Studie zeigt ungleiche Bildungschancen nach Bundesländern

Schlusslicht Bayern

Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen haben laut einer Studie je nach Bundesland unterschiedlich hohe Chancen auf den Besuch eines Gymnasiums. Bildung und Einkommen der Eltern bleiben weiterhin ein wichtiger Faktor.

Autor/in:
Alexander Riedel
Die Chance aufs Gymnasium hängt in Bayern stark vom Elternhaus ab / © Sven Hoppe (dpa)
Die Chance aufs Gymnasium hängt in Bayern stark vom Elternhaus ab / © Sven Hoppe ( dpa )

Der Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts ifo zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen, in Berlin bei 53,8 Prozent und in Brandenburg bei 52,8 Prozent. In Sachsen sind es dagegen nur 40,1 und in Bayern 38,1 Prozent.

Der bundesweite Schnitt liegt laut der am Montag in Berlin vorgestellten Studie bei 44,6 Prozent. Für volle Chancengleichheit wäre ein Wert von 100 Prozent nötig. "Bildung und Einkommen der Eltern sind entscheidende Faktoren für die Bildungschancen von Kindern in Deutschland", sagte der Leiter des ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann. Dies gelte in den Bundesländern in unterschiedlichem Ausmaß.

Abitur sorgt für höheren Verdienst

Das Abitur eröffnet viele Karrieremöglichkeiten / © Sebastian Gollnow (dpa)
Das Abitur eröffnet viele Karrieremöglichkeiten / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Als Grad für die Verteilung von Bildungschancen zieht die Studie die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen heran. Als benachteiligt gelten demnach Kinder, bei denen keines der beiden Elternteile Abitur hat und bei denen das Haushaltseinkommen im Vergleich nicht im oberen Viertel liegt. Deutschlandweit besuchen 26,7 Prozent der Kinder mit einem solchen familiären Hintergrund ein Gymnasium. Aus günstigeren Verhältnissen sind es hingegen 59,8 Prozent.

Die Unterschiede seien statistisch, bildungspolitisch und wirtschaftlich bedeutsam, erklärten die Forscher. Menschen mit Abitur verdienten im Durchschnitt monatlich netto 42 Prozent mehr als Menschen ohne Abitur.

Forscher: Ungleichheit lässt sich ändern

"Das große Ausmaß der Ungleichheit der Bildungschancen ist zum Glück nicht unumstößlich", sagte Studien-Mitautor Florian Schoner. Politische Maßnahmen könnten Kinder aus benachteiligten Verhältnissen gezielt fördern, "am besten schon im frühkindlichen Alter". Wichtige Ansatzpunkte seien eine gezielte Unterstützung von Eltern und Schulen, eine datenbasierte Sprachförderung sowie Mentoring-Programme.

Nach Auffassung der Forscher könnte auch eine spätere schulische Aufteilung etwas an der ungleichen Chancenverteilung ändern. "Interessanterweise sind Berlin und Brandenburg die einzigen Länder, in denen die Kinder erst ab der 7. Klasse auf das Gymnasium wechseln", erklärte Wößmann.

Die Studie basiert auf Daten aus dem Mikrozensus 2018 und 2019 der Statistikämter. Die Erhebung liefert den Angaben zufolge für eine Stichprobe von rund 102.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren Informationen über den Gymnasialbesuch und den familiären Hintergrund. Die Fallzahlen reichten von 947 Kindern in Bremen bis 23.022 in Nordrhein-Westfalen.

Daten zur Umfrage an bundesweiten Brennpunktschulen

Die Wübben Stiftung Bildung hat eine Umfrage unter Schulleitern an so genannten Brennpunktschulen gemacht – in Berlin, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Berücksichtigt wurden rund 150 Schulen, in denen entweder mindestens 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler eine andere Herkunftssprache als Deutsch haben oder mindestens 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus Familien kommen, die Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch erhalten (etwa Arbeitslosengeld).

Jacken und Taschen hängen in einem Schulflur  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Jacken und Taschen hängen in einem Schulflur / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA