Prälat Bachner im domradio-Interview zu Richtlinie über multireligiöse Feiern

"Köln ist immer die treue Tochter Roms"

Das Erzbistum Köln weist Kritik an seiner Richtlinie über multireligiöse Feiern an katholischen Schulen zurück. Kardinal Joachim Meisner habe damit nur in Erinnerung gerufen, was die Deutsche Bischofskonferenz bereits 2003 in einer Handreichung geschrieben habe, so ein Sprecher. Der Direktor der Hauptabteilung Schule / Hochschule des Generalvikariats im Erzbistum Köln, Prälat Gerd Bachner, erläutert im domradio-Interview die Hintergründe der Leitlinie.

 (DR)

domradio: Der Kölner Kardinal Joachim Meisner untersagt multireligiöse Feiern. Was ist denn nun an dieser Meldung dran?

Prälat Bachner: Diese Meldung beruht auf Irritationen an Grundschulen, wo es gemeinsame Gottesdienste von Christen und Nicht-Christen gegeben hat und da waren Schüler irritiert. Und das hat den Kardinal mehrfach erreicht. Und vor Hintergrund dieser Irritationen, dass Schüler das nicht verstanden haben, was da geschieht, hat der Kardinal diese Richtlinie erlassen, um eben auch deutlich zu machen: Gottesdienste kann es geben, ökumenisch, und die soll es auch in Zukunft geben zwischen evangelischen und katholischen Christen, aber mit anderen, nicht-christlichen Religionen, kann es einen gemeinsamen Gottesdienst nicht geben, weil wir ein unterschiedliches Gottesbild haben. Wir glauben an den einen Gott, aber Christen tun dies in einer anderen Weise, als z.B. Muslime. Und das ist dann auch der Respekt voreinander, den man hat, dass der eine den anderen nicht vereinnahmt.

domradio: Das heißt, der konkrete Anlass war, dass der Kardinal erfahren hat, dass es bei diesen gemeinsamen Gottesdiensten mit Kindern Irritationen gab. Deshalb jetzt dieser Erlass?

Prälat Bachner: Ja. Wir brauchen den Frieden unter den Religionen, hat Papst Benedikt gesagt. Und dieser Friede der Völker begründet auch einerseits und setzt voraus, den Frieden unter den Religionen. Und damit ist der Dialog ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt. Aber ein Dialog kann nicht heißen, bestimmte Unterschiede wegzuwischen und so tun, als hätten wir in allen Fragen eine Einheit. Wir sollen miteinander all das tun, was möglich ist, aber auch den Respekt haben vor anderen Auffassungen und diese dann im Grunde auch ernst nehmen.

domradio: Jetzt ist ja natürlich die Zeit der Weihnachtsfeiern, die all überall sind und es könnte sich jetzt die Vermutung aufdrängen, dass Kardinal Meissner nicht möchte, dass Kinder in Schulen gemeinsam feiern, wenn nun der eine aus dem islamischen Glauben, der andere aus dem jüdischen Glauben kommt. Ist das so gemeint?

Prälat Bachner: Außerhalb eines gemeinsamen Gottesdienste ist all das möglich und förderlich und notwendig auch. Kinder wir müssen einander verstehen, wir müssen die Kultur verstehen, wir müssen die unterschiedlichen Religionen verstehen. Und wir kommen uns da näher, in der Begegnung, im Respekt und auch im notwendigen Dialog. Ob das ein Adventssingen ist, ob das andere Feiern sind, ob es ein Schuljahrsschluss ist, ob ein Festakt zu einer Einweihung, all so etwas soll stattfinden, und dass soll auch stattfinden, in dem Vertreter der verschiedenen Religionen und Konfessionen daran teilnehmen. Also hier keine Sorge, ganz im Gegenteil, das ist zu Begrüßen wenn das stattfindet, an den Schulen, und das soll auch weiter stattfinden. Es geht nur um gemeinsame Gottesdienste, so hat es auch Papst Johannes Paul II. im Friedensgebet von Assisi gemacht. Es war kein gemeinsames Gebet, sondern die Christen beten, und anschließend beten die anderen Gemeinschaften. Aber das Kindern verständlich zu machen ist sehr schwer, und das ist der Hintergrund für unseren Kardinal.

domradio: Also das heißt, wenn in der Turnhalle der katholischen Grundschule eine Weihnachtsfeier mit O Tannenbaum und Lebkuchen stattfindet, heißt es nicht, dass die andersgläubigen Kinder draußen bleiben sollen?

Prälat Bachner: Die sind eingeladen, die sollen mitfeiern. Und unser Kardinal, mischt er sich in öffentliche Schulen ein? Nein, das tut er überhaupt nicht, er respektiert im Grunde die Gesetze, die wir haben von der Verfassung her, aber er hat eine Verantwortung für die Schüler und für die Religionslehrer. Denn jeder Religionslehrer unterrichtet zwar im Schulsystem, einem öffentlichen, aber im Auftrag der Kirche und erhält vom Bischof die Unterrichtserlaubnis, wir sagen die Missio. Und deswegen hat sich der Bischof an die Religionslehrer gewandt und die gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass es diese Irritationen für Kinder nicht gibt.

domradio: Jetzt gibt es ja schon eine Regelung der deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2003, und da heißt es, dass das Lob des einen und ewigen Gottes immer unverzichtbares Element ist, bevor Anliegen und Bitten dann vielleicht zusammen vorgetragen werden können. Warum können denn eigentlich nicht alle zusammen beten?

Prälat Bachner: Wir können nicht zusammen beten, weil wir als Christen zu einem Gott beten, der der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist. Und Jesus Christus ist für die Christen Gottes Sohn. Das würde aber ein Muslime so nicht sagen. Und deswegen können wir das leider nicht tun. Wir können auch mit der orthodoxen Kirche leider nicht Eucharistie feiern, weil wir noch keine Kircheneinheit haben. Durchaus leider. Aber dieses leider ist nicht letzten Endes etwas wo wir sagen müssten, weil wir das bedauern tun wir das dann trotzdem, sondern wir müssen den Dialog gehen, aber auf der Basis dessen, was möglich ist.

domradio: Sie haben eben Papst Johannes Paul II. erwähnt, Papst Benedikt XVI. hat ja nun gerade erst mit den Orthodoxen gemeinsam das Vater unser gebetet und in der Moschee hat er meditiert. Ist jetzt vielleicht Köln päpstlicher als der Papst geworden?

Prälat Bachner: Köln ist immer die treue Tochter Roms, sagen wir hier, so verstehen wir uns. Und das ist absolut im Einklang mit Rom und mit dem Heiligen Vater.