"Wer bei der Beurteilung von sexuellem Missbrauch dem Kirchenrecht Vorrang gibt vor ethischen und pädagogischen Beurteilungen, zerstört den moralischen Kompass", erklärte Biesinger.
Der emeritierte Religionspädagoge bezog sich damit auf die Einlassung des früheren Papstes im Münchner Missbrauchsgutachten, dass das Entblößen des Geschlechtsteils vor einem jungen Mädchen kein Missbrauch sei, weil das Kind dabei nicht berührt worden sei.
Ermutigung für Religionslehrer
Im Blick auf die aktuellen Debatten um Missbrauch in der Kirche ermutigte Biesinger die Religionslehrer, "der aktuellen, hochbrisanten Situation zu trotzen". Kinder und Jugendliche bräuchten "gerade in Zeiten wie diesen orientierende Wegbegleitung und hoffnungsstiftende Perspektiven" - nicht aber Resignation und Mutlosigkeit.
Die kirchlichen Amtsträger rief der Theologe "zu einem Prozess der Umkehr" auf. Der Mensch hat Vorrang, nicht die Institution." Ein seit Jahrzehnten entwickeltes und gut begründetes Modell der Sexualmoral müssen endlich Eingang in das Denken von Amtsträgern finden. Auch sollten andere Zugänge zu den kirchlichen Ämtern eröffnet werden.