Priester aus allen Bistümern beraten über Zukunft

"Glaube und Glaubenssehnsucht sind da"

Priester aus allen Bistümern Deutschlands haben sich in dieser Woche in Paderborn getroffen. Der Sekretär des Priesterrates im Erzbistum Köln erzählt, welche Themen gerade anliegen.

Holzkreuz in der Hand / © PKStockphoto (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Man könnte sagen, kaum noch jemand will Priester werden. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Der Vertrauensverlust der katholischen Kirche ist enorm. Und doch gibt es keinen Grund, sich zu fürchten. Wie sehen Sie das? 

Pfarrer Jochen Thull (Leitender Pfarrer in Brühl und Sekretär des Priesterrates im Erzbistum Köln): Das sehe ich auch so. Weil wir haben jetzt eine Menge Themen, die zum Teil hausgemacht sind, die jetzt alle auch aufschlagen. Aber trotzdem würde ich sagen, der Glaube in den Gemeinden, aber auch die Glaubenssehnsucht bei Menschen sind da. Wir müssen nur vielleicht neue, andere Formen finden und anders ansetzen. 

DOMRADIO.DE: Was heißt das? 

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Thull: Das heißt, wir haben jetzt natürlich die Reformprozesse, die auch angegangen werden und die dann - das ist ja durchaus der Plan vom Synodalen Weg - in den Weltsynodenweg einfließen. Aber trotzdem: Vor Ort hat man jede Menge Möglichkeiten, Menschen anzusprechen und Kirche und Glauben zu gestalten. 

DOMRADIO.DE: Ja, beim Synodalen Weg ringt die Kirche um einen Plan für die Zukunft. Wie sieht denn die Arbeitsgemeinschaft der Priesterräte für diesen Synodalen Weg aus? Der wird ja auch kontrovers diskutiert. 

Thull: Insgesamt sind fünf oder sechs Mitglieder des Priesterrates im Synodalen Weg verwurzelt, weil sie Gesandte sind von ihren Diözesen aus, die dann natürlich sehr aktuell von der Vollversammlung zum Beispiel erzählen, damit wir an dem Prozess, der sich da vollzieht, mitbeteiligt sind oder zumindest Infos haben, die nicht nur aus der Presse sind. 

DOMRADIO.DE: Wie wird denn da aktuell diskutiert? Geht es dabei auch um konkrete Fragen wie zum Beispiel nach der Ehelosigkeit der Priester? 

Thull: Das war jetzt nicht so sehr das Thema. Es war nach Corona das erste Mal, dass wir wieder in voller Größe zusammen waren. Und dann sind natürlich Themen aufgeschlagen, die in allen Priesterräten und Diözesen da sind, nämlich die ganzen Umstrukturierungsprozesse zu Großpfarrei oder Großräumen und dann verbunden natürlich die Leitungsfrage: im Team oder nur der Pfarrer oder auch Laien, Modelle, die ja in den Diözesen durchgespielt werden. Dann ist natürlich auch klar, dass die Seminare zum Teil verlegt geschlossen werden, die Diözesen zusammenarbeiten und in allen Diözesen der Rückgang von Seelsorgepersonal abzuzeichnen ist.

DOMRADIO.DE: Bisher ist der Priesterrat logischerweise auch ein reiner Männer-Rat. Wurde auch über Frauen und die Rolle der Frau in der katholischen Kirche gesprochen? 

Pfarrer Jochen Thull

"Das Thema Frauenpriestertum oder Frauen in Ämtern war nicht explizit Thema dieses Priesterrates."

Thull: Erzbischof Becker hat das in unserem Kamingespräch angesprochen. Die Mitglieder der Synode haben auch vom Grundlagentext von "Forum Frauen in der Kirche" berichtet. Aber das Thema Frauenpriestertum oder Frauen in Ämtern war nicht explizit Thema dieses Priesterrates. Das hatten wir schon mal. Aber das wird auch im Blick bleiben, wenn wir in Görlitz in diesem Herbst uns der Themen annehmen: priesterliche Identität, Rollenbild des Priesters, wozu braucht es einen Priester? Was sind seine spezifischen Aufgaben? Und dann wird natürlich auch die Frage von Zölibat und auch Frauendiakonat damit behandelt oder auch zum Thema werden. 

DOMRADIO.DE: Was hat man denn bisher jetzt rausgefunden zum Priesterbild der Zukunft: Wie kann das attraktiver werden, damit junge Menschen sich selbst vorstellen können, Priester zu werden? 

Thull: Ich glaube, da ist man doch auf der Suche. Priesterliche Identität ist ja auch ein Thema im Synodalen Weg, genauso wie natürlich Profil oder Identität der anderen Seelsorgeberufe; Pastoral, Gemeindereferentin, Diakon. Und im Grunde war die nüchterne Erkenntnis, dass zum Thema priesterliche Identität, es jetzt eigentlich noch mal neu anfängt, das mal richtig anzugehen, zu definieren. Auch wenn es natürlich aus der Geschichte oder aus dem Aktuellen viele Kennzeichen, Definitionen oder Selbstverständnisse gibt. Aber das mal zu bündeln in die heutige Zeit, das liegt beim Synodalen Weg auf der Arbeitsfläche, aber auch bei uns.

Das Interview führte Florian Helbig.

Quelle:
DR