Auch die dritte Heilige Pforte an den vier Papstkirchen in Rom ist geschlossen. Mit dem feierlichen Ritus, den Kardinal James Harvey am Sonntag in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern vollzog, rückt das Ende des Heiligen Jahres der katholischen Kirche näher. Die Schließung der Heiligen Pforte am Petersdom durch Papst Leo XIV. am 6. Januar markiert dann den offiziellen Abschluss des kirchlichen Festjahres.
Laut Vatikan-Schätzungen werden bis dahin deutlich mehr als die vorausgesagten 32 Millionen Menschen die Heilige Pforte am Petersdom durchschritten haben. Die großen Bronzeportale an den vier Papstkirchen sind nur während der Heiligen Jahre der katholischen Kirche zugänglich, also in der Regel alle 25 Jahre.
Gegen Krieg, Ungerechtigkeit, Verzweiflung
Bei der Zeremonie am Sonntag in der zweitgrößten Kirche Roms kniete Kardinal Harvey, Erzpriester von Sankt Paul vor den Mauern, nach einem Gebet auf der Schwelle der Heiligen Pforte nieder. Nach kurzer Stille erhob er sich und zog die beiden Flügel der schweren Bronzetür von außen zu. Anschließend zog er in einer feierlichen Prozession durch das mittlere Portal in die Kirche, um die Messe zu feiern.
In seiner Predigt sagte Harvey, die Heilige Pforte sei eine "spirituelle Schwelle" gewesen, ein Aufruf an die Menschen, das Belastende hinter sich zu lassen und in den Raum der Barmherzigkeit einzutreten. "In der heutigen Welt, geprägt von Kriegen, Krisen, Ungerechtigkeit und Verzweiflung, hat die Kirche bekräftigt, dass die christliche Hoffnung weit entfernt ist von jeder Flucht vor der Geschichte und sich in der Fähigkeit ausdrückt, ihr mit auf Christus gerichtetem Blick zu begegnen", so Harvey.
Weg der Umkehr und Hoffnung bleibt offen
Auch nach Schließung der Heiligen Pforte bleibe der Weg von Umkehr und Hoffnung, den diese Zeit hervorgebracht habe. "An diesem ehrwürdigen Ort, der dem Andenken des Apostels Paulus gewidmet ist, hören wir den kraftvollen Nachhall der Worte, die das gesamte Heilige Jahr begleitet haben: Die Hoffnung enttäuscht nicht", sagte er mit Blick auf das Motto des Heiligen Jahres, "Pilger der Hoffnung".
Zweites Heiliges Jahr mit zwei Päpsten
Am Samstag schloss Kardinal Baldo Reina die Heilige Pforte an der Lateranbasilika, zugleich Bischofskirche des Papstes, der auch Bischof von Rom ist. Die Heilige Pforte von San Giovanni in Laterano war die erste in der Geschichte der Heiligen Jahre: Papst Martin V. durchschritt sie 1423. Erst zu Weihnachten 1499 führte Alexander VI. die Öffnung der Heiligen Pforte auch im Petersdom ein. Die Durchquerung ist nach katholischer Lehre, in Verbindung mit einer Beichte und anderen Auflagen, Vorbedingung für einen Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen.
Kardinal Reina hatte bereits an Heiligabend die Heilige Pforte im römischen Gefängnis Rebibbia geschlossen, die Papst Franziskus am 26. Dezember 2024 geöffnet hatte - erstmals überhaupt in einer Justizvollzugsanstalt. 2025 wird auch als das zweite Heilige Jahr mit zwei Päpsten in die Geschichte eingehen. Franziskus, der es eröffnete, starb am 21. April; sein am 8. Mai gewählter Nachfolger Leo XIV. wird es am 6. Januar schließen. Diese Situation gab es nur im Heiligen Jahr 1700, das von Innozenz XII. eröffnet und von Clemens XI. beendet wurde.