Reformen des Synodalen Wegs reichen laut Halik nicht aus

"Kultur der geistlichen Unterscheidung"

Die katholischen Reformbemühungen des Synodalen Wegs in Deutschland sind nach Ansicht des tschechischen Theologen Tomas Halik zwar notwendig. Sie genügten aber nicht für eine wirksame Belebung des christlichen Glaubens.

Tomas Halik / © Cristian Gennari (KNA)
Tomas Halik / © Cristian Gennari ( KNA )

Das sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Verlagsgruppe Bistumspresse. Notwendig sei vielmehr eine "Kultur der geistlichen Unterscheidung", um "von dort aus Licht in eine tiefere Sicht auf uns selbst und die Welt um uns herum zu bringen".

Vierte Synodalversammlung / © Max von Lachner (SW)
Vierte Synodalversammlung / © Max von Lachner ( SW )

Kirchen in Europa leeren sich nach Meinung des Theologen, weil kirchliche Verkündigung nicht auf existenzielle Fragen und geistliche Bedürfnisse der Menschen von heute eingehe. Angesichts des Niedergangs von Pfarreien brauche es "Zentren der Kontemplation und Aktion" sowie anderer Initiativen, um "die Zivilgesellschaft mit dem Geist des Evangeliums zu bereichern".

Da weder der Import von Priestern aus Polen oder Afrika noch sogenannte "viri probati" - verheiratete Priester - die Probleme lösten, könnten solche Zentren eine ähnliche Rolle spielen wie Missionsklöster in ferner Vergangenheit. "Sie dürfen jedoch nicht Gruppen mit sektenähnlichem Charakter anvertraut werden", warnte Halik. Auch dürften Christen heute nicht plump um Menschen werben, sondern müssten ihnen "geistliche Begleitung im Geiste des gegenseitigen Respekts und des Dialogs" anbieten.

Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit verloren

Glaube und Zweifel brauchten einander wie zwei Schwestern, so der Priester Halik. "Kritisches Denken hilft dem Glauben, nicht in Fanatismus, Bigotterie und Fundamentalismus zu verfallen; der Glaube hilft dem Zweifel, nicht in zynischen Pragmatismus oder Resignation zu verfallen." Dieser Dialog finde im Inneren, in den Köpfen und Herzen vieler Menschen statt. Er müsse daher "gefördert und kultiviert werden".

 Logo Synodaler Weg
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das System der katholischen Kirche insgesamt habe Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit verloren, so der Soziologe und Religionsphilosoph weiter. Der Katholizismus, entstanden als "Gegenkultur zu Protestantismus und Moderne, Liberalismus und Sozialismus" sei nicht mehr in der Lage, "mit anderen Systemen der Gesellschaft zu kommunizieren". Der im 19. Jahrhundert entstandene Katholizismus sei eine Abkehr von echter "Katholizität, der Universalität und Offenheit des Christentums". Diese, auch plurale Katholizität gelte es wiederzufinden.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA