Scheidender Chef beklagt Intrigen im Vatikan

Vatikanbank weiter im Umbruch

Die Vatikanbank ist weiter mitten im Umbruch: Nach eineinhalb Jahren Reformprozess verlässt der deutsche Präsident Ernst von Freyberg das Institut. Dieser klagt über Intriganten in der Kurie.

Autor/in:
Miriam Schmidt
Ernst von Freyberg (dpa)
Ernst von Freyberg / ( dpa )

Nach nur 16 Monaten ist seine Mission beendet. Angetreten als Reformer, hat der deutsche Ernst von Freyberg die skandalgeplagte Vatikanbank in seinen knapp eineinhalb Jahren als Präsident von Grund auf umgekrempelt: Mehr Transparenz, keine Toleranz bei Geldwäsche und Korruption sowie der Abschied von Top-Managern. "Es ist angemessen zu sagen, dass dieser in den letzten Monaten oft sehr schmerzhafte, aber notwendige Prozess die Tür zu einer neuen, unbelasteten Zukunft des IOR geöffnet hat", bilanziert der 55-Jährige. Von Freyberg verlässt das Geldhaus, das vor weiteren radikalen Veränderungen steht.

Freyberg beklagt Intrigen in der Führungsetage des Vatikan. "Manchmal hat man das Gefühl, dass sich gerade an der Kurie nicht nur die besten Köpfe, sondern auch große Intriganten tummeln", sagte von Freyberg in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung (Mittwoch).

Freyberg kündigte fast alle Beraterverträge

Seine Mission sei erledigt, betonte Freyberg: "Wir haben 16.300 Kunden geprüft. Die Bank ist jetzt sauber! Das war mein Ziel." Er habe 200mal Anzeige wegen Geldwäsche-Verdachts gestellt und 3.000 Konten geschlossen. "Damit habe ich mir nicht nur Freunde gemacht."

Kritisch äußerte sich von Freyberg auch zu den Beratern und Anwälten des Vatikan. Er habe "nahezu alle Beratungsverträge bei der Bank gekündigt", aber manch einer "wittert jetzt natürlich wieder das große Geschäft". Insgesamt hätten den Papst "zweifelhafte Investments aus der Vergangenheit gut 45 Millionen gekostet". Gegen einen ehemaligen Anwalt des "Instituts für religiöse Werke" (Instituto per le Opere di Religione, IOR) ermittelten inzwischen die Behörden.

Auf den Einfluss seiner Arbeit auf das persönliche Verhältnis zur Kirche angesprochen, sagte von Freyberg der Zeitung: "Mein Glaube ist gestärkt! Ich bin stolz, der Kirche dienen zu dürfen."

Neue Führung soll am Mittwoch vorgestellt werden

Das Institut für die religiösen Werke (IOR) soll seinen Platz in den neuen Finanzstrukturen des Vatikans bekommen, heißt es aus dem Kirchenstaat. Viele Beobachter vermuten, dass das Geldhaus damit auch deutlich an Kompetenzen verliert. Die neue Führung sowie Details zur Reform der Finanz- und Wirtschaftstruktur des Vatikans sollten Mittwoch vorgestellt werden.

Die Gründe für von Freybergs Abschied nach nur 16 Monaten blieben zunächst unklar. Die Spekulationen reichten von persönlichen Gründen bis hin zu Meinungsverschiedenheiten über die zukünftige Ausrichtung des IOR. Der französische Geschäftsmann Jean-Baptiste de Franssu wird vermutlich die Leitung des Geldhauses übernehmen und die "zweite Phase" des Reformprozesses - so der Vatikan - vorantreiben. Denn trotz aller Fortschritte unter von Freyberg ist die Vatikanbank noch nicht am Ziel angekommen, das ist auch den Verantwortlichen klar.

Der deutsche Finanzexperte war im März 2013 noch vom damaligen Papst Benedikt XVI. eingesetzt worden, um bei dem Geldhaus aufzuräumen. Der Jurist hat in seiner Amtszeit vieles auf den Weg gebracht. Nach jahrelanger Abschottung und Geheimniskrämerei warb er demonstrativ für mehr Offenheit. Im Oktober 2013 veröffentlichte das IOR erstmals seine Bilanz, von Freyberg holte externe Experten ins Boot und etablierte eine neue Kommunikationsstrategie.

Immer wieder Skandale um Vatikanbank

Die Vatikanbank ist ein Geldhaus mit langer Tradition, strikt dem Dienst für den Vatikan und seinen Kunden in der katholischen Kirche verpflichtet. Dennoch geriet das Institut immer wieder in die Negativschlagzeilen, wurde mit Geldwäsche und Korruption in Verbindung gebracht. Auch nach der Amtsübernahme durch von Freyberg und der von Papst Franziskus gestarteten Reformoffensive erschütterten immer wieder Skandale die Bank.

"Vieles von dem, was dem IOR als schlechter Ruf anhaftet, haftet ihm zu Unrecht an und hätte dadurch vermieden werden können, wenn man von vornherein die Fakten deutlich erläutert hätte. Das Wichtigste ist die Transparenz", sagte von Freyberg Radio Vatikan. Lange war die Zukunft des in den Negativschlagzeilen steckenden Instituts sogar komplett unsicher - erst im April entschied Papst Franziskus, grundsätzlich an der Vatikanbank festzuhalten.


Vatikanbank (dpa)
Vatikanbank / ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA , epd