In Russland ist ab sofort auch der deutsche Verein "Friede Allen" faktisch verboten. Er unterstützt russische Geistliche, die den Krieg gegen die Ukraine ablehnen und deshalb in der Russischen Föderation massiven kirchlichen und staatlichen Repressionen ausgesetzt sind. Das Justizministerium in Moskau setzte den Verein auf die Liste der in Russland unerwünschten Organisationen, wie "Friede Allen" (Donnerstag) in Hamburg bestätigte.
"Wir sind die erste orthodoxe Organisation in Russland, deren Tätigkeit nach Ansicht der Behörden eine 'Bedrohung für die Grundlagen der verfassungsmäßigen Ordnung der Russischen Föderation, die Verteidigungsfähigkeit des Landes oder die Sicherheit des Staates' darstellt", schrieb der Verein auf seiner Website und auf Telegram. Man werde dennoch die eigene Arbeit fortsetzen und Geistlichen helfen, die wegen ihrer Antikriegshaltung in Russland verfolgt würden.
Sechs Jahre Haft
Russland hat bereits mehr als 200 Organisationen für unerwünscht erklärt, darunter auch rund 30 deutsche Einrichtungen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Den Leitern des Vereins "Friede Allen" drohen nun nach eigenen Angaben in Russland bis zu sechs Jahre Haft und anderen Aktivisten bis zu vier Jahre Haft. Die Verbreitung von Social-Media-Beiträgen des Vereins steht in Russland nun ebenfalls unter Strafe.
"Friede Allen" wurde im Oktober 2023 in Deutschland unter anderem von Erzpriester Andrej Kordotschkin gegründet. Er war 20 Jahre lang in einer russisch-orthodoxen Gemeinde in Madrid tätig und war dann von der Moskauer Kirchenleitung abgesetzt worden, nachdem er sich öffentlich gegen Russlands Angriffskrieg ausgesprochen hatte. Aktuell koordiniert der Verein die finanzielle und andere Hilfe für etwa 30 Priester und ihre Familien. Einige von ihnen sind bereits aus Russland geflohen.
"Heiliger Krieg"
Abgeordnete der Staatsduma und Vertreter der russisch-orthodoxe Kirche hatten gefordert, "Friede Allen" zur unerwünschten Organisation und ihre Gründer zu ausländischen Agenten zu erklären. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. und der Großteil seiner russisch-orthodoxen Kirche stehen fest an der Seite von Russlands Staatschef Wladimir Putin. Das Kirchenoberhaupt bezeichnete den Kampf der russischen Soldaten in der Ukraine als "heiligen Krieg".
In orthodoxen Gottesdiensten in Russland wird auf Anordnung Kyrills seit 2022 regelmäßig für den Sieg gebetet. Priester, die das Wort "Sieg" in der Vergangenheit durch "Frieden" ersetzt hatten, wurden suspendiert. Russische Gerichte verurteilten zudem mehrere Geistliche wegen ihrer Antikriegshaltung.