Bischof Bätzing kritisiert nach Missbrauchsbericht Zollitsch

"Da fehlte offensichtlich wirksame Kontrolle"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich vom ehemaligen Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch distanziert und ihm Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. Öffentliche Auftritte seien nicht mehr angemessen.

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

In Zollitsch' Zeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz im Jahr 2010 seien entscheidende Maßnahmen zur Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche ergriffen worden, sagte Bätzing der Heidelberger "Rhein-Neckar-Zeitung" (Samstag). Diese habe Zollitsch selbst in seinem Bistum offenbar nicht angewandt.

Öffentliche Auftritte "nicht angemessen"

Er sei "da wirklich ratlos, wie das passieren konnte", sagte Bätzing, der seit 2020 Vorsitzender der Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn ist: "Da fehlte offensichtlich wirksame Kontrolle." Dass Zollitsch jemals noch einmal öffentlich auftritt, könne er sich nicht vorstellen. "Das wäre auch nicht angemessen", sagte der Limburger Bischof Bätzing.

Zahlreiche Pflichtverletzungen

Robert Zollitsch, emeritierter Erzbischof von Freiburg / © Harald Oppitz (KNA)
Robert Zollitsch, emeritierter Erzbischof von Freiburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Zollitsch war durch den Anfang der Woche veröffentlichten Missbrauchsbericht des Erzbistums Freiburg in die Kritik geraten, weil er erst ganz am Ende seiner Amtszeit Missbrauchsfälle nach Rom gemeldet und damit kirchenrechtliche Untersuchungen verschleppt haben soll.

Der heute 84-Jährige war vor seiner Ernennung zum Erzbischof im Jahr 2003 schon 20 Jahre lang Personalreferent in der Diözese. Er soll es selbst nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in Deutschland 2010 unterlassen haben, mutmaßliche Missbrauchstäter beim Heiligen Stuhl anzuzeigen, wie es seine Pflicht gewesen wäre.

Missbrauchsstudie im Erzbistum Freiburg

Die Untersuchung zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung von Missbrauchstaten im Erzbistum Freiburg sieht bei den früheren Erzbischöfen Robert Zollitsch und Oskar Saier schweres Fehlverhalten und gravierende Rechtsverstöße im Umgang mit Straftaten durch Priester. Der Schutz der Institution Kirche und der Täter habe über allem gestanden, sagte Studienautor Eugen Endress bei der Vorstellung des 600-Seiten-Berichts. Für Betroffene und Angehörige habe es keine Hilfen gegeben: "Sie wurden allein gelassen."

Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser (KNA)
Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser ( KNA )
Quelle:
epd