Spekulationen über Gründe für Mixas Abberufung

Auszug aus Bischofspalais?

Der zurückgetretene Bischof Walter Mixa will nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" aus dem Augsburger Bischofspalais ausziehen. Mixa wolle trotz aller Vorwürfe weiter als Priester tätig sein, sagte ein Vertrauter Mixas dem Blatt zufolge. Am Wochenende wurde zudem weiter über Hintergründe des Rücktritts spekuliert.

 (DR)

«Er sucht sich jetzt eine eigene Wohnung oder ein Haus zur Miete», sagte ein Vertrauter Mixas dem Blatt zufolge. Nach einem Klinikaufenthalt in der Schweiz wohnt der frühere Bischof  von Augsburg bis heute in der Dienstwohnung des Bischöflichen Ordinariats.

Am Wochenende ging unterdessen die Debatte über die Umstände von Mixas Rücktritt weiter. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Focus» hatte Papst Benedikt XIV. selbst die Erzbischöfe Robert Zollitsch und Reinhard Marx im April angewiesen, Mixa zu einer Auszeit zu bewegen. Zunächst habe Benedikt seinen Apostolischen Nuntius in Deutschland mit dieser Aufgabe betraut. Als der Augsburger Bischof nicht reagierte, sandte der Papst den Freiburger und den Münchner Erzbischof, berichtete das Magazin.

Mixa hatte hingegen seine Amtsbrüder vor einigen Tagen einer Intrige bezichtigt. Sie hätten ihn wegen der Prügelvorwürfe zum Rücktritt gezwungen. In einem Interview der «Welt» hatte Mixa erklärt, er wolle mit dem Papst über eine mögliche Wiedereinsetzung reden.

Nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» war der Vorwurf sexuellen Missbrauchs nicht der Grund für den Papst, das Rücktrittsgesuch Mixas anzunehmen. Deshalb spielt die Einstellung des Ermittlungsverfahrens der Augsburger Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang keine Rolle. Den Informationen der Zeitung zufolge stimmte der Papst Mixas inzwischen revidiertem Ersuchen zu, weil ihm eine Akte mit schwerwiegenden Vorwürfen gegen den Bischof vorlag. Diese betreffen eine mögliche Alkoholkrankheit Mixas und Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe auf junge Priester und Priesteramtskandidaten.

Zeugen aus dem engsten persönlichen Umfeld Mixas hätten entsprechende Aussagen über seinen Lebenswandel gemacht, die dieser Akte beilagen, berichtete die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung». Die Unterlagen seien über die Apostolische Nuntiatur in Berlin übermittelt worden.

Angesichts der Mixa-Affäre und der zahlreichen Missbrauchsfälle in der Kirche bekräftigte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, seine Forderungen nach Reformen. Es müsse über neue Strukturen geredet werden, die Zusammenarbeit und Transparenz förderten, sagte Glück der «Welt» (Samstagsausgabe). Diese seien «die wirksamsten Mittel gegen Gruppenbildung und vergiftete Situationen». So fehle zum Beispiel eine unabhängige kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit zur Regelung von Konflikten.

Zu Mixa sagte der CSU-Politiker: «Die Causa Mixa ist für mich auch eine tiefe menschliche und persönliche Tragödie.» Er hoffe, dass es mit Hilfe Roms bald gelinge, zu einer abschließenden Regelung zu kommen. «Das ist wichtig um einer Legendenbildung vorzubeugen. Und gegen Legenden- und Mythenbildung hilft nur Transparenz», sagte Glück.

Der Fall Mixa sei nicht durch einen kirchlichen Richtungskampf ausgelöst worden, betonte der ZdK-Präsident, sondern durch einen «personenbezogenen Sachverhalt». Er warne davor, eine Richtungsdebatte zwischen liberalen und konservativen Kräften hineinzuinterpretieren.