Weihnachtsgottesdienst mit dem Cirque Bouffon in Kölner Kirche

"Stille Nacht" auf der Drehorgel

Bis Anfang Januar gastiert der Cirque Bouffon in der Kölner Kirche St. Michael. Zwischen den fast täglichen Vorstellungen gab es an Heiligabend ein besonderes Highlight. Zusammen mit den Zirkusartisten wurde ein Weihnachtsgottesdienst gefeiert.

Engel im Cirque Bouffon / © Theodor Barth (KNA)
Engel im Cirque Bouffon / © Theodor Barth ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie Heiligabend in St. Michael erlebt?

Uli Merz (Diakon in der Gemeinde St. Michael Köln): Sehr besonders, sehr einzigartig, ganz wunderbar. Den Gottesdienst um 18 Uhr haben wir gemeinsam als Kirche mit dem Cirque Bouffon gestaltet. Den haben wir eingeladen, in eine Kooperation mit uns einzugehen. Seit dem 25. November spielen sie ihr Weihnachtsprogramm "Coeur a Coeur", also "Herz an Herz". Sie spielen bis zum 2. Januar bei uns in der Kirche.

Das ist eine ganz, ganz wunderbare Kooperation. Die Anliegen, die das Cirque hat und die wir als eine neue Gemeinde haben, harmonieren ganz wunderbar miteinander. Was wir an Weihnachten erlebt haben, war dieses Zusammenspiel vom Cirque und seinen Artisten und von uns als Team von "Kirche für Köln".

DOMRADIO.DE: Wie ist es denn zu dieser Kooperation gekommen?

Merz: Wir haben grundsätzlich total Spaß und eine Neugierde mit Gruppen, Menschen, vielleicht auch mit Institutionen zu kooperieren, die den Menschen heute etwas zu sagen haben und sozusagen die Welt und die Kirchlichkeit miteinander verbinden. Das ist ein ganz schönes, spannendes Konzept, weil sich das beides gegenseitig sehr befruchtet. Wir bekommen einfach dadurch viele Leute in die Kirche, die wir sonst nicht erreichen würden. Die Idee, die dahinter steht ist, lautet: Kirche und Gemeinde wieder interessanter oder irgendwie besonders zu machen, die Neugierde der Leute anzupiksen, dass sie mal vorbeikommen, sich etwas anschauen und inspirieren lassen.

DOMRADIO.DE: Würden Sie sagen, dieser Gedanke ist aufgegangen? Ist das Angebot gut angekommen bei den Besuchern?

Merz: Super. Ich habe in lauter glückliche, beseelte Gesichter nachher geschaut. Also dieser Gottesdienst – wir hatten den mit Anmeldung gemacht – war nahezu ausgebucht. Es gab eine volle Hütte. Das war einfach ganz wunderbar zu sehen, wie das verzaubert. Der Klassiker, der ja eigentlich in allen Kirchen funktioniert und gemacht wird, ist das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" zum Schluss des Weihnachtsgottesdienstes. Wenn man das mit einem Zirkus, wie dem Cirque Bouffon macht, und die Menschen mit einbindet, kommen ganz interessante, kreative Prozesse dabei in Gang.

Dieses wirklich bekannte, wunderbare Lied, das eigentlich alle so schätzen, wurde nicht mit pompösen Orgelspiel begleitet. Da war die Tänzerin Lotta Svalberg – die vorher als Engel aufgetreten ist – mit so einer kleinen Drehorgel, auf der sie die Melodie von "Stille Nacht, Heilige Nacht" gespielt hat. Sie hat dazu dann die erste Strophe auf Schwedisch gesungen. Es war wirklich ganz, ganz ruhig und ganz bezaubernd. Das hatte einen eigenen Zauber und nachher wurde es dann irgendwie immer mehr und wir alle sind mit eingebunden worden und haben mitgesungen. Das waren überraschende Momente.

DOMRADIO.DE: Wie war es denn dann für die Gegenseite? Haben Sie denn auch mit den Menschen vom Zirkus gesprochen? Für sie ist es ja auch ein ganz besonderer Ort, ihre Show und ihr Können zu zeigen. Was haben Sie für ein Feedback erhalten?

Merz: Die sind unglaublich froh, dass sie in diese Kooperation gehen konnten. Für sie ist das ein ganz, ganz wunderbarer, besonderer Ort. Die gehen auch entsprechend respektvoll und ehrfürchtig damit um und nehmen durchaus auch Elemente von uns auf. Sie hatten eine Lichterprozession in ihrem Programm oder auf einmal tauchte unser Weihrauchfass mit auf. Ich glaube, für sie ist das auch was was ganz besonderes.

Ich bin viel mit den Technikern im Gespräch, da waren jetzt zwei über Weihnachten zu Hause in Saarbrücken und sie sagten: "Nehmt das unbedingt auf, weil wir sehen wollen, wie dieser Gottesdienst ist." Also das macht etwas mit einem: die ganze Zeit in dieser Kirche zu sein und da auch zu arbeiten und Menschen irgendwie etwas Gutes für ihre Seele mitgeben zu können, ist etwas sehr, sehr Besonderes. Das ist anders als im Zirkuszelt. Ich denke, das nehmen sie sehr genau wahr.

DOMRADIO.DE: Wie inspiriert Sie dieses pastorale Experiment vielleicht auch für das kommende Jahr?

Merz: Da wollen wir auf jeden Fall weitermachen, das ist einfach wunderbar. Leute, die vielleicht auf den ersten Blick mit dem klassischen "Kirche sein" nichts zu tun haben, aber durchaus sehr, sehr offen sind, mit denen zusammen zu gehen und zu schauen, was Gemeinsames daraus entstehen kann, das funktioniert wunderbar.

Es gibt so viele Leute, die überhaupt dankbar sind, dass wir dem Zirkus diese Möglichkeit gegeben haben, bei uns zu spielen. Wir bekommen als Kirche im Moment nicht so besonders viel cooles oder gutes Feedback von den Menschen. Da ist das einfach super. Allein schon, dass wir es möglich gemacht haben, hat die Leute dazu veranlasst zu sagen: "Vielen Dank! So geht Kirche auch." Und das ist ein tolles Feedback. Da machen wir weiter.

DOMRADIO.DE: Die Show gastiert ja noch bis zum 2. Januar bei Ihnen. Gibt es noch Karten?

Merz: Ja, es gibt noch Restkarten. Am besten zum Anbieter "KölnTicket" gehen. Da kann man sich das genau anschauen, für welche Vorstellung es noch wie viele Karten gibt. Und da dann zuschlagen, möglichst schnell. Es lohnt sich dermaßen. Es ist etwas ganz Besonderes, Bewegendes, Verzauberndes.

Das Interview führte Moritz Dege.


Cirque de Bouffon in Sankt Michael - ein Mann mit Flügeln liegt von Nebel umgeben in einem Bett unter einer Kuppel / © Theodor Barth (KNA)
Cirque de Bouffon in Sankt Michael - ein Mann mit Flügeln liegt von Nebel umgeben in einem Bett unter einer Kuppel / © Theodor Barth ( KNA )

Gastauftritt des Cirque Bouffon in der Kirche Sankt Michael / © Theodor Barth (KNA)
Gastauftritt des Cirque Bouffon in der Kirche Sankt Michael / © Theodor Barth ( KNA )

Cirque de Bouffon - eine Akrobatin hängt an einem Seil in der Luft. / © Theodor Barth (KNA)
Cirque de Bouffon - eine Akrobatin hängt an einem Seil in der Luft. / © Theodor Barth ( KNA )
Quelle:
DR