Grüne kritisieren Polemik unter Bischöfen - Glück verteidigt Marx und Zollitsch

"Unterirdisches" Benehmen

Der kirchenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Josef Winkler, hat den jüngsten verbalen Schlagabtausch unter Bischöfen im Fall Mixa als "unterirdisch" kritisiert. Das Niveau drohe unter das der Diskussionen in Fernseh-Talkshows zu rutschen. ZdK-Präsident Glück verteidigt dagegen die Bischöfe.

 (DR)

Wenn der Pressesprecher eines Bischofs die mutmaßliche Erkrankung eines anderen Bischofs zum Zweck der Skandalisierung nutze, werde eine Grenze überschritten, sagte Winkler am Freitag in Berlin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es sei «weder der Form noch dem Inhalt nach zulässig», einen Kranken wegen seiner Erkrankung «öffentlich niederzumachen», betonte der Bundestagsabgeordnete, der auch Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist.

Zugleich gab Winkler zu bedenken, dass es mittelfristig der gesamten Kirche schade, wenn man im streitbaren Umgang miteinander noch unter das Niveau von Fernsehtalkshows absinke. Mittelfristig sei dadurch auch die Stellung von Bischöfen in der Gesellschaft gefährdet, denen man bisher über Konfessionsgrenzen hinweg mit Respekt begegne und deren Äußerungen auch in gesellschaftlichen Debatten einen besonderen Rang einnähmen.

Der zurückgetretene Augsburger Bischof Walter Mixa hatte in einem Interview den Umgang der Erzbischöfe Reinhard Marx und Robert Zollitsch mit seinem Fall kritisiert. Der Pressesprecher des Münchner Erzbistums, Bernhard Kellner, wies die Vorwürfe mit den Worten zurück: «Nicht zuletzt zum Schutz von Bischof Emeritus Mixa sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten. Wir wünschen ihm gute Besserung. Sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt.»

Glück verteidigt Vorgehen der Bischöfe
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat dagegen das Vorgehen katholischer Bischöfe im Fall Mixa verteidigt. «Dass hier Fehler gemacht worden sein sollen, kann ich nicht erkennen», sagte er in einem Interview der Berliner Tageszeitung «Die Welt». Die Erzbischöfe Robert Zollitsch und Reinhard Marx hätten sich intensiv bemüht, durch Gespräche eine Lösung zu finden.

«Die Dynamik in dem bedauerlichen Fall hat sich durch das Verhalten von Bischof Mixa entwickelt», sagte Glück. Er sprach von einer «tiefen menschlichen und persönlichen Tragödie». Jetzt sei es vor allem die Sache Roms, sehr rasch eine abschließende Regelung zu finden. Nur so könne einer Legendenbildung vorgebeugt werden. «Und gegen Legenden- und Mythenbildung hilft nur Transparenz.»

Keine Richtungsdebatte innerhalb der Kirche
Der ZdK-Präsident wandte sich zugleich gegen die Deutung, es handele sich im Fall Mixa um eine Richtungsdebatte innerhalb der Kirche. Zugleich mahnte er aber mit Blick auf die Missbrauchsfälle eine Reform und Erneuerung der Kirche an. Dabei gehe es nicht um einen «Machtkampf» zwischen Laien und Priestern. «Es muss über Strukturen geredet werden können, die Zusammenarbeit und Transparenz fördern.» Es fehle beispielsweise an Regeln und Verfahren in Konflikten, es fehle auch eine unabhängige Verwaltungsgerichtsbarkeit. «Die sind die wirksamsten Mittel gegen Gruppenbildung und vergiftete Situationen.»

Als Schlüsselthema bezeichnete es Glück, eine bessere Vertrauenskultur in der Kirche zu schaffen - «zwischen Klerus und Laien und innerhalb der Hierarchie, wie es sie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Gemeinsamen Synode von Würzburg gegeben hat». Konflikte sind dabei nach Einschätzung des ZdK-Präsidenten nicht ausgeschlossen. «Das muss kein Unglück sein. Beim Ringen um die Wahrheit hat es immer unterschiedliche Meinungen gegeben, und es muss sie auch geben.»

Beteiligung der Laien bei der Ernennung von Bischöfen
Als Beispiel für eine Vertrauensbildung nannte Glück eine Beteiligung der Laien bei der Ernennung von Bischöfen. Zwar gebe es dabei in Bayern rein rechtlich keine Möglichkeiten, weil der Papst freie Hand habe. Trotz Bayernkonkordat sei aber kein Domkapitel daran gehindert, informelle Wege zu gehen, um die Meinung von Priester- und Laienräten zu erkunden.

Zugleich muss die Kirche nach Auffassung des ZdK-Präsidenten jenseits von Strukturfragen ihre «spirituelle Strahlkraft» zurückgewinnen. «Noch nie waren so viele Menschen suchend nach Sinn für ihr Leben unterwegs.» Es sei ein Alarmzeichen, dass sie dies nicht innerhalb der Kirchen suchten.