Piusbruderschaft kauft in Köln eine Kirche

Ein ganz normales Immobiliengeschäft

Die traditionalistische Piusbruderschaft hat erstmals in Köln eine Kirche gekauft – ein Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche. Das Erzbistum Köln spricht von einem "ganz normalen Immobiliengeschäft" und verweist auf den Status Quo der Beziehung zwischen der Vereinigung und Rom.

 (DR)

Auch nach der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe von 2009 sei es noch immer so, dass sich die Priesterbruderschaft St. Pius X. "nicht in voller Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche" befinde, sagte Bistumssprecher Stephan Georg Schmidt auf Anfrage von domradio.de. Das gelte auch für das Erzbistum Köln. Über den aktuellen Vorgang sei man "nicht ganz glücklich".  



Der für Kalk zuständige katholische Dechant Franz Meurer hieß auf Anfrage die Piusbruderschaft "herzlich willkommen". Die Piusbruderschaft solle in dem sozialen Brennpunkt zeigen, was sie für die Armen tun wolle und helfen, dass die Armen zu Jesus finden könnten. Meurer sieht die Vereinigung nicht als Bedrohung seiner Arbeit. Jeder solle etwas machen, "und der Heilige Geist wird das, was nützt, am Leben erhalten". Die Kirche sei bunt, und die Wahrheit sei symphonisch, so Meurer.



Insgesamt mehr als 50 Niederlassungen

Wie die Vereinigung am Dienstag in Stuttgart mitteilte, erwarb sie das 1951 gebaute Gotteshaus im Stadtteil Kalk von der Neuapostolischen Kirche. Die Kirche sei die siebte Kirche, die der Orden hierzulande erworben habe. Kalk ist ein sozialer Brennpunkt.  Bislang verfügt die Piusbruderschaft in der Kölner Innenstadt über eine Kapelle, die mittelfristig als Gottesdienstort aufgelöst wird.



Insgesamt hat die Vereinigung nach eigenen Angaben mehr als 50 Niederlassungen in der Bundesrepublik. Zum vierten Mal kauft die Piusbruderschaft ein Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche, die sich derzeit in einer Phase der Umstrukturierung befindet.



Seit 2009 Gesprächsrunden

Die neuapostolische Gemeinde Köln-Kalk feierte nach eigenen Angaben Ende November ihren letzten Gottesdienst in ihrer Kirche. Die Gemeinde fusioniert mit der neuapostolischen Gemeinde Köln-Mülheim zur neuen Gemeinde Köln-Buchheim. Als Versammlungsstätte dient das Kirchengebäude der alten Gemeinde Köln-Mülheim. Die Neuapostolische Kirche gilt als christliche Sondergemeinschaft und hat in Deutschland schätzungsweise 370.000 Anhänger. Sie gehört nicht zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).



Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet. Die Gemeinschaft lehnt wichtige Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab, insbesondere die erneuerte Liturgie, die Religionsfreiheit und die Ökumene. Nach einer unerlaubten Bischofsweihe 1988 wurden Lefebvre und die vier geweihten Bischöfe der Priesterbruderschaft exkommuniziert. Anfang 2009 hob der Papst die Exkommunikation wieder auf. Seit Ende 2009 gab es im Vatikan mehrere Gesprächsrunden mit Vertretern der Bruderschaft über strittige Lehrfragen und eine Rückkehr in die katholische Kirche.