Erdogan will Papst für Sanktionen gegen Israel gewinnen

"Reaktion des Papstes entscheidend"

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat mit Papst Franziskus über den Nahostkonflikt telefoniert. Erdogan habe erklärt, das "Massaker" an Palästinensern gehe weiter, solange Israel nicht mit Sanktionen bestraft werde.

Papst Franziskus empfängt Präsident Erdogan und Frau (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Präsident Erdogan und Frau (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Wie das türkische Präsidialamt in Ankara mitteilte, sei die Reaktion des Papstes entscheidend für die Mobilisierung der christlichen Welt und der internationalen Gemeinschaft. Das vatikanische Presseamt bestätigte lediglich das Telefonat, machte aber keine inhaltlichen Angaben.

Erdogan warf Israel "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor. Ziel der israelischen Militärschläge seien nicht nur die Palästinenser, sondern alle Muslime und Christen. Israel verletze den Status Jerusalems, schränke mit der Blockade der heiligen Stätten die Religionsfreiheit ein und bedrohe die Sicherheit der Region. Die Staatengemeinschaft müsse Israel eine "abschreckende Antwort und Lektion" erteilen, forderte Erdogan laut der Pressemitteilung.

Lütfullah Göktas, türkischer Botschafter beim Heiligen Stuhl, meldete sich mit einer eigenen Stellungnahme zu Wort. Er beschuldigte Israel, dem Frieden in Nahost mit einer "anhaltenden Besatzungspolitik" im Wege zu stehen. Die Angriffe auf Palästina müssten sofort gestoppt werden, so der Diplomat. Mit Blick auf Jerusalem betonte Göktas, die Stadt sei für Juden, Christen und Muslime gleichermaßen eine heilige Stadt. Darum sei Israel verpflichtet, auch die Rechte der Palästinenser anzuerkennen.

Botschafter: Jüdische Gemeinde hat nichts mit der Krise zu tun

Unterdessen hat Israels Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, die jüngsten antiisraelischen Demonstrationen und antisemitische Äußerungen hierzulande verurteilt. "Die jüdische Gemeinde in Deutschland hat nichts mit der Krise in Gaza zu tun. Sie hat es verdient, wie jede andere Gemeinde in Deutschland zu leben - in Frieden und Sicherheit", sagte er der Deutschen Welle (DW) in Bonn. Er sei zuversichtlich, dass die deutschen Behörden "alles tun werden, um jede Art von antisemitischen Angriffen zu verhindern".

Issacharoff sagte, er sei "immer besorgt" über die Sicherheit von Israelis und Juden in Deutschland, habe aber auch "Demonstrationen der Unterstützung und Solidarität" für Israel gesehen. Diese seien nicht nur aus allen Lebensbereichen in Deutschland, sondern auch von arabisch-muslimischen Führern, gekommen.

Eigenen Angaben zufolge hatte er vergangene Woche ein Treffen mit Bundesjustizministerin Christina Lambrecht (SPD), Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), und der Grünen-Vorsitzenden, Annalena Baerbock, gegeben. Diese hätten ihre Unterstützung gegen Antisemitismus zugesagt. Issacharoff fühle sich dadurch "sehr beruhigt".

In den vergangenen Tagen war es in mehreren Teilen Deutschlands zu Ausschreitungen bei antiisraelischen Demonstrationen gekommen. Zudem gab es in vielen Teilen Deutschlands Angriffe auf jüdische Einrichtungen.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema