Präses Rekowski hofft auf gutes Miteinander mit Erzbischof Woelki

Gemeinsam unterwegs

Langen Atem und Gottes Segen wünscht Präses Rekowski dem neuen Kölner Erzbischof, Kardinal Woelki, für seine Aufgabe. Der leitende evangelische Geistliche im Rheinland hofft besonders auf ein gutes ökumenisches Miteinander.

Präses Manfred Rekowski (dpa)
Präses Manfred Rekowski / ( dpa )

domradio.de: Kennen Sie Kardinal Woelki, den neuen Erzbischof von Köln schon?

Manfred Rekowski (Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland): Ja, ich kenne Kardinal Woelki schon aus der Zeit als ich Superintendent in Wuppertal war, da war er der zuständige Weihbischof. Wir sind uns auch schon einmal persönlich bei einer Visitation in Wuppertal begegnet. Ich habe ihn als einen sehr zugewandten und auch ökumenisch sehr offenen Menschen erlebt, der den Schwerpunkt auf pastorale und seelsorgliche Arbeit legt. Es war eine sehr wohltuende angenehme Begegnung.

domradio.de: Das heißt, Sie freuen sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Kölner Oberhirten?

Präses Rekowski: Ja, keine Frage. Ein Mensch, dessen Herz so schlägt wie ich das wahrgenommen habe, der das Pastorale und Seelsorgliche in der Wirkung nach Innen sehr stark betonen wird und auf der anderen Seite jemand, dessen Herz auch für die Caritas und für diese Dimension schlägt, wird sicherlich die Menschen und die Situation der Menschen immer ganzheitlich in den Blick nehmen. Gerade in unserer Region ist das ja von Nöten, viele Menschen gehören zu denen, die besondere Begleitung und Unterstützung brauchen. Das ist, glaube ich, eine gute Voraussetzung in meinen Augen.

domradio.de: Wie hilfreich ist es, dass Erzbischof Woelki mit seiner Erfahrung aus Berlin kommt, wo die Kirchen ja ohnehin in der Minderheit sind und sehr auf eine Zusammenarbeit angewiesen. Glauben Sie, das ist ein Vorteil für die Ökumene hier im Rheinland?

Präses Rekowski: Ich glaube, Berlin ist schon ein sehr wichtiger Lehrort, weil die Entwicklungen in Berlin an manchen Stellen deutlich schneller sind als bei uns. Man merkt eben, dass die Rolle der Kirchen zum Teil nicht mehr unumstritten ist. Wir haben hier bei uns in der Region durchaus komfortable Situationen, gutes partnerschaftliches Miteinander, auch in den Bereich der Politik hinein. Das ist ja anderenorts schon etwas schwieriger. Ich glaube, wahrzunehmen, dass wir an der Stelle gemeinsam unterwegs sein müssen als evangelisch-katholische Kirche mit den Orthodoxen, mit anderen Kirchen, dass wir in Zeugnis und Dienst "an einem Strang ziehen", wenn ich das so ausdrücken darf. Das ist wirklich von Vorteil.

domradio.de: In den letzten Monaten gab es zum Teil auch ökumenische Verstimmungen. Da ging es um ein umstrittenes Familienpapier, aber auch um das Reformationsjubiläum, das in drei Jahren ansteht. Welche Hoffnungen haben Sie in der Zusammenarbeit mit Kardinal Woelki?

Präses Rekowski: Ich habe sehr bewusst in meiner Gratulation auch noch einmal Bezug genommen auf die gemeinsame Erklärung der Kirchen zur Rechtfertigungslehre aus dem Jahr 1999, wo wir uns verständigt haben, wieviel uns im Kern unseres Glaubens verbindet. Das sind ja nicht Randthemen, wo wir Gemeinsamkeiten haben, sondern im Kern unseres Glaubens sind wir sehr sehr eng verbunden! Ich spreche immer wieder davon, dass ich mir eine Ökumene der Umkehr wünsche, dass wir uns gemeinsam an den Quellen orientieren, gemeinsam den Ruf Jesu, der ja für alle gilt, hören: Kehret um! Diesen Ruf muss man ja selber hören und nicht zuerst für die andere Kirche oder für andere Mitchristen. Wenn man diese Grundhaltung hat, glaube ich, wird viel gelingen. Ein Blick für die Herausforderungen, die es in unserer Gesellschaft derzeit gibt, das ist das eine und sich zu orientieren an den gemeinsamen Quellen des Glaubens, das führt zu einem guten ökumenischen Miteinander in meinen Augen.

domradio.de: Was wünschen Sie Rainer Maria Kardinal Woelki persönlich für seine möglicherweise 20 Jahre als Erzbischof von Köln?

Präses Rekowski: Für eine solche herausfordernde Aufgabe möchte ich ihm wünschen: Viel Geistesgegenwart, eine Liebe zu den Menschen, auch wenn die Lebensentwürfe der Menschen manchmal ganz anders sind als wir uns selber das vorstellten und wünschten und Worte, die Situationen klären und die Menschen ansprechen, dass sie den Zuspruch und den Anspruch des Evangeliums den Menschen wirklich gut nahe bringen und langen Atem und Gottes Segen für die Arbeit.

Das Interview führte Matthias Friebe


Quelle:
DR