Strafanzeigen gegen Holocaust-Leugner Williamson

Der Druck wächst

Der Druck auf den umstrittenen Traditionalisten-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson wächst. In verschiedenen Ländern laufen Strafanzeigen gegen ihn oder sind geplant. In Argentinien erstattete die nationale Ausgabe der Zeitschrift "Newsweek" Anzeige. In Frankreich kündigte die "Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus" (LICRA) am Mittwoch einen solchen Schritt an. In Deutschland ermittelt weiter die Regensburger Staatsanwaltschaft gegen Williamson.

 (DR)

Der Traditionalisten-Bischof hatte in einem Interview des schwedischen Fernsehens die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis bestritten und die Existenz von Gaskammern geleugnet. Das Interview wurde im November in Deutschland aufgezeichnet. Der Vatikan erfuhr nach Angaben der zuständigen Kurienbehörde erst nach Aufhebung der Exkommunikation Williamsons von den Äußerungen.

Eine strafrechtliche Verfolgung des Traditionalisten durch die französische Justiz sei möglich, sagte LICRA-Anwalt Alain Jakubowicz der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zum einen sei der schwedische TV-Sender als Satellitensender auch in Frankreich zu empfangen. Zum anderen sei eine im Ausland begangene Straftat eines Ausländers in Frankreich dann zu verfolgen, wenn das Opfer französisch sei. Die LICRA könne diesen Opferstatus für sich beanspruchen.

Die Menschenrechtsorganisation erklärte in Paris, mit der Anzeige solle die Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit von der französischen Justiz verfolgt werden. Das kann in Frankreich mit bis zu einem Jahr Haft und bis zu 45.000 Euro Geldbuße bestraft werden.

In Argentinien wirft «Newsweek»-Herausgeber Sergio Szpolski Williamson Verherrlichung von Straftaten vor. Wie die religiöse Nachrichtenagentur «valores religiosos» in Buenos Aires am Mittwoch weiter meldete, erklärte Szpolski, er fühle sich als Jude persönlich betroffen. Es sei an der Zeit, dass der Bischof für seine Äußerungen zur Rechenschaft gezogen werde. Nach argentinischem Recht kann Williamson mit bis zu einem Jahr Haft bestraft werden.

Nach seinen umstrittenen Aussagen hatte auch der Vatikan Williamson aufgefordert, seine Äußerungen zurückzunehmen. Die Piusbruderschaft, der er angehört, entband ihn von der Leitung eines Priesterseminars in der Nähe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires und belegte ihn mit einem Redeverbot zu politischen und historischen Fragen.

Pius-Oberer wollte Williamson-Interview verhindern
Der Generalobere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, hat offenbar vergeblich versucht, die Ausstrahlung des umstrittenen Interviews seines Amtsbruders Richard Williamson im schwedischen Fernsehen zu verhindern. Wie die Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit» berichtet, wandte sich Fellay bereits am 21. Januar an den schwedischen Fernsehsender AB-SVT, dem Williamson das Interview gegeben hatte, in dem er den Holocaust leugnete.

Williamson sei «in schändlicher Weise» zu «säkularen und kontroversen Angelegenheiten» befragt worden, um der Bruderschaft zu schaden, zitiert die Zeitung aus dem ihr vorliegenden Brief. «Dieser niederträchtige Versuch wird sein Ziel nicht erreichen.» Drei Tage später gab der Vatikan die Aufhebung der Exkommunikation der vier traditionalistischen Bischöfe bekannt. Nach Angaben der zuständigen Kurienbehörde habe man erst nach Aufhebung der Exkommunikation Williamsons von den Äußerungen erfahren.


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