Seit zehn Jahren twittert der Papst

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Vor zehn Jahren, am 12.12.2012, setzte Benedikt XVI. den ersten Tweet ab. Seither ist Twitter für den Vatikan ein wichtiges Werkzeug geworden. Zugleich kennt Nachfolger Franziskus die Fallstricke der Sozialen Netzwerke.

Autor/in:
Anna Mertens
Fotos von Papst Franziskus sind auf einem Smartphone und einem Tablet zu sehen / © Harald Oppitz (KNA)
Fotos von Papst Franziskus sind auf einem Smartphone und einem Tablet zu sehen / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Papst ist auf Twitter: Die Nachricht war vor zehn Jahren eine Sensation. Dass ausgerechnet der zu dem Zeitpunkt bereits 85-jährige Benedikt XVI. der erste twitternde Papst werden sollte, war wohl kaum zu erwarten gewesen.

Als @Pontifex_de twitter Papst Franziskus.  / ©  Screenshot Papst Franziskus / Twitter  (DR)
Als @Pontifex_de twitter Papst Franziskus. / © Screenshot Papst Franziskus / Twitter ( DR )

Doch der Vatikan zog durch. So wurden vor zehn Jahren nicht nur ein päpstlicher Twitter-Kanal eröffnet, sondern gleich neun - von Italienisch über Englisch bis hin zu Arabisch und Latein: Der Papst ist auf Twitter allgegenwärtig.

Was damals klein begann, ist inzwischen ein wichtiges Kommunikationsmittel für den Vatikan geworden. Papst Franziskus, der die Accounts übernahm, ist nach eigener Aussage selbst nicht bewandert in Sozialen Netzwerken.

53,1 Millionen Abonnenten

Er hat ein wenigstens ambivalentes Verhältnis zu moderner Medientechnologie - kritisiert diese auch immer wieder scharf. Vor allem "Geschwätz" lehnt er aus tiefstem Herzen ab. Aber es gibt genug Kurienmitarbeiter, die ihm das Twittern abnehmen.

Rund 53,1 Millionen Abonnenten verteilen sich auf die neun Sprachprofile des Papstes. Eine beträchtliche Zahl, auch wenn so mancher Franziskus auf verschiedenen Sprachen folgt. Im Ganzen kann sich die Reichweite durchaus sehen lassen, bleibt sie auch weit entfernt von der Twitter-Spitze. Mit mehr als 130 Millionen "Nachfolgenden" erreicht der Ex-US-Präsident Barack Obama das größte Publikum weltweit, gefolgt vom Popstar Justin Bieber und Twitter- und Tesla-Besitzer Elon Musk.

Auf Englisch oder Spanisch gibt es mittlerweile je fast 19 Millionen Papst-Follower, auf Italienisch und Portugiesisch rund 5 Millionen.

Und selbst auf Latein lesen etwa eine Million Menschen mit. Auf dem deutschen Twitter-Account hat der Papst 680.000 Abonnenten, auf dem Arabischen etwa 550.000. Und die Zahlen steigen kontinuierlich.

Worüber twittert der Papst eigentlich?

Meist twittert der Papst die gleiche Botschaft in der jeweiligen Sprache auf den unterschiedlichen Accounts. Doch nicht alle Tweets landen auf allen Kanälen. Der aktivste Account ist eindeutig der englischsprachige mit rund 4.500 Tweets in zehn Jahren. Auch Spanisch ist weit vorn. Auf Italienisch und Deutsch gibt es mehr als 4.000; in anderen Sprachen sind es etwas weniger.

Franziskus würdigt 10. Jahrestag des ersten Papst-Tweets

Mit einem kurzen Tweet hat Papst Franziskus an den Beginn der päpstlichen Twitter-Aktivitäten vor zehn Jahren erinnert.

"Ich danke allen, die mir auf diesem Account folgen, der vor zehn Jahren eingerichtet wurde, um auch hier die Freude des Evangeliums zu verkünden", schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst.

Twitter auf einem Smartphone / © Twin Design (shutterstock)
Twitter auf einem Smartphone / © Twin Design ( shutterstock )

Doch worüber twittert der Papst eigentlich? - Antwort: Über alles Mögliche. Oft geht es um Themen seiner Generalaudienzen oder des Mittagsgebets am Sonntag. Seine Appelle und Gebetsanliegen werden ebenfalls verbreitet. Auch geht es um Krisen weltweit, um Katastrophen und Unglücke, wie etwa zu Halloween in Seoul oder zu Anschlägen in Jerusalem.

Der Twitter-Account wird genutzt, um auf Jahres- und Gedenktage aufmerksam zu machen, beispielsweise zum Welt-Alzheimer-Tag oder zum Welternährungstag. Und natürlich ist er während der Papstreisen gefragt. Kaum ein Tag vergeht ohne Tweet aus dem Vatikan; meist sind es mehrere.

Auch an der deutschen katholischen Kirchenspitze wird getwittert - mit weniger Followern, aber durchaus passioniert. Mittlerweile gibt es allerdings auch schon Rückzüge zu vermelden. So hat sich der Passauer Bischof Stefan Oster vom Kurznachrichtendienst verabschiedet; sein Account wurde nach drei Jahren gelöscht. Grund sei letztlich gewesen, dass er den Ton und das Klima auf der Plattform als wenig förderlich für ein gutes Miteinander wahrgenommen habe.

Die Nachrichten erreichen Menschen

Für Papst Franziskus spielt Twitter seit Beginn des Ukraine-Kriegs eine besondere Rolle. Gerade in der Anfangsphase verbreitete er seine Friedensappelle in der Ukraine auf allen denkbaren Kanälen - versehen mit den Hashtags #Betenwirgemeinsam und #Ukraine. Die päpstlichen Anti-Kriegs-Botschaften wurden sichtbarer, in neuem Design und mit Unterstützung von Fotos über Twitter gesendet. Dabei fing der Vatikan auch erstmals an, auf Russisch und Ukrainisch zu twittern.

Und die Nachrichten erreichen Menschen. Zehntausende leiten seine Tweets weiter, Zehntausende "liken" sie, bekunden also Gefallen oder Zustimmung. Somit kommt die Botschaft des Papstes auch bei vielen an, die nicht dem Mittagsgebet am Sonntag oder der Generalaudienz zuhören. Und das in nur 280 Zeichen.

Twitter

Twitter ist ein Kurznachrichtendienst, bei dem Nachrichten (sogenannte "Tweets") mit maximal 280 Zeichen veröffentlicht werden können.

Für seine Suchfunktion nutzt der Dienst sogenannte Hashtags (#). Nachrichten, die mit einem Hashtag versehen sind, werden gebündelt und lassen sich somit thematisch einordnen und per Suche finden.

Falls viele Nutzer einen bestimmten Hashtag nutzen, wird dieser in den Trends angezeigt.

Symbolbild Twitter / © BigTunaOnline (shutterstock)
Quelle:
KNA