Stetter-Karp setzt weiter auf Synodalen Weg in Deutschland

"Rad kann nicht zurückgedreht werden"

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist wenig überrascht über das Ergebnis des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe im Vatikan. Die Fundamentalkritik aus Rom brüskiere die Laien wie die Bischöfe.

Irme Stetter-Karp / © Max von Lachner (SW)
Irme Stetter-Karp / © Max von Lachner ( SW )

DOMRADIO.DE: Sind Ihre Erwartungen, die Sie an den Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan hatten, erfüllt worden?

Irme Stetter-Karp (Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ZdK): Zunächst kann ich sagen, es war für mich wenig überraschend, dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Abschlusspressekonferenz die Gespräche als herausfordernd bezeichnet hat. Das habe ich auch erwartet, dass sie herausfordernd sein würden. Denn es war ja schon im Vorfeld ganz klar, dass die deutschen Bischöfe in Rom auf Kritiker des Synodalen Wegs treffen würden. Insofern: keine große Überraschung.

Ad-limina-Besuch

Alle fünf bis sieben Jahre sind die katholischen Bischöfe aus aller Welt laut Kirchenrecht zu einem sogenannten Ad-limina-Besuch im Vatikan verpflichtet. Zweck ist, dass die Bischöfe eines Landes den Papst über die Situation in ihren Diözesen informieren. Neben den Gesprächen mit dem Papst sind Treffen in den Vatikanbehörden vorgesehen.

Ein Pileolus liegt auf dem Liedheft während des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischofe / © Massimiliano Migliorato/CPP (KNA)
Ein Pileolus liegt auf dem Liedheft während des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischofe / © Massimiliano Migliorato/CPP ( KNA )

DOMRADIO.DE: Es gibt extreme Vorbehalte vonseiten des Vatikans in Bezug auf den Synodalen Weg in Deutschland. Haben Sie trotzdem Hoffnung, dass der Synodalen Weg Bestand hat oder wirklich etwas verändern kann?

Stetter-Karp: Ich habe eine berechtigte Hoffnung, weil wir in den wesentlichen Grundlagentexten wie den zentralen Beschluss-Orientierungstext, der Grundlage für alle anderen Themen ist, eine überwältigende Mehrheit erreicht haben. Bis auf die vierte Synode zur Frage der Geschlechtergerechtigkeit, der Anthropologie, bei der wir knapp entlang eines völligen Risses vorbei geschrammt sind. Hier haben wir tatsächlich ja nicht erreicht, was wir wollten.

Irme Stetter-Karp

"Ich habe eine berechtigte Hoffnung, weil wir in den wesentlichen Grundlagentexten wie den zentralen Beschluss-Orientierungstext, der Grundlage für alle anderen Themen ist, eine überwältigende Mehrheit erreicht haben."

Aber ich bin deshalb doch immer noch in Erwartung, dass wir weitergehen können mit allem, was wir in Deutschland in der Kirche regeln können. Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die große Mehrheit der deutschen Bischöfe hier hinter ihren eigenen Beschluss zurückgeht.

DOMRADIO.DE: Bei manchen Punkten wie der Weihe von Frauen zu Priesterinnen hat Rom eine klare Absage erteilt. Das ist ja eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf. Entmutigt Sie das?

Stetter-Karp: Dieser Graben oder das mangelnde Verständnis zeigen sich ja schon länger. Wir haben es ja mit einer Fundamentalkritik zu tun, die eben nicht nur die Laien brüskiert, sondern sie brüskiert auch die deutschen Bischöfe. Dieser Satz in dem gemeinsamen Kommunique, der auf das geduldige Gottesvolk setzt, der kann wirklich ärgern, wenn das immer noch beschworen und gelobt wird, weil bei dieser Frage wird es einfach nicht möglich sein, das Rad zurückzudrehen.

Irme Stetter-Karp

"Bei dieser Frage wird es einfach nicht möglich sein, das Rad zurückzudrehen."

Wir können ja nicht nur bei den Katholikinnen und Katholiken, sondern auch in der gesamten Öffentlichkeit sehen, dass diese Art der Diskriminierung kein Verständnis mehr findet. Wie will man jungen Menschen beibringen, dass sie das einfach hinnehmen sollen? Ich sehe, dass in der zweiten Reihe im Vatikan immer noch verkannt wird, wie die Wirklichkeit ist, nicht nur bei uns in Deutschland, das will ich wirklich noch mal betonen, sondern eben auch in vielen anderen Teilen der Welt. Wir sehen ja, dass diese Frage in vielen Ländern jetzt im Rahmen der Bischofssynode an die Vatikanbehörde herangetragen wird.

Um es noch einmal zu sagen: Die Forderung nach mehr Teilhabe, nach mehr Gerechtigkeit und auch Akzeptanz von Vielfalt, ich denke, sie sind nicht mehr zurückzudrängen.

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich jetzt auch im Namen des ZdK als Folge aus dem Besuch? Was sollte jetzt passieren? Welches Signal sollte jetzt vielleicht auch von den Bischöfen kommen?

Stetter-Karp: Zunächst erwarte ich, dass wir eine offene Auswertung machen. Das steht ja noch bevor. Ich kenne auch nur alles aus den Medien.

Wir haben diese Woche noch das erweiterte Synodalpräsidium. Da werden wir sicher ausführlich über die Eindrücke der Bischöfe sprechen. Dabei sind unter anderem auch Bischof Bätzing, Bischof Bode, Bischof Overbeck und Bischof Genn.

Wir werden dann miteinander schauen, was das heißt. Aber wie gesagt, ich gehe davon aus, wir gehen in die fünfte und letzte Synodalversammlung mit dem, was wir geplant haben. Ich werde nicht vorwegnehmen, wo es möglicherweise Änderungen gibt. Das kann ich im Einzelnen noch gar nicht absehen.

Das Interview führte Michelle Olion.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR
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