Präses Buß bittet Erdogan um Hilfe zum Erhalt eines christlichen Klosters in der Türkei

Noch ein Brief aus Almanya

Der westfälische Präses Alfred Buß hat den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan um Einsatz zum Erhalt eines christliches Kloster im Südosten Anatoliens gebeten. Das syrisch-orthodoxe Kloster Mar Gabriel sei zurzeit juristischen Angriffen ausgesetzt, die seine Existenz bedrohen, erklärte Buß am Donnerstag in Bielefeld. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner wartet bis heute auf eine Antwort auf seine Briefe an Erdogan.

Brief an Erdogan: Präses Buß (epd)
Brief an Erdogan: Präses Buß / ( epd )

Mehrere Bürgermeister der Region hätten das 1.600 Jahre alte Kloster und seinen Abt, Erzbischof Samuel Aktas, mit Klagen wegen unrechtmäßigen Landbesitzes überzogen. Dabei geht es nach Auffassung von Buß weniger um die Fragen von Grenzstreitigkeiten oder um nicht erteilte Baugenehmigungen. Vielmehr sei es ein «Versuch, die Schließung des Klosters und damit das Ende der Existenz einer Kirche herbeizuführen», schrieb Buß in dem Brief an Erdogan.

Für ein vereintes Europa sei das friedliche Miteinander der Religionen und Kulturen eine unabdingbare Voraussetzung, betonte Buß. Das Kloster Mar Gabriel sei geistliches Zentrum und religiöse Heimat für viele Christen innerhalb und außerhalb der Türkei. «Ihnen diese Heimat zu nehmen, wäre nicht nur eine Katastrophe für die syrisch-orthodoxe Kirche, sondern auch ein schwerer Verlust für die Kirche weltweit», erklärte der westfälische Präses, der im vergangenen Jahr mit einer Delegation der Kirchenleitung die Türkei besucht hatte. Zum Programm gehörten Gespräche mit Vertretern des Amtes für Religiöse Angelegenheiten und islamische Theologen in Ankara.

Die syrisch-orthodoxe Glaubensgemeinschaft zählt den Angaben nach zu den ältesten Kirchen der Welt. Sie führt sich auf die 37 nach Christus gegründete Gemeinde von Antiochien, heute Antakya, zurück und bewahrt bis heute die Muttersprache von Jesus, das Aramäische. Wie andere christliche Konfessionen ist sie in der Türkei immer wieder Behinderungen durch staatliche Behörden ausgesetzt. Heute leben etwa 1.400 syrisch-orthodoxe Christen in der Türkei, 1960 waren es noch 200.000.

Meisner drängt weiter auf Kirche im türkischen Tarsus
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hofft auf eine baldige Zusage der Türkei zur Nutzung einer christlichen Kirche in Tarsus. Das sei einer seiner größten Wünsche zu Weihnachten, sagte er am Mittwoch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. «Mein Wunsch ist, dass wir die Pauluskirche in der Geburtsstadt des Völkerapostels, im südtürkischen Tarsus, als christliches Gotteshaus zur Verfügung gestellt bekommen.»

Der Kardinal erklärte: «Mit aller Vorsicht möchte ich sagen: Es scheint sich hier vielleicht etwas positiv zu bewegen.» Konkret tue sich allerdings noch nichts. Meisner und andere Bischöfe appellieren seit längerem an die Türkei, dauerhaft eine Kirche in Tarsus zu genehmigen. Anlass ist das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Paulusjahr, das Mitte 2009 endet. Bei einem Besuch in Tarsus im Oktober verwies Meisner auf das Recht auf Religionsfreiheit, das auch für Minderheiten gelte.