Silvio Berlusconi stattet Papst Benedikt XVI. den zweiten Antrittsbesuch nach 2005 ab

Ohne Kreuz, sonst wenig Neues

Als Silvio Berlusconi 2005 zum ersten Mal Papst Benedikt XVI. als Italiens neuer Ministerpräsident besuchte, überreichte er ihm noch ein Ebenholz-Kreuz. Ein Geschenk hatte er an diesem Freitag bei der Neuauflage des Treffens nicht dabei. Die Themen waren die gleichen.

 (DR)

Am Vormittag traf die Eskorte am Apostolischen Palast ein. Eine Ehrenformation der Schweizergarde salutierte. Nach der Begrüßung begab sich Berlusconi zum 40-minütigen Gespräch mit dem Papst in dessen Bibliothek. Dabei ging es dem Vernehmen nach um bilaterale Fragen sowie Probleme mit der Integration von Migranten und die Situation in den Schulen.

Vor knapp drei Jahren hatten der Politiker und der Kirchenführer über bilaterale Probleme zwischen Kirche und Staat in Italien gesprochen und erneut bekräftigt, auch weiterhin im Sinne der Lateranverträge zusammenarbeiten zu wollen. In den 1929 unterzeichneten Verträgen erkennt der Heilige Stuhl die Stadt Rom als Sitz der italienischen Regierung an, während der italienische Staat die politische und territoriale Souveränität des Vatikans garantiert.

Im Anschluss an die Privataudienz traf der Regierungschef zu einer Begegnung mit Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone zusammen. Berlusconi ist seit dem 8. Mai zum vierten Mal Regierungschef in Italien.

"Kirche mischt sich nicht zu sehr ein"
Gegenüber Radio Vatikan äußerte sich Berlusconi kurz vor der Audienz beim Papst zum Verhältnis von Staat und Kirche: Es stimme nicht, dass sich Italiens Kirche zu sehr in die Politik einmische.

"Die Kirche und ihre Einrichtungen haben jedes Recht, ihr Urteil offen auszusprechen, und der laizistische Staat tut dasselbe. Der weltliche Charakter des Staates bedeutet keineswegs, dass die Kräfte, die in der Gesellschaft präsent sind, nicht ihre Überzeugungen frei äußern dürften, seien sie nun politisch, religiös, kulturell oder wirtschaftlich-sozial. Es wäre ein fühlbarer Verlust an Freiheit für den Staat, wenn solche - wenn Überzeugungen welcher Art auch immer ausgeschlossen oder unterdrückt würden. Das zeichnet stattdessen totalitäre Systeme aus, und es ist ein historisches Faktum, dass totalitäre Regime damit beginnen, dass die Meinungsfreiheit religiöser Einrichtungen beschnitten wird. Ich bin überzeugt, dass die Kirche wegen ihrer jahrtausendelangen Erfahrung, wegen ihres Kontaktes mit allen sozialen Schichten (gerade den schwächeren) für den Staat ein Reichtum ist."

Silvio Berlusconi, von Haus aus Medien-Unternehmer, ist zum vierten Mal seit 1994 Regierungschef in Rom; er leitet eine Mitte-Rechts-Koalition. Die Wahlen vom April hat er u.a. mit dem Versprechen gewonnen, den Italienern mehr Sicherheit zu garantieren. Dazu gehörte auch ein Gesetzesdekret, das illegale Einwanderung zum Straftats-Bestand erklären sollte; nach Protesten aus der EU, der UNO und dem Vatikan will Berlusconi dieses Dekret aber abschwächen, wie er Mitte der Woche versicherte.