Spielleiter Stückl sieht weit verbreiteten Antisemitismus

Erkenntnisse von Besuchergesprächen

Nach den Worten von Christian Stückl, Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, sind Antisemitismus und Rechthaberei in Sachen Glauben nach wie vor weit verbreitet. Dies stelle er immer wieder bei Einführungen vor Besuchern fest.

 Probe mit kostümierten Darstellern in Oberammergau  / © Dieter Mayr (KNA)
Probe mit kostümierten Darstellern in Oberammergau / © Dieter Mayr ( KNA )

Das erklärte Stückl in der Live-Sendung "Der Sonntags-Stammtisch" im BR-Fernsehen.

Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau / © Dieter Mayr (KNA)
Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau / © Dieter Mayr ( KNA )

So höre er immer wieder mal von Leuten: "Aber am Ende haben wir den richtigen Glauben." Jüngst habe jemand sogar zu seinem stellvertretenden Spielleiter Abdullah Karaca, einem Muslim, gesagt: "Ich bete für Sie, dass Sie auf den richtigen Weg kommen."

Nachfrage nach Karten steigt

Die Nachfrage nach Tickets für die 42. Oberammergauer Passionsspiele wachse stetig. Bei der Premiere im Mai habe der Anteil der verkauften Karten bei 80 Prozent gelegen, sagte Stückl in der gleichen Sendung im BR-Fernsehen. "Wir werden wahrscheinlich noch 90 Prozent erreichen." Auf die 100 Prozent werde man vermutlich nicht mehr kommen, auch wenn man in den Jahren zuvor sehr erfolgsverwöhnt gewesen sei.

Oberammergauer Passionsspiele

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals versprachen die Bürger des oberbayerischen Ortes regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. An Pfingsten 1634 wurde dafür erstmals die Bühne bereitet, über den Gräbern der Pesttoten. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.

Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips (shutterstock)
Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips ( shutterstock )

Die alle zehn Jahre zur Aufführung kommenden Passionsspiele, die auf ein Gelübde von 1633 zurückgehen, sollten ursprünglich 2020 stattfinden. Pandemiebedingt mussten sie aber abgebrochen werden; die Verantwortlichen entschieden sich dann für eine Verschiebung um zwei Jahre. Stückl zeigte sich überzeugt, dass dies der richtige Weg gewesen sei: "Wenn wir es 2021 gemacht hätten, wären wir wohl auf die Nase gefallen. Aber wir hatten Erfahrung. 1920 war auch verschoben worden auf zwei Jahre später wegen der Spanischen Grippe."

Beim Spiel vom Leben, Leiden und Sterben Jesu spielten aktuell 1.300 erwachsene Laiendarsteller aus dem Ort mit. Ursprünglich seien es 1.900 Erwachsene gewesen. Durch Corona habe sich diese Zahl "etwas gesundgeschrumpft". Nach wie vor würden alle Schauspieler täglich getestet. Deshalb gebe es in Oberammergau im ganzen Landkreis derzeit die höchste Inzidenz. Am vergangenen Dienstag sei Corona dann übers Theater massiv hereingebrochen. Vier Apostel, sieben Mitglieder des Hohen Rats und einige Techniker seien infiziert gewesen. Gefreut habe ihn, dass der Zusammenhalt aktuell so stark sei, dass alle Umbesetzungen geklappt hätten.

Die 42. Oberammergauer Passionsspiele finden noch bis 2. Oktober statt. Über 100 Aufführungen sind insgesamt geplant. Spieltage sind Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag.

Quelle:
KNA