Sänger ärgert sich über Diskriminierung durch Religion

"Dann möchte ich kein Christ sein, sorry"

Die Band "Alte Bekannte", Nachfolgeband der "Wise Guys", hat ihr viertes Album herausgebracht. "Stabil" heißt es. Es geht unter anderem um Gott und Diskriminierung durch Religionen. Letztere ärgert Sänger Daniel Dickopf als Katholik.

Die Band Alte Bekannte erweist sich als ebenbürtiger Nachfolger von den Wise Guys / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Die Band Alte Bekannte erweist sich als ebenbürtiger Nachfolger von den Wise Guys / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: "Wirtschaft, Politik und FIFA, ob Kirche oder die Kultur, ihr armen alten weißen Männer, macht Platz für einen guten bunten Neubeginn voller frischer Ideen." Ist das die Botschaft des neuen Albums?

Daniel "Dän" Dickopf (Komponist und Sänger der Band "Alte Bekannte)": Ja, natürlich. Da haben wir aufgegriffen, was gesellschaftlich jetzt schon lange ein Thema ist. Das heißt ja nicht, dass die alten weißen Männer komplett verschwinden müssen. Ich bin ja auch jetzt im vorgerückten Alter und mit einer Band unterwegs und ich möchte auch gerne, dass die Leute sich unsere Musik anhören.

Die alten weißen Männer sollen ja nicht nichts machen. Die sollen aber nicht alles entscheiden und vor allem sollen sie nicht so häufig gegen den Wunsch und die Bedürfnisse der Mehrheit entscheiden.

Daniel - Dän - Dickopf mit Domradio-Moderator Tommy Millhome / © Katharina Geiger (DR)
Daniel - Dän - Dickopf mit Domradio-Moderator Tommy Millhome / © Katharina Geiger ( DR )

DOMRADIO.DE: Nehmen wir mal die Kirche als Beispiel, die kommt ja auch im Text vor. Was würden Sie sich von der Kirche wünschen?

Daniel Dickopf

"Das finde ich natürlich sehr frustrierend, wenn die Institution, die seine Lehre vertreten möchte, da diametral entgegengesetzt handelt."

Dickopf: Ich würde mir von der Kirche wünschen, dass die Diversität der Christen und der Katholiken berücksichtigt wird und dass dementsprechend die Rechte verteilt werden, damit das ganze demokratischer zugeht. Von den Würdenträgern würde ich mir wünschen, dass sie sich häufiger die Frage stellen, was Jesus tun würde.

Mein Bild von Jesus ist, dass er viele Dinge, die von der Amtskirche angeordnet und getan werden, verurteilen würde und dass er das Gegenteil machen würde. Das finde ich natürlich sehr frustrierend, wenn die Institution, die seine Lehre vertreten möchte, da diametral entgegengesetzt handelt.

DOMRADIO.DE: Es gab kaum einen Kirchentag, den die "Wise Guys" ausgelassen haben. Bringen Sie sich immer noch ein, wenn die Kirche diskutiert?

Dickopf: Wenn ich gefragt werde. Ich drängele mich da nicht vor. Dafür bin ich persönlich auch nicht gut genug informiert. Ich bin ja einfach nur ein Katholik und habe keinerlei theologische Ausbildung oder so was.

Aber wenn ich gefragt würde, zu den Problemen der Kirche Stellung zu beziehen oder aus Sicht der Gläubigen Stellung zu beziehen, dann würde ich das natürlich auch gerne tun.

DOMRADIO.DE: Es ist ein buntes neues Album. Mit nachdenklichem, aber auch mit lustigen Sachen. Zum Beispiel singt ihr über ein nerviges Lehrerkind oder die Liedzeile "Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück". Ich musste sofort an Karneval denken, obwohl ihr ja mal beschlossen habt, dass das nichts für euch ist.

Daniel Dickopf

"Das ist manchmal so, Ohrwürmer können hartnäckig sein."

Dickopf: "Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück" klingt von der Musik und der Melodie her karnevalistisch. Das Lied ist auch ein Ohrwurm, den die Leute sofort mitsingen. Aber das war ein Versehen.

Ich hatte diesen schönen Spruch irgendwo gelesen, den habe ich mir ja nicht selbst ausgedacht. Dann hat man sich ein Jahr lang den Songtext überlegt und dann war die Musik dazu im Kopf – und die ging nicht mehr weg. Das ist manchmal so, Ohrwürmer können hartnäckig sein.

DOMRADIO.DE: Ein Song, den ihr mit Bodo Wartke zusammen aufgenommen habt, vertont sogar Gottes Worte, wenn es heißt "Nicht in meinem Namen". Der Song ist von Bodo Wartke und ihr singt gegen Ausgrenzung von Frauen, gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen die Verfolgung und Verurteilung Unschuldiger.

Dickopf: Das spricht mir total aus der Seele. Bodo Wartke ist ein Kollege, der sehr genial textet, wie ich finde. Und diese Idee, dass man Menschen tötet oder unterdrückt, im Namen einer Religion, im Namen Gottes, ist eine Sache, die mich mit am meisten umtreibt und gegen die ich mich am stärksten wende.

DOMRADIO.DE: Ihr seid befreundet. Wie kam es zu dem Song?

Dickopf: Ich kenne den Bodo noch von "Wise Guys"-Zeiten. Ich glaube, wir hatten gemeinsame Auftritte. Ich glaube sogar in Köln irgendwo. Und dann haben wir ihn kennengelernt und waren total begeistert von diesem Wortwitz in seinen Texten und von ihm als Typen und da haben wir als "Wise Guys" schon zusammengearbeitet und das als "Alte Bekannte" jetzt fortgesetzt.

Gerade dieser Song "Nicht in meinem Namen" gefiel uns fünfen von "Alte Bekannte" extrem gut und deswegen haben wir Bodo gebeten, dass wir ihn zusammen aufnehmen.

Daniel Dickopf

"Wenn Jesus die wegschickt, dann möchte ich kein Christ sein, sorry. "

Auch da geht es wieder um diese Sache mit Homosexuellen zum Beispiel. Den Segen, den der Pfarrer Ullmann in Mettmann Homosexuellen gegeben hat. Ich kenne den Pfarrer noch von früher und er bekam direkt eine Ermahnung von Herrn Woelki. Man stelle sich vor, dass Jesus auf einem Marktplatz steht und dann kommt ein homosexuelles Paar, die gab es damals auch schon, und das Paar möchte deren Liebe gesegnet bekommen und Jesus schickt die weg.

Also Entschuldigung, aber das ist einfach nicht vorstellbar. Wenn Jesus die wegschickt, dann möchte ich kein Christ sein, sorry. Und das tut er meiner Überzeugung nach nicht.

Das Interview führte Tommy Milhome.

Quelle:
DR