Theologe über Lockerungen der Gottesdienstverbote

Seelenheil hängt nicht von der Messe ab

In der Diskussion um die Aufhebung von Gottesdienstverboten rät der Freiburger Theologe Bernhard Spielberg zu Gelassenheit. Gelebtes Christentum zeige sich nicht allein in der Anbetung Gottes, sondern in der Solidarität mit den Mitmenschen.

Stilles Gebet in einer Kirche / © Uwe Zucchi (dpa)
Stilles Gebet in einer Kirche / © Uwe Zucchi ( dpa )

"Gott will niemanden vom Heil ausschließen, schon gar nicht, weil er derzeit keinen Gottesdienst besuchen kann, sondern ihn vielleicht nur über das Internet verfolgt", sagte Spielberg der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg.

"Nächstenliebe ist buchstäblich heilsnotwendig, sie schafft Heil und Heilung", so der Pastoraltheologe. "Jetzt ist die Zeit, Eucharistie als eine Haltung des Teilens und der Gegenwart Gottes in dem, was gebrochen ist, zu leben. Es wird wieder die Zeit kommen, sie auch zu feiern."

Spielberg sagte, die Pandemie verstärke gesellschaftliche Herausforderungen und Fragen. "Wer einsam ist, wird noch einsamer. Wer technisch fit ist und mit digitalen Medien umgehen kann, spielt das nun voll aus."

Herausforderung für Kirche und Religion

Dies sei auch eine Herausforderung für Kirche und Religion. Dabei komme es entscheidend auf die Inhalte kirchlicher Angebote an und nicht auf die Form ihrer medialen Verbreitung: "Ob mich eine Predigt berührt, sie etwas mit meinem Leben zu tun hat, hängt nicht davon ab, ob ich in der Kirche sitze oder sie über das Internet höre."

In gewisser Weise könne die Lage mit leeren Kirchen als "prophetischer Blick in die Zukunft" verstanden werden, sagte Spielberg. "Schon vor Corona waren unsere Kirchen häufig sehr leer.

Wir sollten jetzt nicht versuchen, möglichst schnell zu den alten Rezepten zurückzukehren, sondern kreativ nach neuen Antworten suchen, was Menschen heute und künftig von Glaube und Religion erwarten."

Dazu gehöre etwa ein Nachdenken darüber, wie Kirche Menschen verbinden kann. "Wenn wir jetzt und auch künftig Zeichen der Solidarität und des Miteinanders setzen können, die nicht an nationalen Grenzen enden, dann wäre das ein echtes, bleibendes Zeichen von Heil, über die Corona-Krise hinaus."


Quelle:
KNA