Ruf nach einem Neuanfang in der Krise

Kirchentag beendet

Mit einem großen Abschlussgottesdienst ist am Sonntag der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag in Bremen zu Ende gegangen. Kirchentagspräsidentin Karin von Welck würdigte das Treffen als "bestärkendes, begeisterndes und durch Musik geprägtes Glaubensfest".

Autor/in:
Bernd Buchner
 (DR)

Zudem habe der Kirchentag entsprechend dem "Selbstverständnis als protestantische Bürgerbewegung" zur kritischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft beigetragen. Der italienische Theologe Daniele Garrone sagte in seiner Predigt, die christliche Stimme dürfe "nie ein moralistisches Belehren sein".

Von Welck wandte sich gegen Vorwürfe, der Kirchentag sei zu zahm geworden. Die derzeit komplexen Probleme ließen sich nicht durch plakative Antworten und einfache Rezepte lösen. Wer die Dinge durchdenke erreiche mehr als jemand, der lautstark nach Veränderungen rufe. Ähnlich hatte sich zuvor DEKT-Generalsekretärin Ellen Ueberschär geäußert. Sie kritisierte, dass zahlreiche Medienvertreter "Krawallkirchentage der 70er Jahre" erwarteten.

Mit Blick auf die Wirtschaftskrise sagte von Welck, die großen Nationen hätten "ökonomisch und ökologisch das Konto überzogen". Nun gehe es darum, einen Neuanfang zu machen. Besonders erwähnte die parteilose Hamburger Kultursenatorin die Situation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland: "Wir können nicht von der Bildungsgerechtigkeit sprechen, so lange noch jedes Jahr 80.000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen und Bildungs- und somit Aufstiegs- und Lebenschancen noch immer sozial vererbt werden."

"Christen sollen Widerstand leisten"
Der reformierte Theologe Garrone, Mitglied der Waldenser-Kirche, warnte die Christen davor, unerbetene Ratschläge zu geben. "Die Protestanten neigen hier mehr zur sozialen Ethik, die Evangelikalen zur sexuellen, die Katholiken gleich tüchtig zu beidem", meinte er.

Christen sollten Widerstand leisten "gegen fundamentalistisches Reden, gegen Wahrheitsbesessenheit und Identitätswahn" und mit Freundlichkeit und Respekt über ihren Glauben an Gott sprechen. Oft sprächen Christen lieber über Ethik, weil sie für das Evangelium weniger Aufmerksamkeit erwarteten, kritisierte er.

Seit Mittwoch hatten sich in der Hansestadt knapp 100.000 Dauerteilnehmer versammelt, darunter 7,6 Prozent Katholiken. Sie konnten unter rund 2.500 Veranstaltungen wählen. Außer Bundespräsident Horst Köhler kamen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), ihr Herausforderer bei der Bundestagswahl, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), sowie weitere Bundesminister. Politisches Hauptthema war die Wirtschaftskrise und der Ruf nach neuen Regeln für die internationale Finanzwirtschaft.

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