Roms linker Bürgermeister Roberto Gualtieri zieht nach eigenem Bekunden eine "sehr positive Bilanz" des Heiligen Jahres. In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Portal Vatican News sagte Gualtieri, es sei sowohl wegen der Zahlen als auch wegen der hoffnungsvollen Einstellung der Pilger ein "außergewöhnliches Jubeljahr" gewesen. Neben den religiösen Werten habe es Rom auch Anstöße zu einer Erneuerung und einem teilweisen Umbau als Stadt gegeben.
Damit habe Italiens Hauptstadt eine Anregung von Papst Franziskus aufgenommen, die dieser noch bei seinem letzten Besuch im Kommunalparlament auf dem Kapitol 2024 betont habe. Er habe neben dem religiösen Aspekt der Aussöhnung der Menschen mit Gott auch eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen, vor allem der ärmeren Bevölkerung am Stadtrand, gefordert. "Wir haben versucht, diese Botschaft durch viele Maßnahmen umzusetzen", so der Bürgermeister.
Gualtieri lobte rückblickend auch die Zusammenarbeit mit dem vatikanischen Heilig-Jahr-Beauftragten, Erzbischof Rino Fisichella. Daraus habe sich ein Heiliges Jahr entwickelt, das Pilgern und Römern noch lange Zeit in Erinnerung bleiben werde, auch durch die vielen baulichen Verbesserungen in der Stadt.
Emotionale Momente
Als von der Regierung Meloni eingesetzter "Sonderkommissar für das Heilige Jahr" habe er die zurückliegenden 12 Monate als Zeit größter Verantwortung und oft auch enormer Anstrengungen erlebt. Zum Gelingen hätten unter anderem Tausende von freiwilligen Helfern beigetragen.
Zu den Momenten, an die er sich am intensivsten erinnere, gehöre das Schlangestehen Tausender junger Menschen aus allen Erdteilen vor der Freiluft-Beichte am Circus Maximus Anfang August: "All diese jungen Menschen, die Schlange standen und ein Gefühl von Frieden und Geschwisterlichkeit vermittelten (...) Sie waren eine mögliche und zugleich wirkliche Welt - schöner, gerechter, solidarischer. Sie in der heißen Sonne zu sehen, Schlange stehend, aber freudig, das hat mich persönlich wirklich bewegt." Durch ihre Internationalität und Friedfertigkeit hätten die vielen Millionen, die zum Heiligen Jahr nach Rom kamen, gezeigt, dass alle Menschen jenseits ihrer Unterschiede Geschwister sein könnten.
Das Heilige Jahr endet am 6. Januar mit der Schließung der Heiligen Pforte am Petersdom durch Papst Leo XIV. An Weihnachten 2024 hatte Papst Franziskus das Pilgerereignis mit der Öffnung der Heiligen Pforte begonnen. Seither kamen laut den Veranstaltern bis zu 35 Millionen Pilger nach Rom.