Es ist ein Abschied, der Raum für Neues schafft: Das älteste Privattheater Kölns, das "Theater der Keller", zieht in die bereits seit drei Jahren profanierte Kirche des Dominikanerklosters Heilig Kreuz in Köln ein und verwandelt das frühere Gotteshaus in eine Bühne.
Pater Gottfried Milchbrand OP, Provinzial der Dominikaner, fasst diesen Wandel so zusammen: "Tradition bedeutet weiterzugeben, was trägt und einzusehen, was seine Zeit hatte." Ein Satz, der auch für das neue Projekt gelten könnte.
Neues Zuhause für das Theater "Der Keller"
Das "Theater der Keller" ist eine Institution in Köln. Seit rund 20 Jahren befindet sich die Kulturstätte am bisherigen Standort und ist schon lange auf der Suche nach geeigneten neuen Räumen. Nun wird sie in der ehemaligen Kirche des Dominikanerklosters auf Grundlage eines Erbpachtvertrags mit dem Orden eine neue Heimat finden.
Geplant ist, den linken Flügel der Kirche zu einem Foyer umzubauen, während die Krypta künftig als Lager und Werkstatt dient. Auch eine spätere Erweiterung ist denkbar. Neben Theatervorstellungen soll das Foyer auch für Lesungen, Firmenveranstaltungen oder andere kulturelle Events genutzt werden.
Parallelveranstaltungen wird es nicht geben, hierfür wird die Schallisolierung wahrscheinlich nicht ausreichen. Außerdem soll das Angebot ausgebaut werden: So sind mehr als die bisherigen vier Produktionen pro Spielzeit und die Öffnung für freie Gruppen geplant. Damit soll nach und nach ein lebendiges Kulturzentrum entstehen.
Umbau mit Maß und Haltung
Verantwortlich für die architektonische Planung ist das Büro Thiess, das bereits das "Junge Theater Bonn" umgestaltet hat. Der Umbau einer Kirche in ein Theater ist selten und erfordert Fingerspitzengefühl.
Die Bühne wird künftig Richtung Straße ausgerichtet, das schafft mehr Platz und nimmt dem Raum etwas von seinem sakralen Charakter. Rund 1,5 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. "Die Strategie der Perfektion macht viele Projekte kaputt", sagt Architekt Walter Thiess.
Sein Team setzt bewusst auf pragmatische Lösungen, die die Geschichte des Ortes respektieren. Die Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen. Unterstützt wird das Projekt von einem ehrenamtlichen Bauausschuss und einem Projektleiter. Auch finanziell ist der Start gesichert: Fördermittel des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), die bereits seit 2017 genehmigt sind, können nun abgerufen werden.
Sakraler Raum, neue Bedeutung
Mit der Profanierung verliert Heilig Kreuz seine liturgische Funktion, bleibt aber ein Ort mit Geschichte. Ein "weltlicher Raum mit sakraler Vergangenheit" entsteht, wie es die Initiatoren nennen.
Wo früher gepredigt und gebetet wurde, sollen künftig Schauspieler- und Schauspielerinnen auftreten. Der Raum, der über Jahrzehnte spirituelles Zentrum war, wird nun zur Bühne, ohne seine Würde zu verlieren. So entsteht ein Ort, an dem Kunst, Kultur und Erinnerung miteinander verschmelzen.
Kirchen als Bühnen – selten, aber nicht einzigartig
Dass Kirchen zu Theatern werden, ist nach wie vor eine Ausnahme. In Bochum-Wiemelhausen wurde die katholische Kirche St. Albertus Magnus nach ihrer Profanierung in ein Theater umgewandelt. Die Immanuelskirche in Wuppertal ist heute ein Kultur- und Gemeindezentrum. Auch die Kulturkirche Köln-Nippes wird für Konzerte und Lesungen genutzt, parallel zu Gottesdiensten.
Andere Beispiele finden sich in Lindau am Bodensee, wo eine ehemalige Klosterkirche bereits seit 1887 als Theater dient, oder in Wehr-Öflingen an der Schweizer Grenze: Dort wurde eine evangelische Kirche an die Stadt übergeben und zum "Kulturturm" mit Theaterbetrieb umgebaut.
Im Ausland sind Umbauten häufiger: In den USA, Kanada oder Großbritannien entstanden ähnliche Projekte, etwa an der Bedford School.
Der Umbau der Dominikanerkirche Heilig Kreuz ist also weitaus mehr als ein Bauprojekt. Er steht für einen kulturellen und gesellschaftlichen Wandel: Sakrale Räume verlieren ihre liturgische Funktion, gewinnen aber neue Bedeutung als Orte der Begegnung.
So bleibt Geschichte lebendig – nicht im Stillstand, sondern im Weitergehen. Und wo früher das Wort verkündet wurde, erzählt künftig das Theater seine Geschichten.