Ernst von Freyberg und die Vatikanbank

Der Aufräumer geht

Ernst von Freyberg sollte aufräumen. Nach den Skandalen über Geldwäsche sollte der Deutsche für Transparenz und Ordnung sorgen. Und jetzt hört er als Präsident der Vatikanbank auf. Über die Hintergründe wurde offiziell wenig bekannt.

 (DR)

Er wurde als Bankenretter angeheuert. Sein Auftrag lautete: gründlich aufräumen. Keiner sollte mehr unwidersprochen behaupten können, im Schatten des Petersdoms lasse sich Geld bequemer waschen als auf den Kaimaninseln. Ernst von Freyberg, im Februar 2013 von Benedikt XVI. an die Spitze der Vatikanbank IOR berufen, nahm seine Mission ernst: Das "Institut für die religiösen Werke" wandelte sich unter seiner Leitung geradezu zu einem Musterschüler in Sachen Reformen, zumindest nach vatikanischer Darstellung.

Aus freien Stücken

Und nun, nach gerade mal anderthalb Jahren, kehrt von Freyberg dem Geldinstitut den Rücken, wie der Vatikan am Dienstag bekanntgab. Aus freien Stücken, heißt es offiziell. Warum? Ist da ein tapferer Streiter für saubere Geldgeschäfte an alten Seilschaften im Vatikan gescheitert? Oder passten die Vorstellungen des deutschen Adeligen von der Zukunft des IOR nicht mit dem Kurs einer "armen Kirche für die Armen" zusammen?

Die Aufgabenbeschreibung der Stelle habe sich geändert und stimme nicht mehr mit dem ursprünglichen Profil überein, war im Vorfeld zu hören. Dem deutschen Banker bescheinigte der Vatikan gute Arbeit.

Allerdings solle das Amt des Aufsichtsratschefs künftig als Vollzeitstelle ausgeübt werden. Von Freyberg war zwischen seinem deutschen Wohnsitz und Rom gependelt, wo er im Schnitt drei Tage in der Woche verbrachte. Er verwaltete auch weiterhin die Familiengüter und nahm seine sonstigen Verpflichtungen, etwa als Aufsichtsratsmitglied der Werft "Blohm und Voss" wahr.

Das Wichtigste ist, die Kunden zu kennen

Die Erfolgsbilanz von Freybergs wird weitgehend anerkannt: Erstmals in der Geschichte des IOR legte er einen Jahresbericht vor, der detailliert Auskunft darüber gab, wie das Institut sein Geld anlegt.

Er ließ alle Konten von einer US-amerikanischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft systematisch nach schwarzen Schafen durchforsten und entließ zwei leitende Angestellte, die es nicht so genau nahmen mit der Kontrolle. Das Wichtigste sei, dass das IOR nun genau wisse, wer seine Kunden seien, betonte von Freyberg.

Ein weiteres, nicht unwesentliches Motiv für den Weggang von Freybergs wurde vom Vatikan nur angedeutet: Die Neuordnung der finanziellen und wirtschaftlichen Belange im Vatikan. Unter dem Dach des neu geschaffenen Wirtschaftsrats, einer Art Ministerium für Wirtschaft und Finanzen, sollen offenbar die Kompetenzen gebündelt werden. Das dürfte auch den Aktionsradius des IOR-Chefs beschneiden.

Der Nachfolger

Wichtigster Akteur auf diesem Feld ist künftig der Sekretär des Wirtschaftsrats, der australische Kardinal George Pell. Dem als Nachfolger von Freybergs gehandelten Franzosen Jean-Baptiste de Franssu werden gute Verbindungen zu Pell nachgesagt.

Auch das Aufgabenfeld der Vatikanbank wird möglicherweise beschränkt. Spekuliert wird etwa darüber, dass die Geldanlage künftig zentral von der vatikanischen Güterverwaltung Apsa übernommen werden könnte.

Unklar bleibt, wie fundiert Medienberichte sind, nach denen der aufsichtführende Kardinalsrat über dem IOR mit der Berichtspraxis von Freybergs nicht ganz zufrieden gewesen sein soll. Vorsitzender dieser Kardinalskommission war bis Ende 2013 der frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Dem wiederum wird vorgeworfen, einem befreundeten Filmproduzenten mit dem Ankauf von letztlich wertlosen Wandelanleihen für 15,1 Millionen Euro aus der Patsche geholfen zu haben. Die IOR-Bilanz führt diesen Betrag als "Schenkung" zugunsten einer Stiftung des Heiligen Stuhls an.

Kein bin Laden, kein Agnelli

An seinem ersten Tag im neuen Büro, so erzählte es von Freyberg Besuchern gerne, habe er sich die Kundenkartei kommen lassen und nach all jenen berühmten Namen gesucht, die er in den Medien als angebliche Kunden des IOR gefunden habe, angefangen von Osama bin Laden bis hin zur Eigentümerfamilie des italienischen Autoherstellers Fiat, Agnelli. Keinen davon habe er wiedergefunden.


Vatikanbank-Chef Ernst von Freyberg / © Malteser/Klaus Schiebel
Vatikanbank-Chef Ernst von Freyberg / © Malteser/Klaus Schiebel
Quelle:
KNA