Sächsischer Pfarrer besorgt wegen Waldbränden

"Was wird da noch wachsen?"

Verheerende Brände wüten in Brandenburg und Sachsen. Bislang konnten die Einsatzkräfte die Wald- und Ackerbrände nicht unter Kontrolle bringen. Menschen mussten evakuiert werden, Landwirte fürchten um ihre Erträge und Tiere.

Die Feuerwehr in Brandenburg kämpft weiter gegen einen großen Waldbrand im Landkreis Elbe-Elster / © Jan Woitas (dpa)
Die Feuerwehr in Brandenburg kämpft weiter gegen einen großen Waldbrand im Landkreis Elbe-Elster / © Jan Woitas ( dpa )

DOMRADIO.DE: In Brandenburg steht eine Fläche von 8,5 Quadratkilometern in Flammen, das ist fast so groß wie 1200 Fußballfelder. 350 Einsatzkräfte kämpfen gegen das Feuer bei Rehfeld im Elbe-Elster-Kreis. Der Ortsteil Kölsa ist am schlimmsten betroffen. Unter anderem ist eine Ferkelzuchtanlage abgebrannt. Pfarrer Bechler, Sie wohnen in Rehfeld. Wie nahe sind die Flammen an Ihrer Kirche oder Ihrem Pfarrhaus dran?

Pfarrer Andreas Bechler aus Rehfeld (privat)
Pfarrer Andreas Bechler aus Rehfeld / ( privat )

Pfarrer Andreas Bechler (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland): Es ist schon noch etwas weiter weg, ungefähr einen Kilometer. Es richtet sich auch immer danach, woher der Wind gerade kommt. Und das macht die Sache dann auch sehr unübersichtlich und auch bedrohlich.

DOMRADIO.DE: Sie hören jetzt fast im Minutentakt auch die Löschhubschrauber über sich fliegen. Sie bekommen mit, wie sich auch die Lage verändert. Besteht die Gefahr durch die Brandherde unmittelbar auch für ihre Kirchengebäude in der Umgebung oder für Grundstücke der Kirchen?

Bechler: Grundsätzlich ist das nicht auszuschließen, denn selbst für die Einsatzkräfte ist es so, dass durch diesen schnellen Windwechsel natürlich auch plötzlich ganz neue Situationen entstehen, die man nicht absehen kann. Wir sind froh, dass die Einsatzkräfte hier ihren Dienst tun und wünschen ihnen ein gutes Händchen und Gottes Segen, dass das alles gut klappt.

DOMRADIO.DE: Brände gab es auch in den vergangenen Sommer in Deutschland. Trotzdem bekommt man in diesem Jahr das Gefühl, Sie rücken besonders nahe. Was ist das für ein Gefühl, wenn die Waldbrände die eigene Ortschaft erreichen?

Verheerende Brände in Brandenburg und Sachsen

Die Lage in den Waldbrandgebieten von Brandenburg und Sachsen ist weiterhin äußerst kritisch - auch am Nachmittag des 26. Julis waren die Feuer noch außer Kontrolle. In Brandenburg brannte es auf einer Wald- und Wiesenfläche von 8,5 Quadratkilometern - fast 1200 Fußballfelder groß. Der Potsdamer Innenminister Michael Stübgen (CDU) machte sich vor Ort ein Bild von der Situation. Beim Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz löste der betroffene Landkreis Katastrophenalarm aus.

Die Feuerwehr in Brandenburg kämpft weiter gegen einen großen Waldbrand im Landkreis Elbe-Elster / © Jan Woitas (dpa)
Die Feuerwehr in Brandenburg kämpft weiter gegen einen großen Waldbrand im Landkreis Elbe-Elster / © Jan Woitas ( dpa )

Bechler: Man schläft unruhiger. Bei uns ist genau gegenüber die Feuerwehr, wenn die alarmiert wird, dann sind wir quasi aufrecht im Bett. Das geschieht eigentlich sehr häufig. Fast jede Nacht gab es Alarm oder auch manchmal nachmittags. Das beunruhigt schon, weil meine Frau auch Landwirtin ist und draußen Tiere in den Flächen stehen hat. Man hat dann immer Sorge, dass da vielleicht ein Feuer ausbricht, das die Tiere gefährden könnte.

DOMRADIO.DE: Menschen mussten aufgrund der Brände evakuiert werden, manche durften inzwischen wieder zurück in ihre Häuser. Wie ist das aktuell? Werden noch weiter Menschen evakuiert?

Bechler: Wir erfahren alles auch nur aus den Medien. Es ist wichtig, dass die Menschen sich wirklich informieren. Da gibt es bei uns auch so einen Liveticker vom Elbe-Elster-Kreis, wo die Informationen einlaufen. Man kann auch in den Einsatzstellen anrufen. Es gibt die Sorge, ob man wieder zurückkehren kann. Eine Familie musste evakuiert werden, die bei Nachbarn Unterschlupf gefunden hat. Ich habe mit der Frau gesprochen. Sie sagte, es gehe ihnen gut, aber sie wollten gerne wieder zurück. Aber es sieht noch nicht ganz danach aus.

DOMRADIO.DE: Sie als Kirchengemeinde können nicht so richtig viel tun in dieser Situation, höchstens so etwas wie Unterschlupf bieten. Es sind Seelsorger und Seelsorgerinnen im Einsatz. Wie können Sie am besten helfen?

Bechler: Zum einen ist es wichtig, dass diese Hilfe zwischen den Rettungskräften gut abgestimmt wird. Wir haben hier ein Notfallseelsorge-Team im Einsatz. Die waren auch vor Ort bei der Evakuierung, um dann auch noch mal zu unterstützen. Wir als Kirchengemeinde sind natürlich immer auch Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt. Wenn Menschen da vielleicht Panik haben oder wenn es da zu Stress und Streit kommt, dann können wir helfen. Aber unsere Erfahrung ist auch, dass die Einsatzkräfte vor Ort sehr gut aufgestellt sind, das gut im Griff haben und auch mit den Menschen gut umgehen.

DOMRADIO.DE: Welche Gedanken gehen Ihnen denn durch den Kopf, wenn Sie an unsere Schöpfung denken und an die Gefahren durch den Klimawandel? Sie sind ja auch Vorsitzender der Kirchlichen Waldgemeinschaft Herzberg und von Ihrem Kirchenwald sind jetzt 11 Hektar abgebrannt. Darunter auch viele junge Bäume, die sie neu gepflanzt hatten nach den letzten Sturmschäden.

Bechler: Das macht schon sehr betroffen. Da überlegt man: Wie wird das mal werden hier? Wie kann man Flächen hier in unserem ländlichen Gebiet bewirtschaften? Was wächst da noch? Durch die Waldbrände kann das alles relativ schnell zerstört werden. Das macht mich schon auch sehr betroffen, wenn ich an die Landwirte da denke. Auch zu sehen, dass tausende Tiere, wie in der Sauenzuchtanlage, sterben, das macht schon auch sehr betroffen.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Quelle:
DR