Putin spekuliert laut ukrainischem Jesuiten auf Angst

"Deutsche haben zu viel Angst vor Russland"

Zu Besuch in Deutschland mahnt der ukrainische Jesuit Mykhailo Stanchyshyn, sich nicht zu sehr von Putins Russland einschüchtern zu lassen. Er ist weiterhin optimistisch, was die Zukunft seines Landes betrifft.

Eine ukrainische (vorne) und eine deutsche Flagge wehen bei einer Demonstration / © Daniel Löb (dpa)
Eine ukrainische (vorne) und eine deutsche Flagge wehen bei einer Demonstration / © Daniel Löb ( dpa )

Der ukrainische Jesuit Mykhailo Stanchyshyn fordert die Deutschen auf, ihre Haltung zu Russland zu überdenken. "Habt keine Angst! Habt keine Angst vor Russland und vor der russischen Armee", sagte Stanchyshyn im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Berlin. Es sei ein Fehler, dass man sich zu sehr von Russlands Stärke einschüchtern lasse. 

"Sie haben grausame Taten verübt und unsägliches Leid über unschuldige Menschen in meinem Heimatland gebracht. Und sie tun dies weiterhin", so Stanchyshyn. Angst sei aber kein guter Ratgeber, und Putin spekuliere auf die Ängste des Westens. "Den Gefallen dürfen wir ihm nicht tun."

Pazifismus sei ein Zeichen von Angst

Stanchyshyn zeigte sich überzeugt, dass der Krieg für die Ukraine trotz der vielen Opfer gut ausgehen werde. Nötig sei aber neben Gebet und humanitärer Hilfe auch die militärische Unterstützung durch den Westen. Auch Pazifismus sei nur ein Zeichen von Angst. "Es wird eines Tages einen gerechten Frieden geben; und es wird eine Versöhnung geben, die diesen Ausdruck verdient", so der Jesuit. Die Zukunft der Ukraine sei demokratisch und liege in Europa.

Stanchyshyn hält sich derzeit für einige Tage in Deutschland auf und nimmt auch am Katholikentag teil, der am Mittwoch (29. Mai) in Erfurt beginnt. Der Jesuit ist in Lwiw (Lemberg) tätig. Zu Beginn des russischen Angriffskrieges machte er sich auf den Weg nach Charkiw, um den Menschen an der Front beizustehen.

Katholikentage

Deutsche Katholikentage sind Treffen, bei denen sich die Kirche mit ihren Verbänden und Institutionen über mehrere Tage der Öffentlichkeit präsentiert. Sie finden in der Regel alle zwei Jahre in wechselnden Städten statt.

Bei Katholikentagen diskutieren zehntausende Christen über kirchliche und gesellschaftspolitische Themen und feiern Gottesdienste. Veranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK); Gastgeber ist die jeweilige Diözese des Austragungsortes.

Flyer und Becher mit Bleistiften des 102. Deutschen Katholikentags in Stuttgart / © Gerhard Baeuerle (epd)
Flyer und Becher mit Bleistiften des 102. Deutschen Katholikentags in Stuttgart / © Gerhard Baeuerle ( epd )
Quelle:
KNA