von ver.di. Niedriglöhne und Minijobs bedeuteten für viele, arm zu sein trotz Arbeit.

Auch auf andere Bereiche der Lebensmittelwirtschaft wirke sich die Marktmacht der Discounter aus. Lidl steige beispielsweise in die Produktion von Mineralwasser ein. "Statt sich auf das Kerngeschäft Handel zu konzentrieren, verstärkt Lidl so den Preisdruck und gefährdet Arbeitsplätze", kritisiert Claus-Harald Güster, Stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Die Discounter haben 2008 ihren Marktanteil bei Lebensmitteln weiter gesteigert. Er liegt bei 44 Prozent, einen Prozentpunkt höher als 2007. Die Supermarkt-Initiative ist ein Bündnis von 19 Organisationen aus den Bereichen Kirche, Entwicklung, Umwelt und bäuerliche Landwirtschaft sowie Gewerkschaften.

Kritik an Arbeitsbedingungen in Aldi-Zulieferern in China
Die entwicklungspolitische Organisation "Südwind" hat die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Zuliefererbetrieben des größten deutschen Discounters Aldi kritisiert. Eine neue Studie belege, dass die meist weiblichen Beschäftigten bis zu 91 Stunden pro Woche arbeiteten und von ihren kargen Löhnen kaum leben könnten, erklärte "Südwind" am Dienstag in Siegburg. Der Arbeitsdruck sei enorm und Fehler würden mit Geldbußen bestraft. Außerdem erhielten die Frauen weder Mutterschutz noch könnten sie unabhängige Gewerkschaften gründen, hieß es. Weder von Aldi Nord noch von Aldi Süd war zunächst eine Stellungnahme zu bekommen.

Mit der neuen Studie will "Südwind" nach eigenen Angaben den Druck auf Discounter und Politik erhöhen. Die Organisation fordert eine globale Selbstverpflichtung für Unternehmen. Die Discounter erkauften ihre Schnäppchen-Hits mit systematischen Verletzungen von Arbeits- und Frauenrechten, kritisierte die Autorin der Studie, Ingeborg Wick.
Im Einkauf der Aktionswaren, die 20 Prozent des Aldi-Gesamtumsatzes von geschätzten 35 Milliarden Euro ausmachten, herrsche das Prinzip "Kostensenkung um jeden Preis". Bereits im Frühjahr 2007 ist laut Wick eine Studie über Aldi-Zulieferer im Textilbereich veröffentlicht worden, auf die der Konzern aber nur "unzureichend" reagiert habe.

"Südwind" kündigte eine groß angelegte Protestaktion der internationalen "Kampagne für saubere Kleidung" für den Schwerpunkt "Discounter und Textilien" an. Der öffentliche Druck auf den größten deutschen und europäischen Discounter solle dafür sorgen, dass das Unternehmen dem Anspruch einer weltweiten sozialen Verantwortung gerecht werde.