DOMRADIO.DE: Im Jahr 1818 wurde das Lied mit der Melodie von Franz Xaver Gruber und dem Text von Josef Mohr erstmals aufgeführt. Wer waren die beiden Männer?
Josef Bruckmoser (Vizepräsident der "Stille Nacht Gesellschaft"): Die beiden Männer waren sehr einfache Leute. Gruber war Schulmensch in Arnsdorf und in Oberndorf (beides in der Nähe von Salzburg, Anm. d. Red.) und zudem Organist. Mohr war ein junger Priester, der sich sehr für die ärmere Bevölkerung eingesetzt hat. Das ist bei seinen kirchlichen Oberen nicht immer auf positive Resonanz gestoßen. Sie waren dem Volk sehr nahe. In Arnsdorf gibt es bis heute die Schule, in der Gruber damals unterrichtet hat.
DOMRADIO.DE: Sie haben gerade eine Stille-Nacht-Briefmarke herausgebracht. Was machen Sie ansonsten, um dieses Lied lebendig zu halten?
Bruckmoser: Die Stille-Nacht-Briefmarke gibt es jährlich. Uns als "Stille Nacht Gesellschaft" ist eines besonders wichtig: Wir sind sehr darauf bedacht, dass das Lied nicht in der ganzen Adventszeit gespielt wird und uns beispielsweise in den Kaufhäusern berieselt, sondern dass es tatsächlich nur am Heiligen Abend gesungen wird. Das ist eine der Ideen, die der "Stille Nacht Gesellschaft" am Herzen liegen, denn das Lied und alles rund um Weihnachten haben natürlich auch immer einen sehr kommerziellen und touristischen Einschlag. Wir möchten die Tradition des Liedes so gut wie möglich bewahren.
DOMRADIO.DE: Wie erreichen Sie junge Menschen, die ja vorwiegend digital unterwegs sind, um Ihnen die Geschichte und den Wert des Liedes näherzubringen?
Bruckmoser: Wir haben uns gerade in den vergangenen Jahren sehr auf die einzelnen Generationen konzentriert. Wir haben ein Buch "Meine Stille Nacht" mit bekannten Autoren herausgebracht, das sich eher an erwachsene Menschen richtet. Dann haben wir nach der Corona-Zeit einen Jugendliteraturwettbewerb zu dem Motto "Alles schläft, einsam wacht" ausgerichtet. Und zuletzt haben wir an dem Schulprojekt "Kinder erzählen Kindern die Geschichte von Stille Nacht" gearbeitet.
Dabei haben wir Kinder eingeladen, sich zu überlegen, wie sie heute einem Freund oder einer Freundin von der Geschichte erzählen würden. Wir versuchen hier, eine Basisarbeit zu leisten, weil solche Projekte in Schulen immer einen sehr großen Anklang finden und die Lehrerinnen und Lehrer dabei auch ganz gerne in der Adventszeit mitmachen.
Das Interview führte Carsten Döpp.