Roth fordert "Orte der Erinnerung"

Vor dem zweiten Jahrestag von Hanau

Kulturstaatsministerin Claudia Roth will rechtsextremistische Taten angesichts des kommenden zweiten Jahrestages des rassistischen Attentats von Hanau stärker im Bewusstsein verankern und dabei "sichtbare Orte der Erinnerung" schaffen.

Ein riesiges Wandgemälde des Künstlerkollektivs "Kollektiv ohne Namen" erinnert in Bruchköbel an die Opfer der rechtsextremen Mordanschläge von Hanau.  / © Boris Roessler (dpa)
Ein riesiges Wandgemälde des Künstlerkollektivs "Kollektiv ohne Namen" erinnert in Bruchköbel an die Opfer der rechtsextremen Mordanschläge von Hanau. / © Boris Roessler ( dpa )

"Wenn ich an Hanau denke, dann denke ich auch daran, dass sich in diesem Jahr der tödliche Brandanschlag von Mölln zum 30. Mal jährt", sagte Roth dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag).

"Vergessen tötet noch einmal"

"Das sind 30 Jahre rassistischen Terrors in der vereinten Bundesrepublik mit einer langen Blutspur, die sich durch unser Land zieht. Und dann frage ich mich: Ist das eigentlich Teil unserer kollektiven Erinnerung? Nimmt das die Mehrheitsgesellschaft überhaupt wahr?"

Roth mahnte: "Wir müssen mit Empathie an der Seite der Hinterbliebenen stehen. Die Opfer dürfen nicht vergessen werden, denn Vergessen tötet noch einmal. Und wir brauchen Solidarität. Es ist nicht nur Hanau, es ist auch Halle, es ist auch Mölln, es ist auch Solingen. Es ist diese ganze lange Reihe." Sie sagte weiter: "Wir müssen aufklären, wir müssen dokumentieren, und es braucht auf jeden Fall sichtbare Orte der Erinnerung."

Forderung nach Auseinandersetzung mit Rassismus

Die Grünen-Politikerin forderte konkret: "Wir brauchen ein NSU-Dokumentationszentrum, wir brauchen eine Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechtsextremismus in der Bundesrepublik und noch einiges darüber hinaus. Was es konkret wird, darüber müssen Bundestag und Kabinett gemeinsam entscheiden. Auf jeden Fall soll es bald kommen."

Kontroverse Debatte über Lehren aus rassistischem Anschlag von Hanau

Kurz vor dem zweiten Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags von Hanau ist im Bundestag an die Opfer erinnert worden. "Wir, der Bund und das Land Hessen, haben die Pflicht aufzuklären", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch. Noch seien viele Fragen rund um den Terroranschlag offen. Die Aufklärung sei wichtig für die Hinterbliebenen. Denn "nur so kann das tief verletzte Vertrauen in unseren Staat wieder wachsen", bei den Angehörigen sowie bei anderen Menschen, die immer wieder rassistischen Angriffen ausgesetzt seien.

Menschen in Hanau versammeln sich, um die zentrale Trauerfeier auf Leinwand zu verfolgen / © Andreas Arnold (dpa)
Menschen in Hanau versammeln sich, um die zentrale Trauerfeier auf Leinwand zu verfolgen / © Andreas Arnold ( dpa )

 

Quelle:
KNA
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