Baden-Württemberg bekommt eine evangelische Bischöfin

Springhart leitet künftig die badische Landeskirche

Heike Springhart wird erste Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden. In einer spannenden Wahl setzte sie sich gegen den Wiesbadener Dekan Martin Mencke durch. Springhart wirbt für eine zuversichtliche und menschenfreundliche Kirche.

Autor/in:
Volker Hasenauer
Heike Springhart / © Guelay Keskin/keskin-arts.com (epd)
Heike Springhart / © Guelay Keskin/keskin-arts.com ( epd )

Die evangelische Landeskirche Baden wird künftig erstmals von einer Bischöfin geleitet. Die Pforzheimer Theologin Heike Springhart (46) erhielt bei der am Freitag online organisierten Bischofswahl die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit der wahlberechtigten Synodenmitglieder. Die Entscheidung fiel erst im dritten Wahlgang. In den beiden ersten hatte sie nur knapp vor ihrem Mitbewerber, dem Wiesbadener Dekan Martin Mencke (55), gelegen.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, gratulierte Springhart. Die Kirchen stünden vor großen Herausforderungen; sie sei überzeugt, dass Springhart durch ihre offene, menschenzugewandte Arbeit das "anspruchsvolle, aber auch sehr reizvolle" Bischöfinnenamt gut ausgestalten werde. Beeindruckt sei sie von Springharts theologischem Nachdenken über die Verletzlichkeit des Menschen. "Diese haben wir alle in den vergangenen Pandemie-Monaten erlebt."

Nachfolgerin von Bischof Jochen Cornelius-Bundschuh

Springhart wird somit am 10. April Nachfolgerin von Bischof Jochen Cornelius-Bundschuh (64), der die Landeskirche mit rund 1,1 Millionen evangelischen Christen seit 2014 leitete und dann in den Ruhestand wechselt. Kurschus würdigte Cornelius-Bundschuh für dessen große "Erfahrung, Klugheit und menschliche Wärme". Der scheidende Landesbischof habe einen "unverwechselbaren Klang" in das Konzert der Leitenden der evangelischen Kirche in Deutschland eingebracht.

Springhart betonte, sie freue sich über das ihr entgegengebrachte große Vertrauen. Wichtig sei es, mit Zuversicht und Hoffnung gemeinsam Kirche und christlichen Glauben zu leben. "Und vor allem dürfen wir Christinnen und Christen nicht nur um uns selbst kreisen." Es brauche die christliche Stimme auch bei gesellschaftspolitischen Fragen wie dem Kampf gegen Diskriminierung oder für nachhaltige Entwicklung. "Eine Bischöfin muss sich nicht zu allen gesellschaftlichen Fragen äußern, aber immer dann, wenn die Menschenwürde in Gefahr ist."

Zugleich sagte die 46-Jährige zu, weiter für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Raum der Kirchen einzustehen: "Es gehört zur Aufgabe einer Bischöfin, dieses Thema immer wieder zu benennen, damit die Betroffenen spüren, dass sie Gehör finden."

Die künftige Bischöfin verwies auch auf ein enges Miteinander mit der katholischen Kirche in Baden-Württemberg, das sie weiterführen wolle. Wichtig sei es auch, in Kontakt mit internationalen christlichen Kirchen zu stehen.

Gratulation von Erzbischof Burger

In seiner Gratulation an Springhart sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, evangelische und katholische Kirche stünden gleichermaßen vor großen Veränderungen. Das Ziel, "auch in Zukunft die Frohe Botschaft zu verkünden und bei den Menschen zu sein", könne nur gelingen, so der Erzbischof, "indem wir mit vereinter Stimme Zeugnis für Christus ablegen".

Springhart wurde in Basel geboren und lebte in verschiedenen kleinen Dörfern im Markgräflerland. Sie studierte evangelische Theologie in Bethel, Leipzig, Basel und Heidelberg. Ihre Heidelberger Promotion gewann den John Templeton Award for Theological Promise. Ihre Habilitationsschrift befasste sich unter dem Titel "Der verwundbare Mensch" mit Tod und Endlichkeit in einer "realistischen Anthropologie".

2008 wurde sie zur Pfarrerin ordiniert und arbeitete neben verschiedenen Gemeindetätigkeiten von 2010 bis 2019 als Studienleiterin am Theologischen Studienhaus Heidelberg. Zudem lehrte Springhart an den Universitäten Bochum, Heidelberg und Zürich. 2013 und 2014 war sie Gastwissenschaftlerin an der University of Chicago in den USA.

Zuletzt hat sich die badische Landeskirche auf einen ambitionierten Sparkurs verpflichtet. Dazu gehört gleichzeitig, mehr in innovative Seelsorgeideen und auch in den klimafreundlichen Umbau von Kirchen und kirchlichen Gebäuden zu investieren. Springhart sprach von einem anspruchsvollen "Transformationsprozess". Sie sei zuversichtlich, dass dieser Umbau in der Zusammenarbeit aller Christen in den Gemeinden gelingen könne, um auch künftig "eine fröhliche und neugierige Gemeinschaft von Christinnen und Christen" zu sein.


Quelle:
KNA