Stetter-Karp nennt Zollitsch einen Heuchler

Er habe die "Öffentlichkeit belogen"

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, hat sich scharf vom früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, distanziert. Sie nannte ihn gar einen Heuchler.

Erzbischof em. Robert Zollitsch (Archiv) / © Jörg Loeffke (KNA)
Erzbischof em. Robert Zollitsch (Archiv) / © Jörg Loeffke ( KNA )

Zugleich forderte sie am Dienstag im Deutschlandfunk den Bundestag auf, eine Wahrheitskommission zu gründen und rechtliche Standards für eine Aufarbeitung von Missbrauch in allen Teilen der Gesellschaft festzulegen.

Zollitsch sei ein Heuchler

Weder die Kirchen noch andere Institutionen dürften künftig die Möglichkeit haben, eine Aufarbeitung von Missbrauch zu unterlaufen.

Irme Stetter-Karp / © Max von Lachner (SW)
Irme Stetter-Karp / © Max von Lachner ( SW )

Stetter-Karp sagte, der frühere Freiburger Erzbischof Zollitsch sei ein Heuchler, der bei der Aufarbeitung von Missbrauch das Kirchenrecht komplett ignoriert, die Öffentlichkeit belogen und Missbrauchstäter geschützt habe.

Den von Zollitsch 2010 nach der Aufdeckung des Skandals organisierten Gesprächsprozess in der Kirche bezeichnete sie als Ablenkungsmanöver, mit dem die Probleme verkleistert werden sollten.

Früher Aufklärung systematisch verhindert

Dass führende Bischöfe wie Zollitsch oder der Mainzer Kardinal Karl Lehmann Aufklärung systematisch verhindert hätten, habe sie nicht durchschaut, sagte die ZdK-Präsidentin. Stetter-Karp räumte zugleich ein, dass auch das Katholikenkomitee zu lange gebraucht habe, um auf Betroffene von Missbrauch zuzugehen. Mittlerweile gebe es aber eine gute Zusammenarbeit.

Kardinal Karl Lehmann hinter Büchern in seiner Bibliothek / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Karl Lehmann hinter Büchern in seiner Bibliothek / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Mehrheit der katholischen Bischöfe in Deutschland bescheinigte die ZdK-Präsidentin, sie hätten verstanden, dass die im Synodalen Weg seit 2019 diskutierten Reformen der katholischen Kirche weiter gehen müssten.

Es sei klar, dass das gegenwärtige Machtsystem der Kirche ein Ende haben müsse. "Wer sich der notwendigen strukturellen und inhaltlichen Erneuerung der Kirche verweigert, verweigert nicht zuletzt Katholikinnen und Katholiken ihre Heimat."

Missbrauchsstudie im Erzbistum Freiburg

Die Untersuchung zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung von Missbrauchstaten im Erzbistum Freiburg sieht bei den früheren Erzbischöfen Robert Zollitsch und Oskar Saier schweres Fehlverhalten und gravierende Rechtsverstöße im Umgang mit Straftaten durch Priester. Der Schutz der Institution Kirche und der Täter habe über allem gestanden, sagte Studienautor Eugen Endress bei der Vorstellung des 600-Seiten-Berichts. Für Betroffene und Angehörige habe es keine Hilfen gegeben: "Sie wurden allein gelassen."

Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser (KNA)
Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser ( KNA )
Quelle:
KNA