Ukrainer wollen eigene Diözese für Deutschland gründen

Eine Eparchie für Deutschland?

Die mit Rom verbundene griechisch-katholische Ostkirche feiert inzwischen in 84 deutschen Orten Gottesdienste. Das sind 35 mehr binnen weniger Jahre. Nun will Bischof Dzyurakh aus seiner Exarchie eine vollwertige Diözese machen.

 © Clara Engelien (KNA)
© Clara Engelien ( KNA )

Angesichts des russischen Angriffskriegs und der Flucht vieler Ukrainer nach Deutschland baut die ukrainische griechisch-katholische Kirche (UGKK) hierzulande im großen Stil neue Gemeinden auf. "In den vergangenen Jahren haben wir in etwa 35 neuen Ortschaften mit der Seelsorge begonnen", sagte der Apostolische Exarch für die katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, Bischof Bohdan Dzyurakh, am Mittwoch in München der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

Der Bedarf an Seelsorge übersteige allerdings die derzeitigen Möglichkeiten der mit Rom verbundenen Kirche. Laut Umfragen werde "ein erheblicher Teil der Flüchtlinge langfristig, wenn nicht für immer, hier bleiben", so Dzyurakh. Darauf müsse man reagieren. In Deutschland verfügt die UGKK ihm zufolge aktuell über 84 Gemeinden; "und diese Zahl wächst ständig".

Dzyurakh strebt die Aufwertung seiner Apostolischen Exarchie für Deutschland und Skandinavien mit Sitz in München zu einer vollwertigen Diözese an: "Ich glaube, dass die Zeit dafür reif genug ist." Ohne eine Erhebung zur "Eparchie", wie die UGKK und orthodoxe Kirchen Diözesen nennen, könnten die pastoralen Aufgaben in Deutschland und den skandinavischen Ländern kaum organisiert und koordiniert werden.

Eineinhalb Millionen Flüchtlinge

"Angesichts der neuen Umstände, die durch den Zustrom von über eineinhalb Millionen Flüchtlingen entstanden sind, verfügt unser Exarchat derzeit bei weitem nicht über die Versorgung, die wir benötigen", so der Geistliche. Das zeige auch eine unabhängige Untersuchung im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz.

Als Vorbild gilt die Erhebung der Exarchate der UGKK in Großbritannien und Frankreich zu Eparchien durch Papst Benedikt XVI. im Januar 2013. Dzyurakh betonte, er sei "den deutschen Bischöfen unendlich dankbar für ihr bisheriges Wohlwollen und die Solidarität mit uns".

Eine Aufwertung zur Diözese würde laut dem Bischof auch "das Verständnis der katholischen Kirche in Deutschland für die Besonderheiten der katholischen Ostkirchen ausdrücken, sowie die Wertschätzung ihrer Präsenz und ihres Beitrages zum kirchlichen Leben in Deutschland". Die Ostkatholiken sollten "nicht als etwas Exotisches im Schoß der lateinischen Mehrheit betrachtet werden, sondern als gleichberechtigte Brüder und Schwestern im Glauben".

65-jähriges Bestehen

Aus Anlass der Feiern zum 65-jährigen Bestehen der deutschen Exarchie tagt seit Dienstag das oberste Leitungsgremium der UGKK unter Vorsitz des Kiewer Großerzbischofs Swjatoslaw Schewtschuk in München. Auch Dzyurakh ist Mitglied der Ständigen Synode aus insgesamt fünf Bischöfen. 

Der aus der ukrainischen Region Lwiw (Lemberg) stammende Dzyurakh ist seit 2021 Apostolischer Exarch für Deutschland und Skandinavien. Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum, etwa zehn Prozent zur griechisch-katholischen Kirche.

Die UGKK erkennt den Papst als Oberhaupt an und praktiziert den byzantinischen Ritus in ukrainischer Sprache. 20 der 36 Bistümer und Exarchate der Kirche liegen im Ausland, allein 12 in Nord- und Südamerika.

Quelle:
KNA