Präses Schneider wird als Nachfolger Margot Käßmanns favorisiert

Bei der EKD stellen sich Weichen

Nach dem Rücktritt seiner Vorsitzenden, Bischöfin Margot Käßmann, setzt der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland auf Kontinuität. Der bisherige Stellvertreter Käßmanns, der rheinische Präses Nikolaus Schneider, soll bis zur nächsten Synodentagung im November als amtierender Ratspräsident fungieren, beschloss das Leitungsgremium auf einer Sitzung in Tutzing. Auch für die Zeit danach ist er der Favorit.

 (DR)

Bei der Suche nach einem neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) machen sich führende Kirchenfunktionäre für den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, stark. Am Rande der ersten Sitzung des Rats nach dem Rücktritt der bisherigen Vorsitzenden Margot Käßmann sprachen sich sowohl der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Johannes Friedrich, als auch die Präses der Synode der EKD, Katrin Göring-Eckardt, für Schneider aus. "Auch von sehr vielen anderen" im Rat sei dieser Wunsch zum Ausdruck gebracht worden, sagte Göring-Eckardt am Samstag im oberbayerischen Tutzing.

Der bisherige Vizechef Schneider leitet den Rat der EKD seit Käßmanns Rücktritt bis zur Neuwahl im Herbst kommissarisch. Göring-Eckardt betonte: "Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Zusammenarbeit mit Nikolaus Schneider über den Herbst hinausreichte." Mit seiner hohen sozialethischen Kompetenz werde er "die unverwechselbare Stimme unserer Kirche in der Gesellschaft zur Geltung bringen". Schneider stehe für eine Kirche, "die nahe bei den Menschen ist". Man wolle aber die Entscheidung der Synode im Herbst abwarten, sagte die Grünen-Politikerin.

Auch nach dem Willen von Friedrich, der ebenfalls als möglicher Kandidat für den EKD-Ratsvorsitz gehandelt wird, sollte Schneider das Spitzenamt übernehmen. "Das wäre mein persönlicher Wunsch", sagte der bayerische Landesbischof.

Schneider: Ich bin offen für die Situation
Schneider signalisierte seine Bereitschaft, Käßmanns Nachfolge anzutreten. "Ich bin offen für die Situation, für das was auf mich zu kommt", sagte der 62-Jährige. Auch Schneider verwies aber auf die Synode. Solange er amtierender Ratsvorsitzender sei, wolle er die Arbeit von Wolfgang Huber und Margot Käßmann zielstrebig und mit eigenen Akzenten fortsetzen.

Sein Herz schlage dabei besonders für das Thema Solidarität und Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Auf diesem Gebiet könne er sich auch eine evangelisch-katholische Zusammenarbeit sehr gut vorstellen. Aber auch für eine "an den Leitvorstellungen des gerechten Friedens orientierte Friedenspolitik" und die "kraftvolle Weiterentwicklung" des innerkirchlichen Reformprozesses wolle er sich einsetzen.

Hintergrund
Seit 2003 ist Schneider Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Mitglied des Rats der EKD. Er wuchs in Duisburg auf und ist seit 1976 Pastor. Der verheiratete Vater von drei Kindern lebt in Düsseldorf.

Die bisherige Ratsvorsitzende Käßmann war am Mittwoch als Konsequenz aus einer Alkoholfahrt zurückgetreten. Göring-Eckardt nannte den Rücktritt einen "schweren Verlust". Der Rat sei sich in dem Wunsch einig, "dass Margot Käßmann eine wichtige Stimme im deutschen Protestantismus bleibt".

Über die Nachfolge Käßmanns entscheidet die EKD-Synode im November auf ihrer nächsten Tagung in Hannover. Die reguläre Sitzung des Rats in Tutzing war bereits vor dem Wirbel um Käßmanns Alkoholfahrt angesetzt worden.