Steyler Ordensgründer Arnold Janssen duldete keinen Widerspruch

"Geht in alle Welt" wird Wirklichkeit

Arnold Janssen legte 1875 in Steyl den Grundstein der Steyler Missionare. Von China bis Osteuropa wirkt ihr Einsatz bis heute. Der Gründer der Ordensgemeinschaft dachte kleinbürgerlich und autoritär, doch er setzte Großes ins Werk.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Teppich mit einem Porträt von Arnold Janssen, Gründer der Steyler Missionsordens, an der Fassade des Petersdomes bei seiner Heiligsprechung am 5. Oktober 2003 im Vatikan / © Wolfgang Radtke (KNA)
Teppich mit einem Porträt von Arnold Janssen, Gründer der Steyler Missionsordens, an der Fassade des Petersdomes bei seiner Heiligsprechung am 5. Oktober 2003 im Vatikan / © Wolfgang Radtke ( KNA )

1875, mitten im preußischen Kulturkampf, wurde in einer baufälligen Wirtschaft im grenznahen niederländischen Örtchen Steyl die "Gesellschaft des Göttlichen Wortes" gegründet: die Steyler Missionare. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Ihr Begründer war der heilige Arnold Janssen (1837-1909).

Als junger Priester arbeitete Janssen als Gymnasiallehrer in Bocholt am Niederrhein. Doch er quittierte den Dienst, weil er seine Bestimmung in einem anderen Gebiet sah: der christlichen Mission. Dabei schien er - trotz scharfer Intelligenz und unbändigen Tatendrangs - zunächst gar nicht so befähigt für ein solch großes Werk zu sein. Der Steyler Missionshistoriker Karl Josef Rivinius zeichnet das Bild eines typischen Kleinbürgers, der ganz seiner Zeit verhaftet war, "geprägt vom Denken des Obrigkeitsstaates mit seinen autoritären Strukturen und Verhaltensmustern". Später, als Ordensoberer, duldete er selbst keinerlei Widerspruch.

Porträt von Arnold Janssen, Gründer des Steyler Missionswerkes (KNA)
Porträt von Arnold Janssen, Gründer des Steyler Missionswerkes / ( KNA )

Eine etwas eigenwillige Interpretation des Kulturkampfes lieferte Janssen 1874: "Durch die Zulassungen Gottes werden ja jetzt so viele deutsche Priester ins Ausland getrieben ... Dies alles sind Fingerzeige Gottes für uns Deutsche - haben wir ja bisher das Wort des Herrn 'Geht in alle Welt' in Bezug auf die Bergpredigt, mit Frankreich verglichen, noch so wenig ausgeführt." Er sah den Kulturkampf im eigenen Land also als göttlichen Hinweis, sich verstärkt der Mission zu widmen. Doch der Weg zur Ordensgründung war steinig.

In einem baufälligen Gasthaus

Ursprünglich hatte Janssen seine Idee, die Einrichtung der ersten Ausbildungsstätte für künftige Missionare in Deutschland, nicht selbst in die Tat umsetzen, sondern nur unterstützen und publizistisch begleiten wollen. Als aber all seine Versuche scheiterten, begründete er am 8. September 1875, wenige Monate nach dem Verbot religiöser Orden in Preußen, in einem baufälligen Gasthaus in Steyl unweit von Venlo mit nur drei Mitarbeitern das "erste Missionshaus für Deutschland, Österreich und die Niederlande".

Steyl: Gründungsort der Steyler Missionare / © N.N. (KNA)
Steyl: Gründungsort der Steyler Missionare / © N.N. ( KNA )

Die bescheidene Saat keimte schon bald: Vier Jahre später sandte das Mutterhaus der Gemeinschaft die beiden ersten Missionare nach China, darunter auch den Südtiroler Joseph Freinademetz (1852-1908). Allein in China ließen sich in den ersten 30 Jahren Zehntausende Neuchristen taufen.

Als der Ordensgründer Arnold Janssen am 15. Januar 1909 starb, waren bereits 332 Patres, 187 Brüder und 211 Schwestern "in die Welt hinausgegangen": Steyl-Vorlagen für die christliche Mission. Von ihren Priesterseminaren in Sankt Augustin bei Siegburg und Sankt Gabriel bei Wien aus arbeiteten die Steyler Missionare bald in weiten Gebieten in Ost- und Südostasien, Afrika, Nord- und Südamerika.

Mission in Osteuropa

Heute wirken mehr als 9.000 Ordensfrauen, Patres und Laienbrüder in etwa 70 Ländern. Sie machen die "Steyler" zu einem der größten katholischen Missionsorden überhaupt. Seit der politischen Wende von 1989 widmen sich die Steyler verstärkt der Mission in Osteuropa: in Belarus, der Ukraine, Rumänien, Moldawien.

Nicht nur geografisch, auch thematisch betritt die Gesellschaft seither Neuland: Mehr als zuvor beschäftigt sie sich neben Alten- und Krankenpflege, Bildung und Wissenschaft auch mit Umweltprojekten, widmet sich den Opfern von Drogenmissbrauch, Aids-Infizierten, Straßenkindern, Gastarbeitern und Asylbewerbern. Letztlich ist auch das ein Spätwerk von Arnold Janssen, der am 5. Oktober 2003 in Rom heiliggesprochen wurde.

Die Steyler Missionare

Die Steyler Missionare, Societas Verbi Divini (SVD), sind eine internationale missionarische Ordensgemeinschaft. Sie wurde am 8. September 1875 von Arnold Janssen in Steyl gegründet. Die Steyler Missionare leben und arbeiten seit 1875 mit den Menschen in aller Welt. Sie helfen beim Aufbau christlicher Gemeinden, bauen Schulen für eine bessere Zukunft, Brunnen für ein gesünderes Leben, aber auch Brücken zwischen Kulturen und Religionen. Als "Boten der göttlichen Liebe" verkünden sie die Frohe Botschaft in Wort und Tat.

Steyler Missionare in Sankt Augustin (DR)
Steyler Missionare in Sankt Augustin / ( DR )
Quelle:
KNA