Priesterausbildung nicht von "Not und Mangel" her definieren

Individualität statt Uniformität

Uniformität und Inflexibilität haben in der Priesterausbildung ausgedient, so der Kölner Regens Regamy Thillainathan. Dem "Profil des künftigen Priesters" werde man nur mit einem individuellen Zugang zur Priesterausbildung gerecht.

Autor/in:
Gerald Mayer
Collegium Albertinum; Priesterseminar; Bonn; Priesterausbildung / © Gerald Mayer (DR)
Collegium Albertinum; Priesterseminar; Bonn; Priesterausbildung / © Gerald Mayer ( DR )

Der Regens des Kölner Priesterseminars, Regamy Thillainathan, spricht sich für eine Individualisierung in der Priesterausbildung aus. "Eine uniforme und starre Ausbildungsordnung wird weder den einzelnen Studenten noch dem notwendigen Profil des künftigen Priesters gerecht", so Thillainathan gegenüber DOMRADIO.DE.

Dass die Zahl der Priesteramtskandidaten bundesweit sinke, sei kein Geheimnis. Dafür werde die Gruppe der Seminaristen immer heterogener. Die Bandbreite reiche von "Seminaristen, die unmittelbar nach dem Abitur eintreten bis hin zu jenen, die aus dem Berufsleben ins Seminar wechseln". Zum Teil entschieden sich die angehenden Priester nach vier oder sechs Semestern ihres Theologiestudiums dafür, die Priesterausbildung zu beginnen.

Pfarrer Regamy Thillainathan (berufen.de)

Erzbistum Köln setzt auf "grundlegende Reform"

Zusammenlegungen und Fusionen von Seminaren sieht der Kölner Regens vor diesem Hintergrund kritisch. Statt die Ausbildung von "Not und Mangel" her zu definieren und auf Zentralisierung von Seminaren zu setzen, müsse das Seminar "Heterogenität und Individualität der Kandidaten Rechnung tragen". Daher setze das Erzbistum Köln auf eine grundlegende Reform der Priesterausbildung.

Im Fokus stünden dabei in Zukunft vor allem die "Ausprägung der eigenen Identität hin zu einer reifen Persönlichkeit" der Kandidaten, "eine existenziellere Auseinandersetzung mit der Lebensform des Zölibats und der eigenen Sexualität" sowie die eigene geistliche Verwurzelung und die Berufungsklärung.

Collegium Albertinum in Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Collegium Albertinum in Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )

Zusammenarbeit mit Lehrenden "unerlässlich"

Um die "ganzheitliche Entwicklung der Seminaristen" effektiv zu fördern, sei die Zusammenarbeit zwischen Ausbildungsleitung und Professorium "unerlässlich", betont Regens Thillainathan. Das sei ein wesentlicher Punkt der "Ratio fundamentalis", mit der die Kleruskongregation, die seit 1970 gültige Grundordnung für die Priesterausbildung im Jahr 2016 abgelöst hatte. Nur im Miteinander von Lehrenden und Ausbildenden könne "gemeinsam für das Wohl der uns anvertrauten Studierenden gewirkt werden", so Regens Thillainathan. Er sei dankbar, dass dieses "vertrauensvolle und konstruktive Miteinander" mit der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Bonn gepflegt werde. Im Jahr 2022 seien bereits neue Kooperationsveranstaltungen und langfristige Projekte geplant.

Information: Auch der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, Jochen Sautermeister, sprach sich im DOMRADIO.DE-Interview gegen eine Zentralisierung und für eine regionale Priesterausbildung aus.

Zahlen und Fakten zur Priesterausbildung in Deutschland

Die katholischen Bischöfe haben eine Debatte über die Priesterausbildung und ihre Standorte in Deutschland angestoßen. Einige Daten:

Nach Angaben des Katholisch-Theologischen Fakultätentags bestehen in Deutschland insgesamt 18 Theologische Fakultäten beziehungsweise Fachbereiche an staatlichen Universitäten oder in kirchlicher Trägerschaft. Dazu kommen 33 Institute für Katholische Theologie zur Ausbildung von Religionslehrern an staatlichen Hochschulen.

Symbolbild Unterricht im Priesterseminar / © Maria Irl (KNA)
Symbolbild Unterricht im Priesterseminar / © Maria Irl ( KNA )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema