Schul-Statistik zu getauften Abiturienten in NRW erschienen

Jeder Zehnte wählt "Reli" ab

Gut 11 Prozent der getauften Abiturienten in Nordrhein-Westfalen haben sich vom Religionsunterricht abgemeldet. Unter den katholischen Schülern der Jahrgangsstufe 13 liegt der Anteil bei 10 Prozent, unter den evangelischen bei 12,5 Prozent, wie das Landesamt für Statistik am Montag in Düsseldorf unter Berufung auf Daten für das laufende Schuljahr mitteilte.

 (DR)

Je älter, desto mehr wählen ab
Ab der achten Klasse nehme die Quote deutlich zu, hieß es. Dann können die Schüler mit Vollendung des 14. Lebensjahres selbst entscheiden, ob sie das Fach abwählen.

Insgesamt nehmen 26.000 der 688.000 evangelischen und 25.000 der 981.000 katholischen Schüler aller Klassen an allgemeinbildenden Schulen in NRW nicht am Religionsunterricht teil. Bei den katholischen Schülern der neunten Klasse beträgt der Anteil der Abwähler 5,2 Prozent, bei den protestantischen 8,3 Prozent.

In der Klasse fünf sind 0,4 Prozent der katholischen und 0,8 Prozent der evangelischen Kinder abgemeldet. In dieser Altersgruppe können nur die Eltern entscheiden, den Nachwuchs abzumelden.

Ausweichfach Philosophie für alle
Die Landesregierung will unterdessen das Ausweichfach "Praktische Philosophie" künftig an allen Schulen von der fünften bis zehnten Klasse einführen. Schüler, die Religion abwählen, müssen dann daran teilnehmen, wie der Entwurf einer Prüfungsordnung für die Sekundarstufe I vorsieht. Die Regelung soll nach dem Willen der Regierung zum Jahresende in Kraft treten.

"Erstmals schaffen wir damit die Voraussetzungen dafür, dass alle Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, die gesamte Sekundarstufe I hindurch eine Werteerziehung erhalten", hatte Bildungsministerin Barbara Sommer (CDU) im Januar erläutert. Bisher sind nur Schüler der neunten und zehnten Klasse verpflichtet, das Fach zu belegen, wenn sie Religion abgewählt haben.

Frankreich: Sinkendes Interesse am Religionsunterricht
Auch in Frankreich besuchen immer weniger Schüler den während der Freizeit und außerhalb der Schulen organisierten Religionsunterricht. Nach den jüngsten verfügbaren Statistiken nehme nur jedes dritte Kind zwischen acht und zwölf Jahren an den Katechismus-Stunden teil, berichtete die Tageszeitung "Le Figaro".

1993 seien es noch 45 Prozent gewesen, 1945 sogar noch 90 Prozent. Der in der katholischen Bischofskonferenz zuständige Bischof Christophe Dufour sagte, die christlichen Wurzeln Frankreichs drohten ebenso zu einem Objekt der Archäologie zu werden wie die antiken römischen Tempel.