Präses Latzel bereitet Evangelische Kirche auf Wandel vor

Sparkurs für die Rheinische Kirche

Wie sieht die Kirche der Zukunft aus? Die finanziellen und personellen Möglichkeiten werden vielerorts weniger, der Reformdruck wächst. In der rheinischen Kirche berät derzeit die Landessynode über Lösungen.

Präses Dr. Thorsten Latzel hält am zweiten Sitzungstag der Landessynode 2025 seinen "Bericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse" / © Meike Böschemeyer (ekir)
Präses Dr. Thorsten Latzel hält am zweiten Sitzungstag der Landessynode 2025 seinen "Bericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse" / © Meike Böschemeyer ( ekir )

Angesichts massiver Sparzwänge muss sich die Evangelische Kirche im Rheinland nach den Worten ihres leitenden Theologen Thorsten Latzel neu aufstellen. 

Um weiter für andere da zu sein, müsse die zweitgrößte deutsche Landeskirche relevant für die Menschen und flexibel in den Formen sein, sagte der Präses am Montag vor der rheinischen Landessynode in Bonn. Zusammen mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer (SPD) wies er auf die wichtige Rolle von Kompromissen in der Demokratie hin.

Einsparungen von mindestens 33 Millionen Euro

Die Synode, das Kirchenparlament der 2,1 Millionen rheinischen Protestanten, soll in dieser Woche Einsparungen von mindestens 33 Millionen Euro auf den Weg bringen, das werde "auch den schmerzhaften Abschied von manchen wertvollen Arbeitsfeldern einschließen", sagte Latzel. 

Er sei "sehr zuversichtlich", was den Prozess der Haushaltskonsolidierung angehe: "Fürchten muss sich da überhaupt niemand."

Latzel will die Kirche nicht auf ihre Krisen reduziert sehen

Trotz Inflation und Wirtschaftskrise, der höchsten Quote an Kirchenaustritten seit der Nachkriegszeit und eines "tiefen Abbruchs religiöser Verbundenheit zwischen den Generationen" will Latzel die Kirche nicht auf ihre Krisen reduziert sehen. 

Eine Person steht am Ausgang einer Kirche. / © Andrea Krogmann (KNA)
Eine Person steht am Ausgang einer Kirche. / © Andrea Krogmann ( KNA )

"Gerade auch im Prozess des Kleiner-Werdens und bei der anstehenden Haushaltskonsolidierung" müsse in den strategischen Finanzüberlegungen mit Gott gerechnet werden, sagte er. Es gehe es um "eine zukunftsorientierte Neugestaltung von Kirche".

Einschnitte bei Kirchlicher Hochschule Wuppertal (KiHo) 

Die Ausgaben im landeskirchlichen Haushalt sollen in den kommenden Jahren um gut ein Fünftel reduziert werden. Einschnitte soll es etwa bei der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo) durch einen Umbau zu einem theologischen Bildungscampus geben. 

Latzel sprach von einer Reaktion auf "die Bildungsherausforderungen unserer Zeit", auch Ehrenamtliche benötigten mehr theologische Bildung. Von zentraler Bedeutung seien zudem der Religionsunterricht und die Konfirmandenarbeit.

Schulseelsorge soll aufgebaut werden

In der Aussprache zu seinem Bericht ging es auch um die Chancen der Schulseelsorge. Diese habe "großes Potenzial" und müsse ähnlich wie Polizei- und Krankenhausseelsorge aufgebaut werden, betonte er. Sie sei "unbedingt zu stärken".

Besorgt äußerte sich der rheinische Präses über das politische Klima in Deutschland. Es habe ihn in der vergangenen Woche "erschreckt", wie das demokratische Lager gespalten gewesen sei und die AfD davon profitiert habe. Am Mittwoch hatten Union, FDP und AfD gemeinsam für eine verschärfte Migrationspolitik gestimmt.

Latzel fordert Kompromissfähigkeit

Latzel forderte die demokratischen Parteien auf, sich vor der Bundestagswahl am 23. Februar nicht "zerlegen oder auseinanderdividieren" zu lassen. "Wir werden nach der Wahl sehr wahrscheinlich Koalitionen brauchen von Menschen, die zusammenarbeiten", sagte der 54-jährige Theologe. Dazu brauche es Kompromissfähigkeit.

Alexander Schweitzer, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, sprach ein Grußwort auf der Landessynode 2025 der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Meike Böschemeyer (ekir)
Alexander Schweitzer, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, sprach ein Grußwort auf der Landessynode 2025 der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Meike Böschemeyer ( ekir )

Ähnlich äußerte sich der rheinland-pfälzische Regierungschef Schweitzer: "Wir müssen wieder dafür werben, dass zu einer demokratischen Kultur auch gehört, dass man sich auf den Konsens hin bewegt und dass man dann sagt: Ich stehe hinter gemeinsamen Vorschlägen." Konsens sei ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche.

Die Grundhaltung der AfD ist laut Latzel mit den Werten der christlichen Kirchen nicht vereinbar. Die Demokratie müsse sich wehrhaft zeigen, dazu "sollte man alle Instrumente bedenken". Das könnte ein Parteiverbot oder ein Ausschluss von staatlicher Finanzierung sein, dies sei Sache von Fachleuten.

Gefahr für die Demokratie geht nach den Worten des Theologen auch von sozialen Medien aus: "Es geht hier um die Grundinfrastruktur unserer Kommunikation, und die ist in den Händen von einigen populistischen Superreichen." Zuletzt hatte der US-Multimilliardär Elon Musk als Besitzer der Plattform X unter anderem zur Wahl der AfD aufgerufen.

Die Landessynode ist das oberste Beratungs- und Entscheidungsorgan der rheinischen Kirche. Die 191 stimmberechtigten Mitglieder befassen sich bis Freitag mit einer Reihe von Vorlagen und Kirchengesetzen, wählen einen Teil der Kirchenleitung neu und verabschieden den Haushalt.

Evangelische Kirche im Rheinland

Die Evangelische Kirche im Rheinland ist mit rund 2,34 Millionen Protestanten die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Sie erstreckt sich zwischen Niederrhein und Saar über das Gebiet der ehemaligen preußischen Kirchenprovinz Rheinland. Die 643 Gemeinden, die in 37 Kirchenkreisen zusammengeschlossen sind, liegen in den vier Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. Präses und damit oberster Repräsentant ist seit März 2021 der 51-jährige Theologe Thorsten Latzel. 

Symbolbild: Ein Holzkreuz / © enterlinedesign (shutterstock)
Symbolbild: Ein Holzkreuz / © enterlinedesign ( shutterstock )
Quelle:
epd