DOMRADIO.DE: Beschreiben Sie uns mal den Moment: Wie war es, als die Radler und der Papst sich gegenüberstanden?
Pfr. Jan Nienkerke (Generalvikar des Bistums Aachen): Das war schon sehr beeindruckend, zumal niemand im Vorfeld damit gerechnet hätte, dass uns kurzfristig noch eine persönliche Begegnung mit dem Heiligen Vater ermöglicht werden würde. Bis kurz zuvor hatte es gar nicht danach ausgesehen.
Dann kam kurzfristig die positive Bewilligung seitens der Nuntiatur in Berlin. Damit stieg natürlich im Vorfeld der Reise der Blutdruck, vor allem bei mir. Ich bin nicht ganz so sportlich, deswegen bin ich auch nicht mitgefahren, sondern habe mich darauf beschränkt, die Radlerinnen und Radler am Petersplatz in Empfang zu nehmen.
DOMRADIO.DE: Wie lief das Treffen mit dem Papst dann ab?
Nienkerke: Der Papst kam ganz unkompliziert rein, begrüßte die Gruppe in seiner Muttersprache Englisch und hat ein paar Worte an uns gerichtet. Im Anschluss daran habe ich ein kurzes Grußwort verlesen. Der Heilige Vater hat aufmerksam zugehört und dann auf unsere Grüße geantwortet. Er hat das mit einem Scherz verbunden, indem er gesagt hat, dass er selbst maximal noch 20 Kilometer mit dem Fahrrad fährt. Er war in bester Laune.
DOMRADIO.DE: Wie ist da die Atmosphäre? Standen die Radfahrer und Radfahrerin drum herum und keiner sagt etwas oder traut sich jemand, was zu sagen?
Nienkerke: Im Vorfeld war es schon so, dass der Puls bei dem einen oder der anderen ein bisschen höhergeschlagen hat. Wir durften uns im Audienzsaal im Halbkreis aufstellen. Als der Heilige Vater dann den Raum betreten hat, hat er sehr schnell das Eis gebrochen und ist sehr persönlich auf uns eingegangen. Das hat die Atmosphäre extrem aufgelockert, sodass neben dem Heiligen Vater auch der eine oder andere Teilnehmende zu Scherzen aufgelegt war.
DOMRADIO.DE: Und sie waren noch als Briefträger im Einsatz?
Nienkerke: Vor einigen Wochen hatte ich im Generalvikariat in Aachen Besuch vom, die mir einige Glückwunschkarten überreicht haben. Die haben Schülerinnen und Schüler auf Anregung einer 9. Klasse zur Wahl des Heiligen Vaters im Frühjahr gestaltet und mir mit dem Auftrag mitgegeben, die doch bitte dem Heiligen Vater bei passender Gelegenheit zu übergeben.
Seitdem lagen die in meinem Büro und ich habe mir tatsächlich etwas den Kopf zerbrochen, wie ich die Karten an den Mann bringe. So lange, bis die positive Zusage aus der Nuntiatur kam.
DOMRADIO.DE: Das ist natürlich ein Briefgeheimnis, aber wissen Sie trotzdem, was darin stand?
Nienkerke: Die Schülerinnen und
Schüler haben einfach ihre Glückwünsche und Freude über die Wahl des Heiligen Vaters zum Ausdruck gebracht. Zudem haben sie ihn um Frieden in der Ukraine, in Gaza und weltweit gebeten, sodass er die Krisen- und Konfliktherde unserer Erde in den Blick nimmt.
Sie hoffen auf einen wachen Blick, um für Frieden und um ein friedliches Zusammenleben der Menschen zu beten. Das hat auch mich tief beeindruckt.
DOMRADIO.DE: Können Sie uns verraten, an welchen Rädchen man drehen muss, damit man kurzfristig eine Audienz mit Papst Leo bekommt?
Nienkerke: Ich habe mich jetzt tatsächlich über die Nuntiatur bemüht. Es hat aber sehr lange nicht danach ausgesehen, dass es wirklich klappen würde, weil eine Antwort auf sich warten ließ.
Trotzdem glaube ich, dass das eine einzigartige Gelegenheit gewesen ist, die sich so möglicherweise weder für mich noch für andere wiederholen lässt.
DOMRADIO.DE: Haben sie nach der Audienz dann ordentlich gefeiert?
Nienkerke: Wir haben natürlich auch gefeiert. Es kann nicht jeder von sich behaupten, dass man mit einer Pilgergruppe tatsächlich so herzlich beim Heiligen Vater empfangen worden ist. Das war natürlich der unbestreitbare Höhepunkt dieser Pilgerfahrt.
Das Interview führte Heike Sicconi.