Schlagabtausch zwischen Pius-Brüdern und deutschen Bischöfen

Tischtuch zerrissen?

Die traditionalistische Pius-Bruderschaft hat die Deutsche Bischofskonferenz frontal angegriffen. "Wir sind besonders angewidert von der Haltung des deutschen Episkopats, der uns unablässig seine unbarmherzige Feindseligkeit gezeigt hat, die jeder Nächstenliebe entbehrt", heißt es in einer Erklärung des Generaloberen Bernard Fellay. Einige Bischofskonferenzen hätten die Kontroverse um die Bruderschaft genutzt, um "einen offenen Aufstand" gegen den Papst zu führen. Im domradio antwortet Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, in deutlichen Worten.

 (DR)

Der Generalobere habe mit seiner Erklärung seine tatsächliche Geisteshaltung gezeigt, sagte Pressesprecher Matthias Kopp. Diese sei «geprägt von einer bedauerlichen Einseitigkeit». Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller forderte die Priesterbruderschaft zur Selbstkritik auf. Fellays Kommunique wertete er als «Versuch, einen Keil zwischen den Papst und die deutschen Bischöfe zu treiben». Damit «werden sie aber keinen Erfolg haben», sagte Müller der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Regensburg.

Weihe nun in der Schweiz
Anlass der Erklärung Fellays ist die Verlegung einer ursprünglich in Bayern geplanten Weihe von Subdiakonen der Bruderschaft. Der Generalobere teilte mit, die für Samstag geplante Weihe von Subdiakonen in Zaitzkofen werde an den Sitz des Mutterhauses nach Econe im schweizerischen Wallis verlegt. Die Bruderschaft verstehe dies als eine «Geste der Beruhigung». Die Ortsverlegung entspreche einem Wunsch Roms. Eine Absage habe zu keinem Zeitpunkt zur Debatte gestanden. Alle anderen Weihehandlungen, darunter auch für Ende Juni geplante Priesterweihen, seien davon unberührt.

Bei der Deutschen Bischofskonferenz stießen die neuen Äußerungen der Pius-Bruderschaft auf Empörung. Ihr Sprecher Kopp verbat sich den Vorwurf, die Bischöfe hätten einen offenen Aufstand gegen den Papst geführt. Bischof Müller betonte, alle deutschen Bischöfe seien vom Papst ernannt und stünden in voller Gemeinschaft mit ihm. Die Pius-Bischöfe hingegen seien illegal geweiht und sollten daher «in ihren Äußerungen deutlich zurückhaltender sein». Er appellierte an die Bruderschaft zu bedenken, «was dem Papst und der katholischen Kirche durch ihr Verhalten an Schaden zugefügt worden ist».

Müller forderte erneut von den Pius-Brüdern, «bis zur Klärung ihres ekklesiologischen Status auf Weihen zu verzichten». Zugleich wollte der Regensburger Bischof die Bedeutung der Subdiakonatsweihe nicht zu hoch bewerten. Hierbei handele es sich noch nicht um ein sakramentales Geschehen. Entscheidend sei die für Ende Juni angesetzte Priesterweihe.

Die Frage, ob die Pius-Bruderschaft Weihen vornimmt, ist innerkirchlich von großer Bedeutung. Der Regens des Priesterseminars der Bruderschaft, Stefan Frey, hatte ursprünglich erklärt, dass die Weihen zum «normalen Leben des Seminars» gehörten. Auch habe der Vatikan von der Priesterbruderschaft in keiner Weise verlangt, ihre Aktivitäten einzustellen oder Weihespendungen zu unterlassen.

Der für Econe zuständige Bischof von Sitten, Norbert Brunner, ließ über die Schweizer Bischofskonferenz mitteilen, bezüglich der Weihen in der Pius-Bruderschaft habe sich mit der Aufhebung der Exkommunikation von vier ihrer Bischöfe nichts geändert. Die Spende der Weihesakramente sei weiter unerlaubt. Die Bruderschaft hätte die Klärung ihres Status durch die katholische Kirche abwarten müssen, bevor sie wieder Weihen unternimmt, so Brunner.

Zollitsch: Pius-Brüder greifen Demokratie an
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat der Pius-Bruderschaft vorgeworfen, «unser Verständnis von Demokratie» anzugreifen und herabzusetzen.
Zugleich bekräftigte er am Mittwoch in Berlin die Aufforderung an die Traditionalisten, sich in die Kirche einzugliedern und die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) anzuerkennen.

Zollitsch unterstrich vor dem Kardinal-Höffner-Kreis der Bundestags-Unionsfraktion, hinter die Auffassung des Konzils über das Verhältnis von Kirche und Staat gebe es kein Zurück. «Die Vorstellung einer katholischen Staatskirche ist für uns überholt», so der Erzbischof mit Blick auf die Haltung der Pius-Brüder. Die Konzilsdokumente über die Kirche in der Welt von heute, zur Religionsfreiheit und zu den Beziehungen zu den nichtchristlichen Religionen sowie über die Ökumene seien «unaufgebbare Bestandteile der katholischen Tradition». Die Traditionalisten hätten sich außerhalb dieser katholischen Tradition gestellt und die Einheit mit dem Papst aufgekündigt.

Zollitsch verwies darauf, er habe bei seinem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. vor zwei Wochen in Rom diese Haltung der deutschen Bischöfe «in einer guten Atmosphäre» vermitteln können. Am Dienstag hatte die Pius-Bruderschaft die Bischofskonferenz frontal angegriffen und sich «besonders abgestoßen» von deren Vorgehen gezeigt. Das Verhalten der Bischöfe gegenüber der Bruderschaft sei Ausdruck einer unbarmherzigen Feindseligkeit, hieß es in einer im Internet veröffentlichten Erklärung des Generaloberen Bernard Fellay.

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