Für die Mitglieder des "ordo praedicatorum" – des Predigerordens – gibt es viele Namen: Sie werden nach der wortwörtlichen Bedeutung der Ordensbezeichnung Predigerbrüder genannt. Weitaus gebräuchlicher ist allerdings die Verwendung der Bezeichnung Dominikaner, die sich auf den heiligen Dominikus bezieht, der den Orden im 13. Jahrhundert gründete.
Im englischen Sprachraum werden die Dominikaner aufgrund des schwarzen Umhangs ihres Ordensgewandes auch Blackfriars gerufen. Ein Spitzname für die Ordensleute, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Predigerorden das Kürzel "OP" hinter ihrem Namen führen, ist jedoch weltweit verbreitet: die Hunde des Herrn.
Seinen Ursprung hat diese augenzwinkernde Bezeichnung in einem Wortspiel mit dem lateinischen Wort "dominicanus". Dieser Name für die Dominikaner klingt dem Ausdruck "domini canes" – "Hunde des Herrn" auf Latein – zum Verwechseln ähnlich.
Der hündische Spitzname der Dominikaner scheint so sehr mit dem Orden verbunden gewesen sein, dass er Eingang in eine Legende über den Gründervater der Predigerbrüder Eingang gefunden hat: Die Mutter des Dominikus soll vor der Geburt des späteren Heiligen einen besonderen Traum gehabt haben. Darin sah sie einen schwarz-weiß-gefleckten Hund mit einer brennenden Fackel in der Schnauze, der um eine Erdkugel lief und dabei versuchte, alles in Brand zu stecken.
Unruhige Missionare, die an streunende Hunde erinnern
Diese Legende ist Ausdruck der Aufgabe, der sich der Dominikanerorden verschrieben hat: der Verkündigung des Evangeliums in aller Welt. Wie Hunde, die gehorsam ihrem Herrn dienen, wollen die Predigerbrüder in Treue zu Papst und Kirche den Glauben verbreiten.
Zu diesem Zweck schrieb Dominikus seinen Ordensbrüdern ein einfaches Leben in die Ordensregel. Sie sollten, anders als viele Kleriker des Spätmittelalters, ein einfaches Leben führen, und damit die Menschen von der Ernsthaftigkeit ihres Glaubens überzeugen. So war es den Predigerbrüdern etwa verboten, sich mithilfe von Pferden fortzubewegen oder von ihnen herab zu predigen. Sie mussten arm leben und zu Fuß umherreisen, um so mit den einfachen Menschen auf Augenhöhe in Kontakt kommen – unruhige Missionare, die an streunende Hunde erinnern.
Spürhunde der Kirche?
Gleichzeitig steht die Hunde-Metapher im Zusammenhang mit dem berüchtigten Ruf, den sich die Dominikaner schnell erwarben.
Seit Beginn der Inquisition im 13. Jahrhundert wurden sie von den Päpsten damit beauftragt, Häretiker auszumachen und zu verfolgen. Die Predigerbrüder wurden zu so etwas wie den Spürhunden der Kirche. Ein Grund dafür war ihre gute theologische Ausbildung, die charakteristisch für den Orden ist. Wer den Glauben der Kirche verkündet, solle das nicht nur mit Inbrunst tun, sondern auch mit einem intellektuellen Fundament, so das Credo des heiligen Dominikus.
Die theologische Suche nach der Wahrheit wurde so fundamental für den Predigerorden, dass der lateinische Begriff "Veritas" zu seinem Wahlspruch wurde. Das dominikanische Rudel ist daher bis heute sehr vielfältig und besteht bei weitem nicht nur aus Wachhunden des Glaubens. Vielmehr brachte der Orden immer wieder theologische Vordenker und große Mystiker hervor – die teilweise selbst von der Inquisition kritisch beäugt wurden.
Dazu zählen bei weitem nicht nur so bedeutende Gestalten, wie Albertus Magnus, Thomas von Aquin oder Meister Eckhart. Der spanische Dominikaner Melchior Cano versuchte etwa im 16. Jahrhundert neue Erkenntnisorte für die Theologie aufzuspüren.
"Die Hunde dürfen nicht schweigen, wo die Hirten schlafen"
Cano bewies als Berater beim Konzil von Trient zudem, dass Dominikaner zumeist keine Schoßhündchen der kirchlichen Hierarchie sind. Er beteiligte sich bei dem Reformkonzil, das von 1545 bis 1563 in mehreren Sitzungsperioden stattfand, mit zahlreichen Wortmeldungen. Dort soll er die Bischöfe etwa mit folgenden markanten Worten zu einem kirchlichen Neuaufbruch aufgefordert haben: "Die Hunde dürfen nicht schweigen, wo die Hirten schlafen."
Die Dominikaner als Hunde des Herrn – dieses Bild wurde so selbstverständlich, dass es sich in Ikonografie und Heraldik niederschlug. Der heilige Dominikus wird zumeist mit einem vierbeinigen Gefährten dargestellt, der eine Fackel zwischen den Zähnen trägt.
Das schwarz-weiße Ordenswappen kommt oftmals mit einem ebensolchen Hund einher, der den heraldischen Schild flankiert. Und auch im Predigerorden selbst hat sich der Hund als tierisches "alter ego" der Dominikaner derart etabliert, dass die aus Predigerbrüdern bestehende US-Band "Hillbilly Thomists" ihr dominikanisches Hunde-Sein in einem Lied besingt: "I'm a dog with a torch in my mouth for my Lord" – "Ich bin ein Hund für meinen Herrn, mit einer Fackel in meinem Mund".