Sozialethiker Nass verteidigt Waffenlieferungen an Ukraine

"Kontext gerechtfertigter Verteidigung"

Der katholische Sozialethiker Elmar Nass verteidigt das Votum der Deutschen Bischofskonferenz für mögliche Waffenlieferungen an die Ukraine. Es könne auch aus christlicher Ethik eine gute Begründung dafür geben.

Über Waffenlieferungen an die Ukraine wird derzeit debattiert / © Bernd Weißbrod (dpa)
Über Waffenlieferungen an die Ukraine wird derzeit debattiert / © Bernd Weißbrod ( dpa )
Prof. Elmar Nass / © privat
Prof. Elmar Nass / © privat

Es gebe einen "Kontext gerechtfertigter Verteidigung", sagte der Wissenschaftler der Kölner Hochschule für Katholische Theologie der "Kölnischen Rundschau" (Montagausgabe).

"Wenn ein Freund angegriffen wird, und ich schaue nur tatenlos zu, dann ist das auch keine Freundschaft", so Nass. Eine solche Waffenlieferung würde er als "Akt der Freundschaftshilfe für das ukrainische Volk" werten mit dem Ziel, "größeres Übel zu verhindern und zu einem Ende des Kriegs zu kommen".

Gegen Gewalt mit Gewalt wehren

Deutschland liefert Waffen der Bundeswehr an Ukraine

Deutschland liefert Waffen aus den Beständen der Bundeswehr an die Ukraine. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Samstag mitteilte, werden die ukrainischen Streitkräfte mit 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ "Stinger" unterstützt. Die Waffen würden so schnell wie möglich an die Ukraine geliefert.

Protest gegen Atomwaffen in Deutschland / © Kay Nietfeld (dpa)
Protest gegen Atomwaffen in Deutschland / © Kay Nietfeld ( dpa )

Es gebe mehr als eine Interpretation der biblischen Friedensbotschaft, sagte Nass. Es gebe eine pazifistische Position; es könne aber "auch aus christlicher Sicht gute Gründe geben, sich im Notfall gegen Gewalt auch mit gewaltsamen Mitteln wehren zu dürfen".

Deeskalation nach dem Prinzip "Wenn einer dich auf die linke Wange schlägt, dann halte ihm auch die rechte hin" funktioniere nur, "wenn der andere mich nicht umbringt". Wenn aber eine solche Eskalationsstufe erreicht sei, dann funktioniere die Idee der "Entfeindung" nicht mehr. Die radikalen Forderungen der Bergpredigt könnten "in so einer Situation nicht der letzte Maßstab von Friedenspolitik sein".

Quelle:
KNA