Bruder Paulus zum Fall Mixa und der Gefahr eines "Kulturkampf-Katholizismus"

"Er fügt der Kirche noch mehr Schaden zu"

Der Fall Mixa bewegt die Gemüter der deutschen Katholiken seit vielen Wochen. Es droht gar ein Richtungsstreit unter konservativen und liberalen Kräften im Innern der Kirche. Kapuzinerbruder Paulus Terwitte warnt nun im domradio.de-Interview vor einem "Kulturkampf-Katholizismus".

 (DR)

domradio.de: Bruder Paulus, auch Sie haben Mixas Rücktritt damals begrüßt. Nun will er anscheinend wieder zurück ins Bischofsamt. Wie beurteilen Sie das?
Bruder Paulus: Ich kann gar nicht verstehen, dass er das jetzt in der Öffentlichkeit debattiert. Wenn überhaupt, müsste diskret vorgegangen werden. Und mir zeigt schon diese Öffentlichkeitswirkung und dieses an die Öffentlichkeit gehen, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ich kann das gar nicht verstehen.

domradio.de: Mit seinem Rücktritt wolle er dafür Sorge tragen, weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen, begründete Mixa Ende April sein Rücktrittsgesuch. Richtet er jetzt, da er im Vatikan gegen diesen Rücktritt klagen will, nicht erst recht Schaden an?
Bruder Paulus: Jeder hat das Recht zu klagen. Aber Mixa weiß doch auch: Wenn der Papst etwas gesagt hat, dann kann das nicht mehr beklagt werden. Ich finde, dass Mixa der Kirche in dieser Situation noch mehr Schaden zufügt, weil er jetzt in der Öffentlichkeit den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz angreift und auch den Vorsitzenden der Bayrischen Bischofskonferenz. Das finde ich schon ziemlich merkwürdig.

domradio.de: Schweigen wäre besser?
Bruder Paulus: In diesem Fall darf derjenige, der recht hat, schweigen und geduldig warten, bis das Recht sich durchsetzt. Wer einen gesunden Menschenverstand hat, der weiß, dass sich am Ende die Wahrheit immer durchsetzen wird. Diese Art und Weise, eine Art  Kulturkampfkatholizismus an den Tag zu legen und zu sagen: ´Ich muss jetzt gegen die bösen Mächte antreten`, dass zeigt doch, dass da wirklich eine Verschiebung ist in der Wahrnehmung der Wirklichkeit.

domradio.de: Wie glaubwürdig ist Mixa denn noch?
Bruder Paulus: Wenn der Papst den Rücktritt angenommen hat, dann weiß ein Bischof eigentlich, dass jetzt das Wort gesprochen worden ist, dass man jetzt nicht wieder zurückkehren kann in Amt und Würden. Dann geht man in sein Bischofspalais und räumt es aus und fragt nach, wo jetzt der nächste Ort für mich sein kann. Dann macht man nicht so ein Aufhebens darum. Von daher glaube ich, dass man in dieser Situation gut beraten ist seitens des Bistum Augsburg, Klarheit zu zeigen. Und dass wir als Katholiken in Deutschland vielleicht auch mal sagen dürfen: ´Wir kennen das ja, dass ältere Herrschaften manchmal nicht in der Lage sind die Gunst der Stunde und das was die Stunde geschlagen hat, zu erkennen`. Und dann kann man vielleicht auch sogar Verständnis für Mixa aufbringen.

domradio.de: Pater Gemmingen hat gesagt, Mixa müsste zur Wirklichkeit zurückfinden, er sei auch ein "kranker Mann". Geht das nicht zu weit?
Bruder Paulus: Das ist sehr schwer von außen zu beurteilen. Man kann in dieser Situation auch Verständnis aufbringen dafür, dass jemand im Moment die Dinge noch nicht so weit sieht. Es hilft jetzt nicht, Mixa oder anderen in der Kirche persönliche Vorwürfe zu machen. Hier helfen jetzt nur klare Entscheidungen seitens des Bistums Augsburg. Und ich hoffe auf gute Berater, die Bischof Mixa und seinen Anhängern, die glauben, er sei verfolgt worden, ein Stück entgegenkommen und sagen: `Die Sache ist nun so gelaufen, lasst uns dieses Kapitel zuschlagen und jetzt einfach einen neuen Schritt gehen´.