Rätsel um Vatikan-Bürgerin soll vor das Parlament kommen

Diplomatischer Druck auf Vatikan

Der Fall der 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi, Tochter eines Vatikan-Angestellten, soll Gegenstand einer parlamentarischen Untersuchung in Italien werden. Die vatikanische Staatsanwaltschaft nahm zuletzt erneute Ermittlungen auf.

Morphologische Analyse der Knochenfunde im Rahmen der Ermittlungen im Fall Orlandi auf dem Campo Santo Teutonico am 27. Juli 2019 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Morphologische Analyse der Knochenfunde im Rahmen der Ermittlungen im Fall Orlandi auf dem Campo Santo Teutonico am 27. Juli 2019 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Die Anwältin der Familie Orlandi, Laura Sgro, äußerte sich nach einem Gespräch im Präsidium des Ministerrats am Freitag zuversichtlich über die Einrichtung eines gemeinsamen Ausschusses. Die Abgeordnetenkammer berate im März über den Antrag, sagte Sgro der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sie hoffe, dass mit Zustimmung des Senats die Kommission sofort aufgestellt werden könne.

Spekulation über Verschwinden

Die damals 15-jährige Emanuela Orlandi war am 22. Juni 1983 von ihrem Musikunterricht nicht nach Hause zurückgekehrt. Um das Verschwinden der jungen Vatikanbürgerin und Tochter eines päpstlichen Hofdieners ranken sich bis heute unterschiedlichste Spekulationen, auch in Zusammenhang mit dem Attentat auf Johannes Paul II. im Jahr 1981. Wie im Januar bekannt wurde, nahm die vatikanische Staatsanwaltschaft neue Ermittlungen auf.

Druck auf Vatikan

Sgro betonte, ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss in Italien könne zwar ohne Rechtsanspruch, aber mit diplomatischem Druck beim Vatikan Einsicht in Dokumente verlangen. Im Übrigen geschehe die Initiative im Parlament unabhängig von den Maßnahmen des Vatikans. An sich hatte die italienische Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen in dem Fall 2015 ohne Anklage abgeschlossen.

Im Vatikan neue Ermittlungen im Fall Orlandi

Die Staatsanwaltschaft des Vatikanstaates ermittelt im Fall der vor 39 Jahren verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi.

Wie die italienische Zeitung "Il Messaggero" berichtet, leitet der stellvertretende vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi die Ermittlungen.

Zuvor hatte die Familie Orlandi über Medien und durch ihren Anwalt Druck aufgebaut, um eine Wiedereröffnung des 2015 abgeschlossenen Falls zu erwirken. Durch die Netflix-Serie "Vatican girl" hatte der Fall 2022 weltweit neue Aufmerksamkeit erfahren.

Demonstranten mit Bild der seit 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi / © Andrew Medichini (dpa)
Demonstranten mit Bild der seit 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
KNA