Holocaust-Leugner Williamson in Argentinien abgesetzt - Dialog mit Juden geht weiter

Piusbrüder auf Deeskalationskurs

Die traditionalistische Pius-Bruderschaft hat den Holocaust-Leugner Richard Williamson degradiert. Der Leiter der Bruderschaft für Lateinamerika, Christian Bouchacourt, teilte mit, er habe Williamson von der Leitung des Priesterseminars La Reja nahe Buenos Aires entbunden. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Williamson leitet die Einrichtung seit 2003.

 (DR)

Der Bischof der von Rom nicht anerkannten Piusbruderschaft hat mit seiner Leugnung des Holocaust in einem TV-Interview weltweit Empörung ausgelöst. Papst Benedikt XVI. hatte Ende Januar die seit 1988 bestehende Exkommunikation von Williamson und drei weiteren Bischöfen der Pius-Bruderschaft aufgehoben. Der Vatikan erklärte, zu diesem Zeitpunkt von den Äußerungen des Bischofs nichts gewusst zu haben.

In der Erklärung aus Argentinien heißt es weiter, Williamsons Äußerungen gäben «in keiner Weise» die Haltung der Gemeinschaft" wieder. Der Obere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, hatte bereits vor zwei Wochen ein Redeverbot über Williamson verhängt. Dieser entschuldigte sich zwar bei Papst Benedikt XVI. für die entstandene Aufregung. Seine Aussagen nahm er jedoch nicht wie vom Vatikan verlangt zurück. Die deutsche Justiz ermittelt wegen Leugnung des Holocaust.


Dialog geht weiter - Person Williamson ist "zweitrangig"
Israels Oberrabbinat will die unterbrochenen Religionsgespräche mit dem Vatikan wieder aufnehmen. Der Präsident der jüdischen Dialog-Kommission, Rabbiner David Rosen, bestätigte am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das zwischenzeitlich abgesagte Treffen werde wie geplant vom 1. bis 4. März im Vatikan oder sogar noch einige Tage früher stattfinden. Das Oberrabbinat in Jerusalem hatte die offiziellen Kontakte zum Vatikan nach der Rücknahme der Exkommunikation für den Traditionalisten-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson für unterbrochen erklärt.

Rosen betonte, die Person Williamson sei nur zweitrangig.
Entscheidend sei, wie sich die Kirchenleitung zu den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils stelle. Bei der Bischofsversammlung von 1962 bis 1965 wurde unter anderem das Verhältnis des katholischen Lehramts zum Judentum neu ausgerichtet. Rosen unterstrich, wenn Haltungen wie die der Traditionalisten innerhalb der katholischen Kirche tolerierbar wären, stehe das «generelle Bekenntnis» zum Konzil in Frage.


Hoffnung auf Israelreise des Papstes
Zuversichtlich zeigte sich der Rabbiner mit Blick auf die erwartete Papstreise ins Heilige Land. «Für den Vatikan ist sie wichtiger als je zuvor», sagte Rosen. Die katholische Kirche müsse zeigen, dass die Affäre um die Traditionalisten nur ein «unglückliches bürokratisches Missgeschick» gewesen sei.

Rosen begrüßte zugleich das klärende Telefonat zwischen Papst Benedikt XVI. und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der offiziellen Erklärung des Vatikan am vorigen Mittwoch seien mehrere Appelle zur Klarstellung vorausgegangen, sagte Rosen mit Bezug auf die öffentliche Intervention der Kanzlerin. Die Irritationen im katholisch-jüdischen Dialog wären den Partnern erspart geblieben, wenn die Stellungnahme des Heiligen Stuhls zehn Tage früher erfolgt wäre, so der Rabbiner.

Bereits am Wochenende hatte die päpstliche Kommission für die Beziehungen zum Judentum die Wiederaufnahme der bilateralen theologischen Gespräche angekündigt. «Die Krise ist beigelegt, und sie werden kommen», sagte ein Sprecher der von Kardinal Walter Kasper geleiteten Fachstelle auf Anfrage.

Demnach hatten sich der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, und Kasper persönlich darum bemüht, die Wogen nach der Aufhebung der Exkommunikation für Williamson wieder zu glätten. Bei der theologischen Gesprächsrunde im Frühjahr sollte es ursprünglich um ökologische Fragen gehen. Das Thema könne jetzt aber noch geändert werden, hieß es.

Die für Mai erwartete Israel-Reise des Papstes ist nach Einschätzung der vatikanischen Dialogkommission durch die Traditionalisten-Affäre nicht in Gefahr. Die Vorbereitungen gingen unvermindert weiter. Auch der Gaza-Konflikt sei kein Hindernis für den Besuch.

In den kommenden Tagen wird die «Conference of Major American Jewish Organizations» aus den USA zu einer Tagung in Rom erwartet. Voraussichtlich werden deren Vorsitzende auch persönlich mit Benedikt XVI. zusammentreffen.

Bistum Aachen: Gemeinschaft mit Traditionalisten nicht möglich
Das Bistum Aachen hat die Katholiken der Diözese aufgefordert, Distanz zur Priesterbruderschaft Pius X. zu halten.
Eine Gemeinschaft im Gottesdienst und in den Sakramenten mit deren Bischöfen und Priestern sei für katholische Christen weiterhin nicht möglich, betonte der frühere Dompropst Herbert Hammans am Montag in Aachen. Am kirchenrechtlichen Status der Piusbruderschaft habe sich durch die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen nichts geändert. Sie sei in der katholischen Kirche nicht anerkannt.
Hammans war vom Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff beauftragt worden, geplante Ansiedlungen der Priesterbruderschaft in der Diözese zu beobachten.

«Damit die Priesterbruderschaft Pius X. anerkannt wird, müssen ihre Anhänger, also Bischöfe und Priester, das zweite Vatikanische Konzil anerkennen», so Hammans. Eine solche Bereitschaft sei bisher nicht feststellbar. Die Priesterbruderschaft hatte 2007 ein altes Kloster bei Monschau in der Eifel erworben und will sich dort niederlassen.
Das Bistum Aachen steht dem Vorhaben kritisch gegenüber. Es machte bereits früher deutlich, «dass die Mönche keine offiziellen Angebote der römisch-katholischen Kirche machen».